Nach Absturz

Entsetzen am Düsseldorfer Flughafen

Am Flughafen Düsseldorf herrscht nach dem Absturz Entsetzen. Ärzte und Notfallseelsorger sind vor Ort - auch, als am frühen Mittwochmorgen die erste Maschine nach dem tragischen Unglück aus Barcelona in Düsseldorf landet.

Von Frank Christiansen Veröffentlicht:

DÜSSELDORF. Ihr Gesicht ist tränennass, die Frau weint, schluchzt, muss von einem Begleiter gestützt werden; rasch wird sie in einen abgeschirmten Bereich des Düsseldorfer Flughafens geführt.

Rund 20 Menschen sind im Ankunftsbereich des Terminals zusammengebrochen, als ihre Vorfreude auf das Wiedersehen ihrer Lieben und die Ankunft von Flug 4U9525 aus Barcelona in fürchterliches Entsetzen umgeschlagen ist.

15 Notfall-Seelsorger waren da, um sie zu betreuen. Der Flughafen hatte einen Krisenstab eingerichtet: Seelsorger und Sanitäter kümmerten sich in der abgeschirmten Lounge um die Angehörigen der Opfer.

Immer wieder mussten die Helfer eintreffende Angehörige in den gesicherten Bereich führen und ihnen "in der vermutlich schwärzesten Stunde ihres Lebens" beistehen, wie Airportsprecher Thomas Kötter sagte.

Für einen anderen Flug entschieden

Der erste Flug aus Barcelona landete dann am frühen Mittwochmorgen gegen 0.25 Uhr in Düsseldorf - mit großer Verspätung. Unter den Passagieren war auch die Spanierin Angeles Sala. Sie hatte überlegt, den Unfall-Flug vom Morgen zu nehmen, sich dann aber dagegen entschieden, weil dieser ihr zu früh war.

"Und jetzt bin ich froh", sagte sie. Im Flugzeug sei es verhältnismäßig ruhig gewesen. Man habe versucht, das Thema Absturz zu vermeiden.

Einen Tag nach dem Unglück war die Stimmung auch am Flughafen gedrückt, die Szenen des Dienstagnachmittags präsent: Verweinte Augen, versteinerte Mienen, blankes Entsetzen. Ein Polizist nutzte seine Mütze als Schutz vor Kameraobjektiven.

Am Mittwochmorgen wartete Jutta Lüdtke-Enking aus Düsseldorf mit rosa Blumen in der Hand und blass im Gesicht, auf ihre Schwestern, die in einem anderen Flieger aus Mallorca sitzen: "Ich bin die Strecke Barcelona-Düsseldorf mit Germanwings selbst oft geflogen. Da fehlen einem die Worte. Schrecklich."

Erste Reaktion: Ungläubigkeit

Die Airport-Helfer des Krisenstabs tragen blaue Westen mit der Aufschrift "Airport Care Team". Vor dem Eingang der Lounge bauten sie eilig einen weißen Sichtschutz auf.

Eine Inhaberin einer Werbeagentur wartete in der Nähe auf einen Kunden und stellte sich die bohrende Frage: "Ist irgendjemand aus dem Bekanntenkreis gerade in Barcelona?" Zum Glück müsse sie heute nicht selbst fliegen, sagte sie.

Gegen 11.30 Uhr sei die Nachricht am Dienstag eingetroffen, dass Flug 4U9525 über den französischen Alpen vom Radar verschwunden ist, berichtete der Airport-Sprecher.

Auf den Ankunftstafeln war der Flug noch lange angezeigt. Ohne Ankunftszeit, ohne Nummer für den Ausgang der Passagiere und ohne Hinweis auf seinen Verbleib.

Ein Stockwerk höher, in der Abflughalle, wussten viele Gäste gar nichts von der Katastrophe. Aber sie spricht sich schnell herum: "Was?", fragte eine Frau aus Duisburg ungläubig.

Eine Rentnerin wartete auf ihren Flug nach Mallorca. Die Nachricht habe sie schon schockiert. Fliegen werde sie trotzdem, sagte sie.

Am Schalter von Lufthansa und Germanwings waren die Mienen der Mitarbeiter einen Tag nach dem Unglück ernst. "Wir haben selbst aus den Nachrichten davon erfahren", sagte eine Mitarbeiterin.

Viele Besatzungsmitglieder von Germanwings konnten nach dem Absturz ihren Dienst nicht antreten.

"Wir haben einige Flugstreichungen in Düsseldorf und Stuttgart gehabt, weil sich Crewmitglieder ,unfit to fly‘, also nicht flugtauglich, erklärt haben", sagte Airline-Geschäftsführer Thomas Winkelmann. "Dafür haben wir selbstverständlich Verständnis."

Am Mittwochmorgen riefen seine und andere Airlines zu einer Schweigeminute auf. "Als Zeichen der Anteilnahme werden die Menschen im Terminal gebeten, einen Moment innezuhalten", sagte der Düsseldorfer Flughafensprecher - um 10.53 Uhr, genau 24 Stunden nach dem Absturz. (dpa)

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