Sport ist nicht Mord

Dieses Training hält jung

Wer sein Leben durch Sport verlängern will, sollte auf Ausdauertraining setzen. Denn Telomere – die Indikatoren für Langlebigkeit – sprechen wohl eher auf das Laufband an als auf die Muckibude.

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Dieses Training hält jung

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Homburg / Saar. Wer Sport macht, gewinnt Lebensjahre, das ist epidemiologisch recht gut belegt. Dass Sport hinsichtlich möglicher Anti-Aging-Effekte nicht gleich Sport ist, konnten jetzt Kardiologen um Privatdozent Dr. Christian Werner, Universitätsklinikum des Saarlandes, und Professor Ulrich Laufs, mittlerweile Universitätsklinikum Leipzig, in einer randomisierten Studie zeigen (Eur Heart J 2018; online 28. November).

An der Studie nahmen 124 gesunde, aber körperlich relativ inaktive Erwachsene teil. Dabei wollten sie herausfinden, wie sich unterschiedliche Arten einer relativ intensiven körperlichen Betätigung auf bestimmte molekulare Marker auswirken, die mit Langlebigkeit assoziiert sind, konkret die Aktivität des Enzyms Telomerase in Monozyten und die Länge der Telomere in Lymphozyten und Granulozyten.

Der Studie liegt die Beobachtung zugrunde, dass sich die zelluläre Alterung in der Länge der Telomere spiegelt. Telomere sind repetitive Nukleotidsequenzen am Ende eines jeden Chromosoms, die sich wie eine Kapsel um das Chromosom legen und die Zelle, so die Hypothese, auf diese Weise vor einer Apoptose bewahren. Bei alternden Zellen geht die Länge der Telomere zurück. Eines der Enzyme, die gegen eine Verkürzung der Telomere anarbeiten, ist die Telomerase, eine reverse Transkriptase.

Für ihre Studie haben Werner, Laufs und Kollegen die Probanden in vier Gruppen randomisiert. Eine Gruppe führte den inaktiven Lebensstil für die 26 Wochen der Studie fort. In einer zweiten Gruppe gab es dreimal pro Woche je 45 Minuten Ausdauer-Training, belastet bis 60 Prozent der Frequenzreserve. In der dritten Gruppe erfolgte ein ebenfalls auf Ausdauer angelegtes Intervalltraining nach der 4x4-Methode oder Norweger-Methode. Dabei wird viermal vier Minuten intensiv belastet, unterbrochen von Erholungspausen. In der vierten Gruppe schließlich durchliefen die Teilnehmer erneut dreimal pro Woche ein Zirkeltraining an acht typischen Fitnessstudiomaschinen, wobei die alle sechs Wochen adjustierten Gewichte so gewählt wurden, dass pro Gerät zwanzig Wiederholungen gelangen.

Ausgewertet wurde nach einem halben Jahr. Anhand der Zunahme der Sauerstoffkapazität konnten die Forscher zeigen, dass in allen drei Trainingsgruppen ein ähnlicher Trainingseffekt erreicht wurde. Die mittlere Zunahme der Sauerstoffkapazität betrug in den Interventionsgruppen 2,7 bis 3 ml/min*kg, in der Kontrollgruppe ging der Wert um 1,0 ml/min*kg nach unten. Auch die maximale Laufgeschwindigkeit stieg in allen drei Interventionsgruppen, genauso wie die Herzfrequenz in allen drei Interventionsgruppen fiel. Kurz gesagt: Das Training schlug an.

Statistisch signifikante Unterschiede gab es dagegen auf zellulärer Ebene: Bei sportlicher Belastung stieg die Telomeraseaktivität, und die Länge der Telomere nahm zu, allerdings nur in den Gruppen mit Ausdauer- oder Intervalltraining, nicht dagegen in der Gruppe mit Krafttraining, wo sich die Parameter ähnlich verhielten wie in der Kontrollgruppe, nämlich keine große Änderung zeigten.

