Silvester-Feuerwerk
So hoch war die Feinstaub-Belastung an Neujahr
Das Feuerwerk an Silvester hat die Feinstaub-Werte vielerorts in die Höhe getrieben. Wir zeigen, wie stark die Belastung an 350 Orten in Deutschland war und wo das Umweltbundesamt Höchstwerte gemessen hat.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Neu-Isenburg. Dicke Luft nach dem Silvester-Feuerwerk: Vor allem in einigen bayerischen Städten haben die Messwertstationen des Umweltbundesamtes (UBA) am Neujahrstag sehr hohe Feinstaubwerte angezeigt, wie ein Blick auf die Daten zur Luftqualität zeigen.
Besonders hohe Tagesmittelwerte bei der Belastung mit PM10-Partikeln weist das Amt für Messstationen in den Städten Augsburg, Nürnberg und München aus. In der Karlstraße in Augsburg wurde ein vorläufiger Wert von 173 Mikrogramm pro Kubikmeter (µg/m³) Luft gemessen – und an der Von-der-Tann-Straße in Nürnberg 165 µg/m³.
Tagesmittelwerte über der 150-Marke zeigten sich auch in Augsburg am Bourges-Platz (164 µg/m³) sowie am bayerischen Landesamt für Umwelt mit 163 µg/m³ (siehe nachfolgende Tabelle).
Wetterlage wirkt sich aus
Unter den 25 Orten mit den höchsten PM10- Werten tauchen Bayern (16 Mal) und Baden-Württemberg (7 Mal) sehr häufig auf. Dass Süddeutschland besonders betroffen war, führt das Umweltbundesamt auf das Wetter zurück.
So habe der Norden von Sturm und Regen profitiert, während die Inversionswetterlage im Süden dafür sorgte, dass kaum Partikel wegtransportiert wurden. „Charakteristisch für dieses Jahr ist eben diese Wetterlage, die im Süden zu dieser kurzzeitigen hohen und sehr hohen Belastung führte“, sagte Andrea Schemmel, UBA-Expertin für Luftqualität, der dpa.
Höchstgrenzen in der EU
Für PM10 gilt in der Europäischen Union ein Tagesmittelwert von 50 µg/m³, der maximal an 35 Tagen im Jahr überschritten werden darf. An 32 deutschen Messstationen wurde am Neujahrstag der Grenzwert übertroffen, wie ein Blick auf die PM10-Tagesmittelwerte der UBA-Messstationen offenbart.
Um 1 Uhr habe die Feinstaubkonzentration in Augsburg und Nürnberg sogar zwischen 1.000 und 2.000 µg/m³ gelegen. Diese extrem hohe Schadstoffbelastung sei zwar mit Ende der Silvesterfeuerwerke relativ schnell wieder gesunken – doch gerade für chronisch kranke Menschen oder Kinder könnte ein Einatmen derart belasteter Luft kurzzeitig sehr gesundheitsschädlich sein.
„Wir wissen, dass Feinstaub in die Lunge gehen und der ultrafeine Staub auch die Blutlaufbahn erreichen kann“, erläuterte Schemmel. „Gerade an Silvester haften dem Feinstaub zudem giftige Stoffe von den Knallern an, darunter Schwermetalle und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, die auch für sich krebserregend sind.“
Fachgesellschaften und Ärzteverbände warnen vor Gefahren
Das Umweltbundesamt weist in einem Hintergrundpapier explizit darauf hin, dass Feinstaub der Gesundheit schade. Und Dr. Martina Wenker, Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen und Pneumologin, machte kürzlich nochmal deutlich, dass Feinstaub die Lungengesundheit gefährde.
Im Vorfeld von Silvester hatten mehrere Ärzteverbände und medizinische Fachgesellschaften vor den Gefahren beim Abbrennen von mit Böllern und Raketen gewarnt – etwa die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG), die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU), die Deutsche Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) und die Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO-KHC).
Dr. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK) hatte sich aufgrund der hohen Verletzungsgefahr für ein Verbot von privatem Silvester-Feuerwerk ausgesprochen.