Missbrauchsprozess gegen Mediziner
Kondome und Vibrator als Weihnachtsgeschenk
Ein früherer Göttinger Arzt gestand vor Gericht, eine 13-Jährige sexuell missbraucht zu haben. Jetzt hat seine Ex-Frau ausgesagt.
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Der angeklagte Mediziner vor Gericht. Hatte er auch in Asien auffällige Kontakte zu jungen Mädchen?
© Swen Pförtner/dpa
GÖTTINGEN. Im Missbrauchsprozess gegen einen ehemaligen Arzt aus Göttingen hat am Dienstag die frühere Ehefrau des Angeklagten ausgesagt.
Sie habe schon vor seiner Festnahme den Verdacht gehabt, dass ihr Ex-Mann sich zu jüngeren Mädchen hingezogen fühlte, berichtete die 52-Jährige.
So habe er sich in auffälliger Weise um die Tochter einer Bekannten gekümmert, die häufiger bei ihnen zu Besuch gewesen sei. Auch einer ihrer Söhne habe sich darüber gewundert, dass das Mädchen bei ihm auf dem Schoß gesessen habe.
Auf Fotos von seinen Aufenthalten in Asien seien außerdem auffällig häufig junge Mädchen zu sehen gewesen, die bei ihm auf dem Schoß saßen.
Ehe wurde 2000 geschieden
Die Zeugin war knapp 14 Jahre mit dem Angeklagten verheiratet gewesen, im Jahr 2000 wurde die Ehe geschieden. Bereits ein Jahr zuvor hatte er seine Praxis in Göttingen aufgegeben.
Kurz nach der Scheidung sei ihr Ex-Mann ins Ausland verschwunden, berichtete die 52-Jährige. Er habe dann jahrelang keinen Kontakt mehr zu ihnen gehabt, auch nicht zu den gemeinsamen vier Söhnen.
In den Medien war der Angeklagte dagegen sehr präsent, mehrfach sorgte er mit spektakulären Aktionen gegen das Regime in Nordkorea für Schlagzeilen. Seine Ex-Frau hätte es lieber gehabt, wenn er sich seiner Verantwortung gestellt und sich um seine Kinder gekümmert hätte.
Die Söhne hätten darunter gelitten, dass ihr Vater verschwunden war. Nach einigen Jahren habe ihr Ex-Mann über Email wieder Kontakt zu ihr aufgenommen und sei dann im Herbst 2008 wieder zu ihnen nach Göttingen gezogen.
Sie habe gedacht, dass es günstig für die Entwicklung der Kinder sei, wenn sie Kontakt zu ihrem Vater hätten.
Der Angeklagte bezog ein Zimmer im Untergeschoss ihres Wohnhauses. Einer Arbeit ging er nicht nach, sondern ging viel mit dem Hund spazieren.
Über den Hund kam er auch im vergangenen Sommer in Kontakt zu einer 13-Jährigen. Einige Monate wandte sich deren Mutter an die Polizei.
Sexualisierte Sprache in Email
Die Fahnder ermittelten wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs und überwachten mit richterlicher Genehmigung den Email-Verkehr zwischen den beiden.
Die Mails seien von einer derben sexualisierten Sprache durchsetzt gewesen, sagte die Leiterin des zuständigen Fachkommissariats, Anne Kortleben.
Als sich die beiden zwischen Weihnachten und Neujahr zu einem Rendezvous verabredeten, beobachteten Fahnder das Treffen und nahmen den 55-Jährigen fest.
In seinem Auto entdeckten sie noch verpackte Weihnachtsgeschenke, die er offenbar für die 13-Jährige gekauft hatte, darunter Kondome und ein Vibrator.
"Das fand ich nicht sehr kindgerecht", meinte Kortleben. Auf seinem Rechner fand die Polizei außerdem Bilder von spärlich bekleideten jungen Mädchen.
Der Angeklagte stritt zunächst ab, dass es zu sexuellen Kontakten gekommen war. Zu Prozessbeginn erklärte er jedoch, dass alle Vorwürfe zutreffend seien. (pid)