Springer Medizin Gala
Lauterbach sorgt für Schrecksekunde beim Charity Award
Bundesgesundheitsminister Lauterbach als Schirmherr des Charity Awards scherzt bei der Preisverleihung, und wird ernst beim Thema Krieg. Zudem verspricht er, die Hausärzte von den Budgets zu befreien.
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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ist Schirmherr des Charity Awards. Bei der Preisverleihung sagte er, er rechne damit, dass in diesen krisenvollen Zeiten das Ehrenamt an Bedeutung gewinnen werde.
© David Vogt
Berlin. Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach hatte es sich trotz einer bevorstehenden langen Sitzungsnacht im Bundestag nicht nehmen lassen, bei der Springer Medizin Gala am Donnerstagabend vorbeizuschauen – schließlich ist er Schirmherr des Charity Awards.
Zum Ende seiner Ausführungen zum Ehrenamt setzte Lauterbach eine strenge Miene auf: „Ich muss leider sagen, dass ich nicht einverstanden bin mit den vergebenen Preisen“, sagte der Minister und sorgte kurz für erschrockenes Schweigen im Publikum.
Er sei der Meinung, dass alle drei Preisträger den 1. Platz verdient gehabt hätten, löste er den Schreck gleich selbst wieder auf. „Und mit dieser Einschränkung möchte ich sagen: Ich bin sehr dankbar, dass Sie dies hier machen.“
Minister warnt vor Kipp-Punkten
Zuvor schon hatte er angemerkt, es sei großartig, dass ein Verlag, der sich an Ärzte und Wissenschaftler wende, sich auch um das Ehrenamt kümmere. Das sei nicht ganz selbstverständlich. Er rechne damit, dass in diesen krisenvollen Zeiten das Ehrenamt an Bedeutung gewinnen werde.
„Wir laufen auf Kipp-Punkte zu“, sagte Lauterbach mit Blick auf den Klimawandel und die abnehmende Biodiversität. Auch der „sinnlose Krieg“, den die palästinensische Hamasmiliz gegen Israel angezettelt habe, werde Hilfe erfordern. Nicht nur der Staat, auch die deutsche Zivilgesellschaft werde dort helfen.
Die Gala im Video: Die Verleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des Charity Awards am 19. Oktober 2023 in Berlin.
Kultur des Ehrenamtes in Deutschland
In Deutschland gebe es eine Kultur des Ehrenamts. Jeder dritte Mensch in Deutschland engagiere sich auf die eine oder andere Weise. Und der gelernte Arzt Lauterbach fand sogar einen wenig bekannten medizinischen Aspekt im Ehrenamt: „Ehrenamtler haben mehr Lebensqualität und sind unempfindlicher gegen bestimmte Krankheiten“, merkte er noch an.
Die Moderatorin des Abends Yve Fehring ließ den Minister natürlich nicht von der Bühne, ohne dass er nicht etwas aus dem Nähkästchen geplaudert hätte. Die Krankenhausreform sei die größte Reform des stationären Sektors seit 20 Jahren, antwortete er auf eine entsprechende Frage.
Allerdings werden er selbst, aber auch mögliche Nachfolgerinnen und Nachfolger im Amt einen langen Atem brauchen. Frühestens 2029 wird die Reform, wie Lauterbach sie vorzeichnete, voll greifen können.
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Lauterbach verspricht Entbudgetierung der Hausärzte
Wie er denn der Angst vor Unterversorgung begegnen wolle, wenn die Menschen um ihr Krankenhaus auf dem Land fürchten müssten? Die müsse niemand haben, sagte Lauterbach. Es gebe aktuell in Deutschland eine hohe Krankenhausdichte, wie es sie außer in Deutschland nirgendwo sonst in Europa gebe.
Viele Häuser dieser „barocken Struktur“ seien unterbelegt, was mitursächlich für die finanziellen Schwierigkeiten der Häuser sei. Zudem sei eine Spezialisierung, wie jetzt geplant, dringend notwendig. „Wenn wir die Spezialisierung nicht hinbekommen, können wir nicht besser werden“, warb er für das Projekt.
Springer Medizin Gala 2023
Die Preisverleihung des Galenus-von-Pergamon-Preises und des Springer Medizin Charity Awards in Bildern: Impressionen der Springer Medizin Gala 2023.
Am Abend eines Tages, an dem die Ärzteschaft heftig gegen die Politik des Ministers polemisiert hatte, versuchte Lauterbach die Wogen zu glätten. „Wir werden die Entbudgetierung der Hausärzte machen, so wie es im Koalitionsvertrag vereinbart ist“, sagte der Minister. Es müsse mehr getan werden, um die Praxen attraktiv zu machen. Dazu gehöre auch die Entbürokratisierung über die elektronische Patientenakte.
Turbo für Klinische Studien
Entschlacken will Lauterbach auch die Forschungsbürokratie. „Wir haben eine erstklassige Grundlagenforschung in Deutschland.“ Daraus erwüchsen allerdings zu wenige klinische Studien.
Es werde daher ein Medizinforschungsgesetz geben, dass die „Riesenbürokratie ohne Gewinn“ mit Genehmigungsverfahren in allen Bundesländern beschneiden soll. Über Musterverträge aus dem BfArM zum Beispiel könnten die Antragsverfahren vereinfacht und beschleunigt werden.
Und dann trat der Minister von der Bühne ab, um im Bundestag zu dem von ihm vorangetriebenen Krankenhaustransparenzgesetz zu sprechen. (af)