Rheinland-Pfalz
Freiheiten nur für vollständig Geimpfte? KV-Chef rudert zurück
Wie lässt sich die Impfbereitschaft gegen COVID-19 steigern? Der Chef der KV Rheinland-Pfalz hat einen expliziten Vorschlag. Seine Äußerungen hatten eine heftige Diskussion ausgelöst – jetzt erklärt er sich.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Mainz. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP), der Allgemeinmediziner Dr. Peter Heinz, hat am Samstag seine Forderung erneuert, Öffnungen der Pandemiemaßnahmen einstweilen nur vollständig gegen COVID-19 Geimpften einzuräumen. Am Montag bedauerte Heinz seine „missverständlichen Aussagen zur Impfthematik“.
„Die Nicht-Geimpften haben nicht die Freiheit, ihre Maske abzulegen. Sie dürfen nicht ins Stadion, nicht ins Schwimmbad und nicht ohne Maske im Supermarkt einkaufen. Und man darf Ungeimpften und jenen mit nur einer einfachen Impfung nicht mehr gestatten, in den Urlaub zu fahren“, sagte er der „Rhein-Zeitung“ (Samstag-Ausgabe) mit Blick auf jene, die keine abgeschlossene Impfserie haben oder gar den zweiten Impftermin „schwänzen“.
Ungeimpfte als „Gefahr“
„Diesen Menschen muss man klarmachen, dass sie von der Gesellschaft nicht als geschützt angesehen werden und dadurch Nachteile haben“, sagte Heinz. „Sie dürfen dann nicht so behandelt werden wie ein Geimpfter.“ Per Sonntag hatten 58,2 Prozent aller Bundesbürger mindestens eine begonnene Impfserie, 42,1 Prozent sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft.
Bereits im Mai forderte Heinz Anreize, sich impfen zu lassen. Im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“ sagte er seinerzeit, für vollständig gegen SARS-CoV-2 Geimpfte solle die Maskenpflicht entfallen. Ohne solch einen einfachen Anreiz „bleiben wir irgendwann mit dem Impfen stecken“.
„Wer Ungeimpften Freiheiten zurückgibt, verspielt die Chance, alle Menschen mit der Impfung zu erreichen“, legte der KV-Chef nun nach. Man müssen den Menschen klarmachen: „Ohne Impfung gibt es keine Freiheiten. Ohne diesen Druck werden wir die Menschen nicht überzeugen.“ Ungeimpfte seien eine Gefahr für die Gesellschaft und dürften daher nicht die gleichen Freiheiten wie Geimpfte bekommen.
„Freitesten schützt nicht“
Impfprämien hält Heinz hingegen für „absurd“. Auch eine Impfpflicht lehnt er als „Bevormundung“ ab. Freiheiten nur Geimpften zu geben sei keine versteckte Impfpflicht, „sondern eine zwangsläufige Schlussfolgerung aus einer pandemischen Lage“.
Selbst mit einem negativen Test dürften Ungeimpfte seiner Ansicht nach nicht in den Urlaub fahren: „Das Freitesten schützt ja nicht. Wer zum Beispiel auf eine Insel mit einem negativen PCR-Test fährt, kann sich dort sehr wohl anstecken, fährt wieder nach Hause und ist Virusträger“, so Heinz. „Es um eine Durchimpfung gehen und nicht darum, Tests zu verkaufen. Freitesten ist kein Instrument, um eine Pandemie zu knacken.“
Heinz rudert zurück
Am Montag ruderte Heinz zurück und erklärte: „Ich habe mich in der Frage, wie wir einer Impfmüdigkeit weiter begegnen können, offenbar unglücklich und missverständlich ausgedrückt. Es war weder meine Absicht noch Intention, Ungeimpften ihre Grundrechte in irgendeiner Form abzusprechen. Es ging mir allein darum, nochmal deutlich zu machen, dass unterschiedliche Regeln für Geimpfte und Ungeimpfte während der Pandemie sinnvoll sind und beibehalten werden sollten, solange damit für die Menschen gesundheitliche Risiken verringert werden können. Auch wenn die Infektionszahlen aktuell niedrig sind, brauchen wir weiterhin das Bewusstsein, dass eine hohe Impfquote für uns alle der effektivste Weg aus der Pandemie und der schnellste Weg zurück in eine Normalität mit allen Freiheiten ist.“ (dpa/nös/ato)