Sachsen
Flut schädigt mehr als 100 Ärzte
In Sachsen sind bislang 105 Praxen durch die Flut geschädigt worden. Die Aufräumarbeiten sind in vollem Gange. Landesärztekammer und KV verweisen auf vielfältige Hilfsmöglichkeiten.
Veröffentlicht:DRESDEN. In Sachsen sind nach Kenntnis der Landes-KV bisher 105 Praxen "in unterschiedlichem Umfang durch das Hochwasser geschädigt worden". Das teilte die KV jetzt auf Anfrage mit.
Am meisten betroffen sei dabei der Osten des Freistaats: So gab es im Bezirk Dresden 65 betroffene Praxen, in den Bezirken Chemnitz und Leipzig sind es bisher 25 und 15. Endgültig sind die Zahlen wohl nicht.
So ist davon auszugehen, dass viele Praxen die Aufräumarbeiten vorziehen und sich erst später an die KV wenden - oder noch gar nicht abschätzen können, wie groß der Schaden ist.
Angebot wie bei Jahrhundertflut 2002
Vor Kurzem rief die KV von der Flut geschädigte Ärzte auf, sich an ihre KV-Bezirksstelle zu wenden. Dort würden sie bei der "Aufnahme und Bewertung des Schadens sowie organisatorisch gegenüber Ämtern und Versicherungen" unterstützt. Dieses Angebot machte die KV auch schon beim Hochwasser 2002. Finanzielle Hilfe der KV ist nicht geplant.
In den meisten Fällen seien die Schäden durch Versicherungen gedeckt, erklärte KV-Chef Klaus Heckemann kürzlich - auch 2002 habe es kaum finanzielle Aufwendungen durch die KV gegeben, "das war auch nicht erforderlich".
Die KV verwies auf "vielfältige Hilfsaktionen, wie Sach- oder Geldspenden innerhalb der Ärzteschaft", zudem auf ein Sonderkreditprogramm der Deutschen Apotheker- und Ärztebank von zehn Millionen Euro.
Es handelt sich um zins- und tilgungsfreie Kredite bei einer Laufzeit von bis zu drei Jahren. Die Kreditsumme beträgt 25.000 Euro pro Praxis oder Apotheke. Nach Ablauf der tilgungsfreien Zeit können die Kredite in Darlehen mit einer längeren Laufzeit umgewandelt werden, schreibt die apoBank.
Darüber hinaus stellt die Bank Zwischenfinanzierungen zur Verfügung, mit denen betroffene Heilberufler die Zeit bis zur Schadensregulierung durch die Versicherung überbrücken können.
Die Landesärztekammer Sachsen bot privat oder beruflich durch Hochwassergeschädigten Ärzten bis zu 2500 Euro pro Arzt aus dem Fonds der Sächsischen Ärztehilfe an.
Bis jetzt , so Sprecher Knut Köhler, hätten sich 15 Ärzte gemeldet. "Drei haben bereits die Soforthilfe als Darlehen bekommen. Ein Arzt erhält aufgrund besonderer Umstände ein nicht rückzahlbares Darlehen."
Schnell Schäden beseitigen
Professor Jan Schulze, Kammerpräsident, erklärte, dass es jetzt zuerst darum gehe, "schnell beim Aufbau und der Beseitigung von Schäden zu helfen".Wie viele Praxen derzeit geschlossen sind, ist nicht zentral erfasst.
Vertretungen werden durch die Bezirksgeschäftsstellen der KV organisiert, hieß es in der Zentrale in Dresden. Dies habe sich auch 2002 bewährt.
Wie sich das Hochwasser auf die Patientenfrequenz auswirkt, kann bisher nur vermutet werden. In vielen Praxen funktionierten EDV und Telefonanlagen nicht, so dass viele Termine vorerst abgesagt sind und neue Anmeldungen nicht angenommen werden, so die KV.
In einer vom Hochwasser betroffenen Praxis im ostsächsischen Pirna hieß es, im laufenden Notbetrieb würden daher tendenziell weniger Patienten kommen.
Das deckt sich mit einer Prognose von KV-Chef Heckemann, der zu Beginn der Flut darauf hinwies, dass Arztbesuche in der Katastrophensituation keine Priorität genießen würden. (tt/eb)
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