Valentinstag
Was Liebe mit uns anrichtet
Herzklopfen, ein schneller Puls, feuchte Hände: Verliebtsein ist mehr als nur Romantik. Das gilt nicht nur am Valentinstag. Umso schlimmer kann es werden, wenn die Liebe zerbricht.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Schon Platon wusste es: "Liebe ist eine schwere Geisteskrankheit." Und auch wenn Mediziner dieser Aussage heute nicht mehr zustimmen würden, so steht doch fest: Die Liebe - oder erst einmal das Verliebtsein - verändert den Menschen.
Peter Walschburger, emeritierter Professor für Biopsychologie an der Freien Universität Berlin, spricht dabei sogar von "hormonellen Sonderzuständen".
Aber es geht nicht nur um Geschlechtshormone wie Östrogen oder Testosteron. Das verstärkt ausgeschüttete Stresshormon Adrenalin führt bei Verliebten zum typischen Herzrasen.
"Verliebtsein und Angst sind aus medizinischer Sicht ähnliche Situationen", sagt Dr. Adrian C. Borges, Chefarzt der Kardiologie des Helios-Klinikums Emil von Behring. "In beiden Fällen wird der Körper in ,Alarmbereitschaft‘ versetzt."
Adrenalin, Dopamin und Serotonin, Oxytocin: Sie alle sind Teil des Hormoncocktails, der hinter der "schweren Geisteskrankheit" Liebe steckt.
Doch was passiert, wenn die Wirkung der Glückshormone nachlässt und sich nach dem ersten Verliebtsein der Alltag als Paar einstellt?
Emotional geladener Tag
"Wenn es in einer Beziehung bereits kriselt, können an einem Tag wie Valentinstag die Emotionen hochschlagen", weiß der psychologische Berater Rolf Neumayr aus München.
"Ein vergessenes oder das falsche Geschenk kann schnell als Zeichen gewertet werden, dass der Partner kein aufrichtiges Interesse mehr an der Beziehung hat.
Das führt an einem emotional so geladenen Tag auch mal zur Trennung", sagt Neumayr im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". "Dahinter stecken oft Missverständnisse und überhöhte Erwartungen."
Eine Frau beispielsweise, die sich den ganzen Tag auf ein romantisches Candle-Light-Dinner freue, könnte von einem Strauß Blumen enttäuscht sein, so Neumayr.
Tatsächlich sind Blumen das Geschenk Nummer eins: 76,6 Prozent haben bei einer Umfrage unter 1211 Deutschen die Angabe gemacht, in den vergangenen Jahren Blumen verschenkt zu haben, verkündet das Statistikportal statista.de.
Im vergangenen Februar importierte Deutschland allein 122,5 Millionen Rosen - ein Rekordwert, wie das Statistische Bundesamt nun mitteilte. Traditionell sind die Niederlande der wichtigste Lieferant: Mehr als 70 Prozent der Rosen kamen dort her.
Telefonseelsorge für akute Fälle
Seit 2009 bietet Neumayr gemeinsam mit seiner Frau Sandra enttäuschten Verliebten, Singles und frisch Getrennten eine Notfall-Hotline rund um Valentinstag an. "Das Angebot wurde immer stärker nachgefragt.
Vergangenes Jahr hatten wir rund 300 Anrufer." Neumayr ist dabei aber wichtig zu betonen, dass er als psychologischer Berater "gesunden Menschen" hilft und Coaching in akuten Krisensituationen anbietet. "Auch, um Schlimmeres zu vermeiden."
Denn tatsächlich kann eine zerbrochene Liebe auch gravierende gesundheitliche Probleme mit sich bringen.
Beim sogenannten "Gebrochenes-Herz-Syndrom" ("broken heart syndrom") oder auch der Stress-Kardiomyopathie (Tako-Tsubo-Kardiomyopathie) handelt es sich um eine Funktionsstörung des Herzmuskels, eine vorübergehende linksventrikuläre apikale Ballonierung.
Sie kann nach emotionalen oder starken körperlichen Belastungen auftreten - etwa einer Trennung.
"Die Erkrankung tritt häufig bei Frauen auf und kann die gleichen Symptome wie ein Herzinfarkt auslösen", erklärt Borges. Warum jedoch mehr Frauen betroffen sind, sei wissenschaftlich noch nicht bewiesen, sagt Kardiologe Dr. Dirk Sibbing vom Deutschen Herzzentrum in München.
Die Bezeichnung Tako-Tsubo Kardiomyopathie stammt übrigens keineswegs von einem möglicherweise selber Betroffenen und dessen "schwerer Geisteskrankheit".
Der Name, erklärt Borges, stammt von einer japanischen Tintenfischfalle in Form eines Kruges mit kurzem, engem Hals (Tako-Tsubo). Die linke Kammer des Herzens nimmt nämlich beim Gebrochenen-Herz-Syndrom eine ähnliche Form an.