Foodwatch
Jede dritte Lebensmittelkontrolle entfällt
Der Skandal um die keimbelastete Wilke-Wurst hat Mängel in der Lebensmittelüberwachung offengelegt. Nun zeigt ein Foodwatch-Bericht: Sehr viele vorgeschriebenen Lebensmittelkontrollen finden gar nicht statt.
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Ein Lebensmittelkontrolleur überprüft bei einer Betriebskontrolle die Temperatur eines Hähnchens. Nach Angaben von Foodwatch fallen viele Prüfungen wegen Personalmangels aus. (Archivbild)
© Uwe Anspach / dpa
Berlin. Etwa jede dritte vorgeschriebene Lebensmittelkontrolle in Deutschland fällt nach Angaben der Verbraucherorganisation Foodwatch aus, weil es den Aufsichtsbehörden an Personal fehlt.
Allein im Jahr 2018 hätte etwa eine Viertelmillion der vorgesehenen Besuche bei Restaurants, Imbissen und Lebensmittelherstellern nicht stattgefunden, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht .
Foodwatch hatte nach eigenen Angaben die rund 400 Behörden, die auf kommunaler Ebene für Hygienekontrollen zuständig sind, zu ihrer personellen Ausstattung und zur Zahl ihrer Kontrollbesuche befragt. Nur 41 Ämter (zehn Prozent) seien in der Lage, ihr Soll bei der Überprüfung von Betrieben zu erfüllen, berichtet Foodwatch.
Besonders eklatant unterbesetzt seien die Behörden in Bremen und Berlin, wo mehr als die Hälfte der vorgesehenen Betriebsprüfungen 2018 ausgefallen seien.
Foodwatch sieht politisches Versagen
Foodwatch wirft der Politik Versagen vor. „Wenn Verbraucherschutzbehörden fast flächendeckend gegen Verbraucherschutzvorgaben verstoßen, ist das ein handfester politischer Skandal. Die Kontrolleurinnen und Kontrolleure, die einen harten Job machen, werden von der Politik im Stich gelassen“, teilte Martin Rücker, Geschäftsführer von foodwatch Deutschland mit.
Die Verbraucherorganisation fordert eine umfassende Strukturreform in der Lebensmittelüberwachung. Anstatt der unzähligen kommunalen Behörden sollte in jedem Bundesland eine einzelne, unabhängige Landesanstalt für die Kontrollen zuständig sein, schlägt Foodwatch vor.
Erst im Oktober hatte der Skandal um keimbelastete Wurstwaren des hessischen Herstellers Wilke Aufsehen erregt. Wiederholt wurden Listerien-Keime in den Produkten gefunden. Auch gibt es den Verdacht, dass Konsumenten zu Tode gekommen sind, die Staatsanwaltschaft prüft eine mögliche Kausalität. (dpa/ths)