Zumindest wenn diese beiden molekularen Parameter zugrunde gelegt werden, ist also eher Ausdauertraining als Krafttraining als zellulärer Jungbrunnen anzusehen. Für Werner, den Erstautor der Studie, bestätigt dieses Resultat die Empfehlungen der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie, wonach Krafttraining aus der Perspektive der kardiovaskulären Prävention nicht als Ersatz, sondern eher als Ergänzung von Ausdauertraining betrachtet werden sollte.

In einem Editorial stellen Professor Konstantinos Stellos und Professor Ioakim Spyridopoulos aus Newcastle die Studienergebnisse in den Kontext kardiovaskulärer Erkrankungen. Ein kausaler Zusammenhang zwischen langen beziehungsweise kurzen Telomeren und kardiovaskulären, insbesondere atherosklerotischen Erkrankungen sei bisher nicht beschrieben. Allerdings könne die Verkürzung der Telomere ein Zeichen oxidativen Stresses sein, der wiederum nicht nur auf zellulärer Ebene die Telomere, sondern auch auf Ebene der Blutgefäße das Endothel in Mitleidenschaft ziehe.

Auch gehe eine erhöhte Telomerase-Aktivität mit einer Verbesserung zahlreicher oxidativer Stressparameter einher. Die Kommentatoren schließen sich deswegen der Einschätzung der Studienleiter an, wonach Ausdauertraining aus kardiovaskulärer Sicht zu bevorzugen sei.

Eine andere Frage ist, wie dauerhaft die Effekte auf die Telomere sind. Schon vor neun Jahren konnten Werner, Laufs und Kollegen zeigen, dass jahrelanges Training die Verkürzung der Telomere sowohl in Mäusen als auch in Menschen verringert (Circulation 2009; 120: 2438-47). Es ist also kein vorübergehender Effekt.

„Was wir noch nicht wissen ist, welchen Effekt eine Inaktivität nach vorhergehendem Training hat. Das würde eine eigene Studie erfordern“, so Laufs im Gespräch mit kardiologie.org. Ob es also ausreicht, sich sechs Monate lang zu quälen, um seine Zellen langfristig zu verjüngen, oder ob zelluläres Anti-Aging ein Dauerprojekt ist, das ist noch ein wenig offen.

Weitere Informationen zur Kardiologie auf www.springermedizin.de

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Kommentare
Dr. Horst Grünwoldt 02.01.201914:11 Uhr

Sportliches

Sportlehrer und Fitness-Trainer sollten unterschiedliche Körperübungen nicht gegeneinander ausspielen. Es kommt bei der körperlichen Ertüchtigung ja gerade auf die Abwechslung an.
Das geschieht natürlich in der Bewegungsabfolge besonders bei den Mannschafts-Sportarten wie Ballspiele aller Art. Daneben wird auch noch der Teamspirit und der sozialverträgliche Mannschaftsgeist gefördert.
Für das sportliche Individuum sind gewiß Laufen, Schwimmen und Radfahren in der Freizeit besonders gesundheitsrelevant. Notfalls auch das Laufband und Spinning im Gym.
Bei den Kraftmaschinen wird aber nach m.E. unterschätzt, dass es nicht primär um die "Muckis" geht, sondern um den Kraftfluß vom Muskel über die Sehnen/Faszien auf den Knochen. Und das macht erst die körperliche Stabilität und Flexibilität des gesamten muskulo-skelettalen "Apparates" aus!
Jeder Orthopäde müßte uns eigentlich vermitteln, dass das isometrische Krafttraining in verschiedenen Körperebenen hervorragend geeignet ist, uns vor Arthrose zu schützen. Zu der kommt es bekanntlich erst, wenn Gelenke inaktiv gehalten werden.
Schließlich erfolgt deren Blutversorgung nur bis an/in die Gelenkskapsel.
Darein kommen die Nährstoffe bis an die Synovia und die freien Gelenkskörper ohne Blutgefäße aber nur durch Diffusion. Und die dürfte am besten durch den "Pumpmechanismus" der aktiven Bewegung in allen Ebenen erreicht werden!
Dr. med. vet. Horst Grünwoldt, Rostock

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