Kommentar – Ärztestatistik

Ärztemangel – was hilft?

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Mehr Köpfe, aber doch keine steigende Arbeitskapazität. Das ist in kurzen Worten die Botschaft, die die Bundesärztekammer zur jüngsten Arztzahlstatistik vermittelt. Die Ursachen: Der Frauenteil erreicht bald die 50-Prozent-Marke; viele von ihnen, aber auch viele männliche Kollegen arbeiten in Teilzeit. In der ambulanten Medizin wächst die Zahl angestellter Ärzte rasant, die der Freiberufler nimmt ab. Der Trend ist Realiät und nicht zu stoppen.

Mehr Studienplätze als Ausweg? Nicht verkehrt, aber bestenfalls langfristig wirksam. BÄK-Präsident Frank Ulrich Montgomery müsste wissen, dass es zwölf bis 15 Jahre dauern wird, bis diese zusätzlichen Ärzte ihre Facharzt-Anerkennung haben. Das wäre also eine Lösung für die 2030er Jahre. So lange kann nicht gewartet werden.

Es ist dringend nötig, dass Ärzte ihre Funktion neu und strenger definieren, dass sie mehr Arbeit an besser qualifizierte Mitarbeiter delegieren. Ohne Vorbehalte muss auch innerhalb der Ärzteschaft darüber diskutiert werden, ob und wie etwa ein Physician Assistent das Top-Personal in der Gesundheitsversorgung entlasten und ergänzen kann. Es wäre fatal, auf den Deus ex Machina aus der Politik zu hoffen. Auch die Selbstverwaltung der Ärzte muss Lösungsoptionen erarbeiten.

Lesen Sie dazu auch: Neue Ärztestatistik: Die Sorge um Ärztemangel wächst

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Ergebnisse einer Umfrage

Mangel an Pflegekräften und Ärzten treibt Bürger am meisten um

Kommentare
Anne C. Leber 02.04.201911:09 Uhr

Leserzuschrift von Dr. Vera Schnell

Vielen Dank für Ihren Kommentar Ärztemangel - was hilft.

Unsere Gesellschaft bezahlt für jeden Studienplatz ca. 300.000 Euro.
Dafür kann die Gesellschaft erwarten, dass die ausgebildeten Ärzte auch als Arzt arbeiten. Bei 65 Prozent Frauen - Studienanfänger - wissen wir, dass nur 10 Prozent ganz oben ankommen. Chefarzt, Oberarzt, auf dem unmittelbaren Weg von Studienbeginn bis Facharztende. 90 Prozent versickern vorher in Teilzeit, Mutterschaft, Pausen und späte Wiederaufnahme der Tätigkeit.

Diese Situation können Sie nicht mit all den schönen Vorschlägen für qualifizierte Mitarbeiter abfangen (woher nehmen bei dem Fachkräftemangel?) Physician assistant?

Trotzdem bleibt eine Lücke, und wenn ich heute einen KV-Sitz mit Frauen besetzen will, brauche ich für einen Sitz 3 Frauen - 2 arbeiten halbe Tage und eine ist schwanger. Ganz abgesehen davon, dass keine am Abend oder am Wochenende arbeiten will.

Also, wo soll die Notfallversorgung und die von der Politik dringend geforderten längeren Arbeitszeiten herkommen? Meine Mütter sind alle um 15 Uhr weg und keine macht Abendsprechstunde oder Samstagsprechstunde.

Noch gravierender werden die Probleme am OP-Tisch. Wie wollen Sie bei einem Anteil von 65 Prozent Frauen die großen OP Fächer bedienen?
Frauen stehen keine 10 Stunden am OP-Tisch. Und die Realität in deutschen Krankenhäusern, zum Teil werden selbst Routineeingriffe bis abends 20 Uhr operiert, weil ein Notfall den nächsten jagt.

Wir holen uns dann die Chirurgen aus Polen, Ungarn, Bulgarien, Türkei, die dann in den Ländern fehlen, statt mal den Mund auf zu machen.
Fest steht der Numerus clausus ist absolut Männerfeindlich, wir brauchen neue Zugangskriterien zum Medizinstudium.

In den nächsten 10 Jahren gehen 30.000 Allgemeinärzte in Rente, 10.000 werden in den 10 Jahren ausgebildet, davon sind mehr als 50 Prozent Frauen und die sind nur 1/3 wert für die Praxis. Herzlichen Glückwunsch zu diesen Zahlen und das bei steigendem Versorgungsaufwand und eine Verdopplung der chronisch kranken alten Menschen.

Zu Ihrer Information, ich arbeite seit 10 Jahren mit Frauen in der Allgemeinpraxis und meine Mütter können sich die work-life-Balance nehmen, weil Sie haben life und ich sorge für die Balance, die Nächte, die Notfälle und die Wochenenden und die Abendsprechstunde.

Dr. Vera Schnell,
93051 Regensburg

Wolfgang Wähnke 01.04.201908:50 Uhr

Große regionale Unterschiede beim Ärztemangel

der Mangel an Ärzten und auch bei anderen Fachkräfte ist regional sehr unterschiedlich und tendenziell stärker im ländlichen Raum. Verstärkend wirkt sich hier auch der demografische Wandel aus, denn Ältere benötigen mehr Ärzte oder auch Pflegekräfte.
Hier ein Beitrag über die kommunalen Möglichkeiten: https://blog.wegweiser-kommune.de/demografie/aerztemangel-was-koennen-kommunen-tun

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