Flüchtlinge
Infektiologen bieten Hilfe an
Angesichts des starken Zustroms von Flüchtlingen ist eine enge Kooperation von Gesundheitsämtern und Infektiologen notwendig. Dabei sollten auch Abweichungen von den gesetzlichen Regelungen möglich sein - vor allem, wenn Public-Health-relevante Infektionen auftreten.
Veröffentlicht:BERLIN. Deutschland erlebt seit dem Sommer einen in diesem Ausmaß nicht erwarteten Zustrom an Flüchtlingen aus den Krisenregionen des Nahen Osten und Afrikas. Insgesamt werden für dieses Jahr etwa eine Million Asylbewerber prognostiziert.
Das stellt auch die medizinische Versorgung vor völlig neue Herausforderungen. Dringend müssen deshalb auch Konzepte zur rechtzeitigen Diagnose und für eine angemessene Versorgung von Infektionskrankheiten bei Flüchtlingen entwickelt werden, fordert die Deutsche Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte in der Versorgung von HIV-Infizierten (dagnä) in einer Stellungnahme zur Versorgung von Infektionskrankheiten bei Flüchtlingen.
Besondere Risikolage
Das Robert Koch-Institut habe bereits auf die erhöhte Bedeutung von Infektionskrankheiten hingewiesen. Diese dominierten in vielen Ursprungsregionen der Asylbewerber das Krankheitsgeschehen. Genannt werden HIV, Hepatitis-Erkrankungen und Tuberkulose.
Hinzukommen akut behandlungsbedürftige Infektionen wie Malaria, Meningitis, Fleckfieber sowie erregerbedingte Durchfallerkrankungen, deren Inzidenz und Prävalenz in der deutschen Bevölkerung geringer seien.
Die meist ehrenamtlich in der Erstaufnahme oder Versorgung von Flüchtlingen tätigen Ärzte können nach Einschätzung der dagnä die Indikationsstellung eher akut behandlungsbedürftiger Infektionskrankheiten nicht zeitnah gewährleisten.
Bürokratische Hindernisse könnten die Zusammenarbeit für die zeitnahe Diagnose und angemessene Versorgung von Flüchtlingen mit Infektionskrankheiten verzögern. Das begünstige eine Weiterverbreitung von Infektionen.
Flickenteppich in der Versorgung
Die Versorgung von Flüchtlingen mit Infektionskrankheiten sei gegenwärtig im besten Fall ein regionaler Flickenteppich. Es müsse das Ziel sein, Betroffene und Menschen im Umfeld bestmöglich zu schützen. Aus Sicht der HIV-Ärzte und der ambulant tätigen Infektiologen seien dazu drei Schritte geeignet:
Erstversorgung
Gesundheitsämter
Verdachtsdiagnosen
akut behandlungsbedürftigen Infektionskrankheiten
Infektiologen
Einnahme von Medikamenten
Dolmetscherleistungen
Die in der dagnä organisierten niedergelassenen HIV-Schwerpunktärzte und ambulant tätigen Infektiologen sehen sich als Spezialisten für die Behandlung von Patienten mit Infektionskrankheiten, aber auch zur Organisation von Prävention.
Dabei befinde sich die dagnä in Abstimmung mit den zuständigen Fachgesellschaften, der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie und der Deutschen Aids-Gesellschaft. In Abhängigkeit von den jeweiligen Strukturen könnten Versorgungsverbesserungen, zum Beispiel über Kooperationen und Nutzung infektiologischer Expertise, in Modellprojekten vorangetrieben werden.