TV-Kritik

Rudi Assauer - einem Macher entgleitet sein Leben

Von Pete Smith Veröffentlicht:
Rudi Assauer, einst Fußball-Manager bei Schalke 04, hat sich zu seiner Demenzerkrankung bekannt.

Rudi Assauer, einst Fußball-Manager bei Schalke 04, hat sich zu seiner Demenzerkrankung bekannt.

© Rolf Vennenbernd / dpa

Rudi Assauer ist wütend. "Weil ich weiß, dass ich nicht mehr mithalten kann." Sobald er merkt, dass er schon wieder eine Erinnerung eingebüßt hat, schimpft er mit sich: "Okay, Assauer, so doof kannst du doch nicht sein, dass du solche Fehler machst!"

Es sind Aussagen wie diese, die uns erschüttern, weil sie uns teilhaben lassen am inneren Aufruhr eines Menschen, der sich selbst verliert. "Es kommt ja nicht mehr zurück", sinniert der an Alzheimer erkrankte ehemalige Fußball-Manager. "Tja. So ist das."

Dokumentarfilmerin Stephanie Schmidt ist mit ihrer Reportage "Rudi Assauer - Ich will mich nicht vergessen", die Dienstagnacht in der ZDF-Reihe "37 Grad" zu sehen war, geglückt, was in keiner der Talkshows, die dieser Tage um das Thema kreisten, nur ansatzweise gelang: verständlich zu machen, was Demenz für Betroffene bedeutet.

Schmidt hat Assauer ein Jahr lang begleitet und seinen geistigen Verfall dokumentiert. Dabei ist sie so nah heran gegangen wie erlaubt und so behutsam vorgegangen wie geboten. Entstanden ist eine kleine Sternstunde der filmischen Dokumentation, der man einen besseren Sendeplatz gewünscht hätte.

Spießrutenlauf bei jeder öffentlichen Veranstaltung

Wie oft ist der "Macher und Macho" Assauer, den wir nur mit Zigarre im Mund und lockeren Sprüchen auf den Lippen kennen, zuletzt für sein mutiges Bekenntnis gelobt worden. Dabei, auch das macht der Film deutlich, hat ihn vor allem der öffentliche Druck genötigt, über seine Erkrankung zu berichten: Wurde doch schon seit Jahren in Promi-Kreisen getuschelt, dass der Assauer wohl ein Alkohol-Problem habe.

Peinlich berührt erleben wir mit, wie jede öffentliche Veranstaltung, auch der ehedem selbstverständliche Gang ins Stadion, für den prominenten Patienten zum Spießrutenlauf wird. Verwandte und Freunde müssen ihn schützen, allein wäre er verloren.

Dass manche Details, wie etwa die Trennung von seiner Frau Britta, unscharf bleiben, mag irritieren, passt aber ins Konzept. Der Respekt vor dem Menschen Assauer wird in keiner Szene so deutlich wie in jener, in der sich der Patient mitten im Gespräch abwendet und geht, während die Kamera zurückbleibt.

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Kommentare
Dr. Ralf Hettich 09.02.201209:44 Uhr

Diese 6 Risikofaktoren sind für das menschliche Gehirn gefährlich

Es gibt eine ganze Reihe von Risikofaktoren, die Ihr Gehirn schädigen können und Ihre Gedächtnisleistung und Denkvermögen herabsetzen können:

1. Risikofaktor für Ihr Gehirn: Nikotin! Nikotin ist ein gefährliches Nervengift. Nach neuesten Erkenntnissen erhöht Rauchen auch das Risiko an Alzheimer zu erkranken. So beschleunigt Rauchen die Entstehung von Demenz und Raucher verlieren ab dem 60. Lebensjahr viermal häufiger noch funktionsfähige Gehirnzellen als Nichtraucher.

