„ÄrzteTag“-Podcast

Wer will schon Hausärztin werden? Über ein Festival gegen Vorurteile

Schlechte Bezahlung, kaum Wissenschaft, 60-Stunden-Woche – wer will da schon Hausärztin oder Hausarzt werden? Wir sprechen mit Dr. Jana Husemann über das 1. Festival der Allgemeinmedizin.

Denis NößlerVon Denis Nößler Veröffentlicht:
Porträt: Hausärzteverband Hamburg | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

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© Porträt: Hausärzteverband Hamburg | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

Über den hausärztlichen Beruf halten sich im Medizinstudium nach wie vor offenbar hartnäckige Vorurteile, sagen Hausärzte. Sechs von ihnen haben deswegen jetzt das 1. virtuelle Festival der Allgemeinmedizin ins Leben gerufen. Eine von ihnen ist Dr. Jana Husemann, Hausärztin auf St. Pauli und Vorsitzende des Hausärzteverbands Hamburg. Mit ihr reden wir über das Digitalevent am 27. April.

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Sie erzählt, welche Vorurteile sie und ihre Kollegen bei der Veranstaltung ausräumen wollen. Und wir reden mit ihr darüber, wie sich im Studium bereits vermeiden ließe, dass sich falsche Vorurteile über Fächer in den Köpfen des ärztlichen Nachwuchses festsetzen. (Dauer: 15:30 Minuten)

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Dr. Thomas Georg Schätzler 01.04.202219:31 Uhr

Haus- und familienärztliche Profession

Medien, Politik, Öffentlichkeit sind einerseits von Infektionsepidemiologie, allgemeiner und spezieller Impfpflicht, Masken-, Quarantäne-, Isolations-Regeln, Corona-Pandemie und -Endemie, Post-Covid, Burn-Out der Intensivpflege, Kollaps der Krankheits-Versorgung in Klinik/Praxis, prokrastinierten OPs/Krebstherapien, andererseits von Gesundheit, "healthy lifestyle", Ernährungs-, Umweltbewusstsein, Wellness, "Health-Literacy", Ex-post-Gesundbeterei und -Besserwisserei geprägt.

Es tummeln sich aber auch Impfverweigerer, Systemkritiker, Querdenker, Coronaleugner, Verschwörungstheoretiker, Esoteriker, Alternativmediziner auf dubiosen Plattformen bis zur militant-kriminellen Szene.

Während z.T. aus Angst vor SARS-CoV-2-Infektionen/COVID-19-Erkrankungen panisch-hypochondrisch geringste Symptome überdiagnostiziert werden, sind mehr denn je Haus- und Familienärzte als Wegweiser/Lotsen/Leuchttürme gefragt. Entscheidend ist, den Fokus wieder auf Anamnese, Untersuchung, Beratung, Differenzialdiagnostik, Labor, differenzierte Therapie, Prävention und auch Palliation von akuten, chronischen bzw. infausten oder impfpräventablen Krankheiten zu richten.

Wird fortgesetzt

Dr. Thomas Georg Schätzler 01.04.202219:20 Uhr

Fortsetzung

Unkritisch-naive Überbetonung von Gesundheit verkennt den Ernst der Lage bei vielen multimorbiden, meist älteren Chronikern. Haus- und familienärztliche Fragestellungen sind etwa 40.000 Krankheitsentitäten und ihre Verdachtsmomente. Wir Ärzte sind Experten und Profis für Krankheitsvorsorge und -früherkennung, für detektivische Differenzialdiagnostik und Beratung, für multimodale Therapie und am Ende für Palliation bzw. Sterbebegleitung. Wir sind nicht primär Gesundheits- sondern Krankheitsexperten müssen Politik, Medien und Öffentlichkeit begreifen.

