Schreiben an Parteichefs
Bündnis fordert: Kinder besser vor Werbung für ungesunde Lebensmittel schützen!
An Kinder gerichtete Werbung für Süßes und Salziges nur noch nachts, Bannmeile für Außenwerbung um Kitas und Schulen: Fachgesellschaften und Krankenkassen machen Druck bei höheren Werbeschranken. Liefert die Koalition?
Veröffentlicht:Berlin. Kinder- und Jugendärzte, Fachgesellschaften, Krankenkassen und Verbraucherverbände haben einen besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen vor der Werbung für Lebensmittel mit viel Zucker, Fett oder Salz gefordert. Werbung beeinflusse „nachweislich die Präferenzen und das Essverhalten“ junger Menschen, heißt es in einem offenen Brief an die Parteivorsitzenden von SPD, Grünen und FDP.
Konkret schlagen die Initiatoren vor, die Werbung für an Kinder gerichtetes Ungesundes in der Zeit von 6 bis 23 Uhr im TV, Radio sowie auf Streamingdiensten zu verbieten. Influencer sollten nur noch für gesunde Lebensmittel werben dürfen.
Zudem brauche es eine 100-Meter-Bannmeile für die Außenwerbung ungesunder Lebensmittel um Schulen, Kitas und Spielplätze. Zur Einschätzung ungesunder Lebensmittel sollten Nährwertempfehlungen der WHO Europa dienen.
Der Brief ist von dem britischen TV-Koch Jamie Oliver sowie 40 Verbänden gezeichnet, darunter Deutsche Adipositas Gesellschaft und Deutsche Diabetes Gesellschaft, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte sowie die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland.
TV-Koch Jamie Oliver: Großbritannien macht es vor
Oliver hatte sich in Großbritannien zusammen mit Ärzteverbänden und Elternorganisationen für ein Werbeverbot ungesunder Lebensmittel eingesetzt. Seinen Angaben zufolge soll ein entsprechendes Gesetz ab 2024 in Kraft treten. Im Internet solle dann Werbung für Ungesundes komplett verboten sein und im TV nur noch nachts ausgestrahlt werden dürfen.
Eine ausgewogene Ernährung sei elementar für die Gesundheit, vor allem bei Kindern und Jugendlichen, betont das Bündnis. Das Ernährungsverhalten sei allerdings von starken „Missverhältnissen“ gekennzeichnet: So verzehrten Kinder und Jugendliche etwa doppelt so viele Süßwaren, aber nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen. Auch der Fleisch- und Wurstverzehr liege zu hoch.
Das Bündnis erinnert daran, dass sich die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag auf mehrere Maßnahmen geeinigt habe, um gesunde Ernährung im Kindesalter zu fördern. 77 Prozent aller Eltern und Großeltern befürworteten eine stärkere staatliche Unterstützung für gesunde Ernährung. Es sei daher „folgerichtig“, dass das Bundesernährungsministerium derzeit einen Entwurf für eine Gesetzesregelung vorbereite. Darin enthalten sein müssten konsequente Maßnahmen.
Zeit freiwilliger Selbstverpflichtung ist vorbei
„Die Zeit der wirkungslosen freiwilligen Selbstverpflichtungen der Lebensmittelindustrie ist vorbei und das ist richtig so“, meldete sich am Montag die Sprecherin der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), Barbara Bitzer, zu Wort. Die DANK gehört ebenfalls zu den Unterzeichnern des Schreibens.
Regeln zum Werbeverbot dürften nicht nur für reine Kinderformate gelten, sondern auch für Familiensendungen, da junge Menschen „nicht nur Zeichentrickfilme, sondern auch Fußballspiele und Casting-Shows“ schauen würden, so Bitzer. (hom)