2. Risikofaktor für Ihr Gehirn: Alkohol! Bei Untersuchungen konnte festgestellt werden, dass die Aktivität des Gehirns bei starkem Alkoholgenus abnimmt, das Gewebe aber schon bei nur geringen Mengen schrumpft. Besonders bei einem langjährigen Alkoholmissbrauch verkleinert sich das Gehirnvolumen um bis zu 15 Prozent.

3. Risikofaktor für Ihr Gehirn: Erhöhter Cholesterin-Spiegel! So schadet das schlechte LDL-Cholesterin Ihrem Gehirn, da es für die Arterienverengung verantwortlich ist. Sind die Arterien des Gehirns verengt, dann kommt es zu Schwindelgefühlen, Sehstörungen und im schlimmsten Fall zu einem Schlaganfall.

4. Risikofaktor für Ihr Gehirn: Homocystein! Dieses Homocystein wirkt als Zellgift. Neben der Gefäßschädigung führt ein hoher Homocysteinspiegel zur direkten Schädigung der Nervenzellen des Gehirns. Üblicherweise bildet das Gehirn einen sehr großen Folsäurespeicher, um so die Nervenzellen zu schützen. Bei Alzheimer-Patienten liegt der Folsäuregehalt im Gehirn weit unter dem von Gesunden. So ist bei bis zu 45 Prozent aller älteren Menschen mit Demenz der Homocysteinspiegel erhöht.

5. Risikofaktor für Ihr Gehirn: Bluthochdruck! So verengen und verhärten sich durch den ständigen hohen Blutdruck die Arterien und die Durchblutung des Gehirns verringert sich. Bei Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, tritt dieser Effekt besonders stark auf Zwar verursacht Bluthochdruck nicht Alzheimer aber es ist ein zusätzlicher Risikofaktor, der auch mitbestimmt, wie stark jemand betroffen ist.

6. Risikofaktor für Ihr Gehirn: Diabetes! Eine lange andauernde Blutzuckererhöhung gehört zu den wichtigsten Hauptrisikofaktoren des Schlaganfalls. Diabetes erhöht auch das Risiko für Alzheimer um das Doppelte. Die Hirnleistung lässt schon in der Frühphase der Erkrankung nach.

Mit den besten Wünschen für ein längeres und gesünderes Leben
Dr. Ralf Hettich

mailkontakt: info@ralfhettich.de

Iris Rohmann 09.02.201208:49 Uhr

Dokumentation Assauer

Die Dokumentation über Rudi Assauer trägt die Handschrift der Kölner Kamerafrau Beate Werheid. Ihre einfühlsame und intuitive Arbeit macht in meinen Augen den Film zu einem wirklichen Highlight.

Doris Wroblewski 08.02.201218:05 Uhr

Jährlicher Check-up

mich hat diese Dokumention - leider sehr späte Sendezeit! - tief berührt. Sie wird sicher zu weiteren wichtigen Diskussionen Anlass geben. Wieso tritt diese Krankheit in dieser Familie offensichtlich so gehäuft auf? Gibt es eine genetische Veranlagung? Wie mutig, das Einverständnis für den Blick in die Familie und die eigene Gesundheit/Krankheit zu geben.

Richard Taylor schreibt im Anhang seines Buches "Alzheimer und Ich", (Verlag Hans Huber, Bern) es sollte eine jährliche Überprüfung der Funktionen des Gehirns geben, ähnlich wie ein Check-up von Nieren, Herz-Kreislauf oder Brust/Prostata. Warum eigentlich nicht? Ist es schon Demenz, wenn uns ein Wort nicht einfällt oder wir in ein Zimmer zurück gehen müssen, weil uns entfallen ist, was wir eigentlich holen wollten? Fängt es so an?

Testverfahren wie in dem Film gezeigt (Uhrentest) dürften insofern nicht relevant sein, da sie erst in einem späteren Stadium greifen. Wie früh greifen Biomarker? Können wir durch Lebensstil und Ernährungsweise eventuell mehr Einfluss nehmen als bisher angenommen?
Doris Wroblewski www.azidosetherapie-online.de

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