Haus- und familienärztliche Professionen betreiben Ressourcen-adäquate, plan- und sinnvolle Stufendiagnostik/-therapie. Hausärztliche Kernkompetenz bewegt sich in biografischen Lebenswirklichkeiten unserer PatientInnen bzw. ihrer Beziehungsgeflechte. Unser Alltag ist der Wechsel zwischen lapidaren Befindlichkeitsstörungen, oft nur scheinbar harmlosen Erstsymptomen und hochdramatischen Krankheiten bzw. Gefahrenabwehr und Entwarnung.

Unser Metier ist lebenslange, generationen- und familienübergreifende, bio-psycho-soziale Begleitung. Beispiele aus meiner Praxis: Nach wiederholter Konsultation entpuppen sich fieberhafte Allgemeinreaktionen bei einem erst 26-Jährigen als Erstsymptome einer therapiebedürftigen Gürtelrose im N. trigeminus Bereich rechts mit erheblichen Komplikationen. Eine Patientin leidet plötzlich unter extremen Gelenkschmerzen, Erythema anulare und 38 °C Fieber. Sie weist einen purulenten unteren Mandelpol auf. Wegen akutem rheumatischen Fieber wird eine Antibiose eingeleitet. Vektoren waren Kinder mit akuten Scharlach-Erstmanifestationen. Bei einem älteren, übergewichtigen Typ-2-Diabetiker mit stabiler Angina pectoris und KHK ist die mehrdimensionale Therapie mit Antihypertensiva, Antidiabetika, Cholesterinsenker, ASS, Adipositas- und Risikoberatung bzw. interventionelle vs. konservative Therapie extrem zeitaufwendig.

Dr. Thomas Georg Schätzler 01.04.202219:13 Uhr

Fortsetzung

Natürlich müssen die Haus- und familienärztlichen Professionen sich in ein gegebenes System einfügen. Auch wenn wir 80–85% aller Beratungsanlässe lösen, ist die Koordination aller medizinischer Leistungen eine wesentliche Kernkompetenzen. Doch Pathologisierung und Medikalisierung des Alltags schreitet voran. Bei Bronchitis braucht’s ein Antibiotikum, bei Rückenschmerzen sofort NSAR bis zur periradikulären Injektionstherapie, bei Schnupfen und Sinusitis sofort Pharmakotherapie statt abwartende Allgemeinverfahren. Doch die irreführende Werbung mit Umcka Loabo, Gelomyrtol und fragwürdigen Zink-Kombinationen, Vitaminen etc. ist stärker. Hinter jedem Kopfschmerz steckt mindestens eine atypische Migräne oder gar SAB, abzuklären durch Notfall-CT und Schädel-MRT. Jede Prellung wird geröntgt, jede Verletzung zum Chirurgen geschickt, jede Arthrose zum Rheumatologen, jede Schilddrüse zum Radiologen.

Der diametrale Gegensatz zwischen klinischer Hochleistungsmedizin und der „Feld-, Wald- und Wiesenmedizin“ haus- und familienärztlicher Provenienz führt zu Verständnislosigkeit, Konflikten und Schuldzuweisungen. Wir müssen klarmachen, wo wir stehen; und damit in vielen Situationen auch unsere Patienten schützen. GKV und PKV befinden sich im ausbalancierten Spannungsverhältnis zwischen Solidarität der Versichertengemeinschaft, Selbstverantwortung, Subsidiarität. Sie müssen ausschließen, dass Versicherte nach „Flatrate“-/"all-you-can-eat"-Manier besinnungslos Ressourcen abgreifen. Mittel dagegen: Gesundheits- und Krankheitserziehung, Prävention, Impfberatumg, Stärkung präformierten medizinischen Allgemeinwissens. Auch alle anderen medizinischen Fachberufe und ÄrztInnen der Primärmedizin müssen gefordert und gefördert werden. Wir sollten den gesunden Menschenverstand der Patienten, ihre Gesundheits- und Krankheitskompetenz stärken, um Bagatellerkrankungen von gefährlich abwendbaren bzw. interventionsbedürftigen therapierbaren oder gar therapieresistenten Krankheitsentitäten zu differenzieren.

Mf+kG, Dr. Schätzler

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