Willy-Pitzer-Preis

Warum Ärzte massiv vom Klimawandel betroffen sind

Eckart von Hirschhausen nutzte die Pitzer-Preisverleihung, um Ärzte auf die Gefahren der Erderwärmung hinzuweisen. Der Preisträger wetterte auch gegen die Ökonomisierung des Berufs.

Alexander JoppichVon Alexander Joppich Veröffentlicht:
Preisträger Eckart von Hirschhausen (2. v. l.) neben seiner Frau Ursula (links) und Dr. Helmut sowie Dr. Pia Häuser auf der Terrasse der Alten Oper in Frankfurt kurz vor der Preisverleihung.

Preisträger Eckart von Hirschhausen (2. v. l.) neben seiner Frau Ursula (links) und Dr. Helmut sowie Dr. Pia Häuser auf der Terrasse der Alten Oper in Frankfurt kurz vor der Preisverleihung.

© Alexander Joppich

Frankfurt. „Haben Sie noch so etwas gesundes?“: Dr. Eckart von Hirschhausen zeigt auf einen Smoothie, bestehend aus heimischer Orange, Gurke, Limette und Minze – den Sekt lehnt er ab. Die kleine Geste kürzlich auf der Terrasse der Alten Oper in Frankfurt deutet exemplarisch auf das Thema, das er mehrfach an diesem Abend erwähnen wird: die Verbindung zwischen Gesundheit, Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Dabei hätte er allen Grund zum Feiern und deshalb nach deutscher Tradition zum Sekt zu greifen: An diesem Tag erhält er den Willy-Pitzer-Preis, der alle zwei Jahre – im jährlichen Wechsel mit dem Erika-Pitzer-Preis – vergeben wird.

Die Auszeichnung soll sein umfassendes persönliches und finanzielles Engagement für kranke und benachteiligte Menschen würdigen, so die Begründung der Willy Robert Pitzer Stiftung. Speziell die Arbeit der Stiftung „Humor hilft heilen“, die von Hirschhausen vor zehn Jahren gegründet hat, soll gewürdigt werden. Die Initiative schickt besonders ausgebildete Clowns in Krankenhäuser, um eine bessere Atmosphäre in Kliniken zu schaffen. Von Hirschhausen denkt, dass viele Krankenhäuser zu trist sind und der Alltag dort zu eintönig ist, um eine gute Genesung zu bieten.

Hilfen für Ärzte und Pflegekräfte

Daneben kümmert sich „Humor hilft Heilen“ auch um Ärzte und Pflegekräfte: Die Stiftung bietet ihnen Workshops für Resilienz und positiver Psychologie. Zudem entwickelt sie Programme für Pflegeschulen rund um die Themen Achtsamkeit und Stressmanagement.

Von Hirschhausen habe es geschafft, das „Wissen als Arzt zu den Menschen zu bringen“, so Laudator Professor Tobias Esch von der Uni Witten-Herdecke. Er hat mit dem Preisträger ein Buch über die Vorzüge der zweiten Lebenshälfte geschrieben. Zudem lobte Esch von Hirschhausen dafür, dass dieser seine eigene Marke geschaffen habe und diese nun nutze, um für wichtige Themen wie Organspende zu werben.

Der Preis beinhalt neben der Medaille eine Dotierung von 50 000 Euro. In seiner Dankesrede sagte von Hirschhausen, das Geld gehe nicht an seine Stiftung, sondern er spende es an Kerstin Blum von der Organisation Brückenköpfe. Mit dem Preisgeld will der Geehrte Blums Stelle ein Jahr finanzieren: Sie soll als „Scharnier“ zwischen medizinisch-geprägten NGOs und der Politik in Berlin fungieren – insbesondere beim Klimaschutz vermitteln.

Ärzte sind Klima-Opfer

Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind die Themen, die von Hirschhausen an diesem Abend immer wieder aufgreift: Er sieht den Klimawandel als größte Herausforderung an, die Ärzte in diesem Jahrhundert haben.

Es gibt „keine Tablette gegen hohe Temperaturen“, aber die steigenden Temperaturen werde die Gesundheit von Menschen massiv bedrohen, prognostiziert der Preisträger. Er verweist dabei auf das bereits heute bestehende Problem der fehlenden Klimaanlagen in Kliniken und Altersheimen.

Breitseite gegen Ökonomisierung

Daneben ist von Hirschhausen ein stetiger Kritiker der Ökonomisierung des Gesundheitssystems. Deutschlands bekanntester Arzt – ob in der Rolle des TV-Moderators, Redners oder Comedians – hat im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“ klare Vorstellungen, was er ändern würde: Die Anzahl der Kliniken massiv senken, die Rolle der Pfleger stärker anerkennen (sie seien die Schlüsselfiguren bei der Behandlung im Krankenhaus) und die Honorierung ändern. Fallpauschalen sollten nur gezahlt werden, wenn der Arzt zuvor über alternative Behandlungsmethoden mit allen Vor- und Nachteilen aufgeklärt hat.

Die Versorgung sei „kein Selbstbedienungsladen“, so von Hirschhausen, und Prävention müsse adäquat bezahlt werden, anstatt erst die Behandlung zu honorieren. Außerdem müssten Medizinstudenten viel mehr lernen, wie ein Arzt mit Patienten empathisch kommuniziert, anstatt Latein zu pauken. Kontakt zum Patienten aufzubauen, nennt der Ausgezeichnete als ärztliches Ziel, das viel zu kurz komme.

Das wichtigste Ziel für Ärzte sei aber gegen die Erderwärmung vorzugehen, so von Hirschhausen. Der Arzt hatte selbst bei der globalen Aktionswoche gegen die Klimakrise vor dem Brandenburger Tor zu den Aktivisten gesprochen. Da ist es wieder, das Thema, für das er auch ausgezeichnet wurde: nachhaltiges Denken als Mediziner.

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