Corona-Lage in den Spielorten
Fußball-EM – ein Wagnis vor Zuschauern
Wegen Corona wird die Fußball-EM ein Jahr später angepfiffen – jetzt aber soll die Pandemie das Turnier nicht mehr stoppen. Doch an einigen Spielorten ist die Lage weiter bedenklich.
Veröffentlicht:Berlin. „Europa lebt und feiert das Leben. Europa ist zurück“, tönt UEFA-Chef Aleksander Ceferin vor dem Anpfiff des Eröffnungsspiels Italien gegen Türkei der Fußball-EM am Freitag. Wie ist die Corona-Lage in den elf Spielorten vor dem Start, und welche Grundregeln gelten in den Städten für das Turnier – eine Übersicht: (dpa)
In Italien entspannt sich die Corona-Lage zusehends. Gleichzeitig lockert die Regierung immer mehr Beschränkungen. Derzeit beginnt in Rom die nächtliche Ausgangssperre ab Mitternacht. Sie könnte, je nachdem wie sich die Infektionslage weiter entwickelt, ab kommender Woche in der Region Latium, in der Rom liegt, entfallen. Die Gastronomie ist innen und außen geöffnet.
Wer Karten für die EM-Spiele in Rom hat, hat drei Möglichkeiten, um ins Stadion zu kommen: Entweder per Nachweis von der italienischen Gesundheitsbehörde über eine Impfung oder eine Genesung von der Krankheit oder einen negativen Corona-Test. Dieser darf bei Anstoß nicht älter als 48 Stunden sein. Im Olympia-Stadion dürfen knapp 16.000 Fans dabei sein. In der Altstadt sind an einigen Plätzen Bildschirme aufgebaut und Fan-Feste geplant.
In der autoritär geführten Südkaukasusrepublik Aserbaidschan am Kaspischen Meer sanken die Corona-Infektionszahlen in den vergangenen Tagen immer stärker, je näher das Großereignis rückte. Im April waren es noch über 2000 Fälle an den meisten Tagen, in dieser Woche waren die Tageszahlen nur noch zweistellig. Baku will eine 50-prozentige Auslastung des Olympiastadions erlauben. Demnach sind bis zu 34.900 Fans offiziell zugelassen zu den Spielen.
Auch die zuletzt strengen Corona-Maßnahmen sollen etwas gelockert werden. So soll an den Wochenenden der bisher an arbeitsfreien Tagen lahmgelegte Nahverkehr rollen. Trotzdem gelten viele Pandemie-Einschränkungen noch bis zum 1. August.
Während die Corona-Zahlen anderswo in Europa gesunken sind, blieben sie in Dänemark im Zuge vieler Öffnungsschritte relativ stabil. Das Leben in Deutschlands nördlichstem Nachbarland ist in den vergangenen Wochen immer beschränkungsfreier geworden, so dass nun im Grunde alles wieder geöffnet ist bis auf Diskotheken. Vielerorts muss man jedoch seinen Corona-Pass vorzeigen, mit dem man negative Tests, Impfungen und überstandene Infektionen nachweisen kann - auch im Stadion.
Bei den ersten EM-Spielen auf dänischem Boden werden kurzfristig mehr Fans live im Stadion dabei sein können als ursprünglich geplant. Bis zu 25.000 Zuschauer dürfen pro Begegnung im Parken in Kopenhagen dabei sein. Zuvor waren 15 900 vorgesehen. Der dänische Verband DBU setzt nun alles daran, trotz der kurzen Vorlaufzeit mehr Fans in das maximal 38.000 Fußballzuschauer fassende Stadion lassen zu können.
Bis zum Dänen-Auftakt gegen Finnland am Samstag lässt sich das nach Verbandsangaben noch nicht umsetzen, hoffentlich aber für die Folgespiele. Darüber hinaus sind größere rot-weiße Fan-Events geplant. Im sogenannten Fußballdorf auf dem Ofelia-Platz nahe dem so zentralen wie berühmten Hafen Nyhavn sollen unter anderem mehr als 3000 Gäste Platz finden.
Mehr als 800 Neuinfektionen verzeichnet die Millionenmetropole täglich. Die Stadt richtet ungeachtet massiv steigender Infektionszahlen auch Fan-Zonen ein. Kaum jemand trägt einen Mund- und Nasenschutz, obwohl der vorgeschrieben ist. Das Stadion St. Petersburg mit 68 134 Plätzen ist für eine Auslastung von 50 Prozent freigegeben. Doch haben die Behörden schon durchblicken lassen, dass sie die Regeln eventuell lockern, um noch mehr Menschen ein Live-Erlebnis zu verschaffen.
Ausländer, die sonst ein Visum brauchen für die Einreise nach Russland, sollen mit einem Ticket einfach so kommen dürfen. Zugelassen hat die Touristenmetropole am Finnischen Meerbusen trotz der Pandemie auch EM-Volunteers aus 20 Ländern.
Eigentlich wollte Premierminister Boris Johnson am 21. Juni sämtliche coronabedingten Einschränkungen aufheben. Ob es dabei bleibt, ist angesichts der Ausbreitung der ursprünglich in Indien entdeckten Delta-Variante fraglich. Zuletzt stieg die Sieben-Tage-Inzidenz wieder rapide an. Derzeit liegt sie bei rund 46.
Um die Spiele im Wembley-Stadion zu erleben, müssen Zuschauer einen negativen Corona-Test vorlegen, der höchstens 48 Stunden alt ist. Alternativ genügt der Nachweis, dass sie seit mindestens 14 Tagen vollständig geimpft sind. Kinder bis elf Jahre sind davon ausgenommen. Während der Vorrundenspiele sind im Wembley-Stadion 22.500 Fans zugelassen.
Im Halbfinale soll die Auslastung des 90.00 Zuschauer fassenden Fußballtempels bei 50 Prozent liegen. Mehr als diese 45.000 Fans werden wohl auch beim Endspiel nicht dabei sein, obwohl die Regierung ursprünglich auf ein volles Wembley-Stadion gehofft hatte.
Die 7-Tage-Inzidenz ist mit rund sechs Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner eine der niedrigsten in Europa. Außengastronomie und Hotels sind geöffnet, Mund-Nasen-Schutz muss nur noch in geschlossenen öffentlichen Räumen getragen werden. Die Bukarester Nationale Arena darf zu 25 Prozent mit Zuschauern besetzt sein, das sind etwa 13.000.
Für den Zugang ins Stadion müssen die Fans entweder eine vollumfängliche Corona-Impfung oder eine überstandene COVID-19-Erkrankung nachweisen, oder aber einen frischen PCR-Test vorlegen. Public Viewing ist nicht verboten, doch ist unklar, wie groß das Interesse daran sein wird, zumal Rumäniens Nationalelf sich nicht für die EM qualifiziert hat.
Allmählich entspannt es sich in den Niederlanden. Die Neuinfektionen gehen zurück und liegen bei etwa 83 pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen. Geschäfte und Gaststätten empfangen wieder Gäste – unter Auflagen. Auch Museen, Kinos und Theater sind wieder geöffnet.
Weiter gilt aber die Abstandsregel und Maskenpflicht in allen öffentlichen Gebäuden. Partys sind nicht erlaubt. Pro Tag darf man nur vier Gäste empfangen. Trotz aller Lockerungen: Oranje-Fieber wird es kaum geben. Ins Stadion dürfen nur jeweils 16.000 Zuschauer mit PCR-Test. Ansonsten soll jeder für sich zu Hause schauen. Videoschirme im Freien und Kneipen sind verboten.
In Schottland stiegen die Infektionen mit der Delta-Variante zuletzt. Während deshalb in vielen Teilen Schottlands, darunter auch die Hauptstadt Edinburgh, immer noch strenge Corona-Regeln gelten, ist der strenge Lockdown in Glasgow seit vergangenem Samstag aufgehoben.
Das Stadion Hampden Park soll zu knapp einem Viertel ausgelastet sein, das heißt, dass rund 12.000 Zuschauer dabei sein dürfen. Besondere Corona-Bedingungen für das Publikum sind bisher nicht bekannt geworden. Der Einlass soll gestaffelt erfolgen.
Die Situation wird im einstigen Corona-Hotspot Spanien schon seit Wochen immer besser. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt unter 50. In Andalusien betrug dieser Wert jedoch gut 83. Die Region mit dem EM-Spielort Sevilla steht damit nach La Rioja am schlechtesten da. Es gibt in Andalusien aber kaum noch Restriktionen. Gastronomen dürfen in Sevilla sowohl draußen als auch innen Gäste bewirten.
Allerdings herrscht eine Sperrstunde, die um Mitternacht beginnt. Um die Spiele im Estadio La Cartuja sehen zu können, müssen die Fans einen negativen Corona-Test vorlegen. Ein PCR-Test darf zum Zeitpunkt des Anpfiffs höchstens 72 Stunden alt sein, beim Antigentest verkürzt sich diese Zeit auf 24 Stunden. Vollständig Geimpfte sind von der Testpflicht nicht befreit. In das Stadion, das ein Fassungsvermögen von 57.619 Zuschauern hat, sollen zu jedem Spiel höchstens 12.000 Menschen eingelassen werden.
Die Ansteckungsraten sinken seit März kontinuierlich, zuletzt lag der Siebentagewert in der ungarischen Hauptstadt bei elf. In öffentlichen Innenräumen gilt weitgehend noch Maskenpflicht. Die Außenbereiche der Gaststätten sind für alle zugänglich. Ins Innere der Lokale, in die Kinos, Theater und Veranstaltungsräume dürfen nur Geimpfte und Genesene – getestet sein reicht nicht aus.
Budapest ist der einzige Austragungsort, der volle Zuschauerränge zugesichert hat. Das hat der fußballbegeisterte Ministerpräsident Viktor Orban so bestimmt. Die Puskas-Arena bietet Platz für 67.000 Besucher. Inländische Fans dürfen unter der Voraussetzung in die Arena, dass sie geimpft sind oder nachweislich eine Corona-Erkrankung überstanden haben.
Ausländische Fans brauchen einen aktuellen PCR-Test für die Einreise und einen weiteren für den jeweiligen Match-Besuch. Auch für die Fan-Zonen (Public Viewing), wie etwa im Budapester Stadtwäldchen, gilt: Zugang ist nur Geimpften und Genesenen erlaubt. Gaststätten können in ihren Außenbereichen, die allen zugänglich sind, Monitore für Live-Übertragungen aufstellen.
Die Inzidenz sinkt seit Anfang Mai kontinuierlich, zuletzt lag der Siebentagewert sogar unter 25. Seit dieser Woche gelten deutlich gelockerte Corona-Regeln: Öffentliche und private Feiern sind ebenso wieder möglich wie Open-Air-Events vor bis zu 500 Zuschauern. Die Innengastronomie darf öffnen, die Sperrstunde wird von 22.00 Uhr auf 24.00 Uhr angehoben.
In die Arena dürfen 14.000 Zuschauer. Große offizielle Fanfeste oder Public Viewings gibt es aber nicht. Wirte vor allem in Biergärten und in der Außengastronomie dürften aber Gäste mit Möglichkeiten zum Fußballgucken locken. Durch die neuen Regeln können bis zu zehn Personen auch aus unterschiedlichen Haushalten am Tisch sitzen.