Lieferengpässe

Bayern fordert vom Bund Konzept für eigene Arzneimittelproduktion

Die Meldungen über Lieferengpässe bei Arzneien reißen nicht ab, in NRW schlafen Apothekerverbände Alarm. Bayerns Gesundheitsminister fordert, die Arzneiproduktion in Deutschland zu fördern.

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München/Düsseldorf/Berlin. Aus Sorge vor zu großen Abhängigkeiten von anderen Ländern fordert Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek vom Bund ein Förderkonzept für mehr Arzneimittelproduktion in Europa. „Es ist kein Geheimnis, dass Deutschland und die gesamte EU bei Arzneimitteln zu sehr auf China oder auch Indien angewiesen sind“, sagte der CSU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in München.

Die Bundesregierung müsse „endlich nachhaltig“ gegen die Abhängigkeit von China bei Arzneimitteln vorgehen. Holetschek erinnerte in dem Kontext daran, dass auch in Deutschland in den vergangenen Jahren die negativen Folgen von Abhängigkeiten zu spüren gewesen seien: „Nicht nur Fiebersäfte für Kinder waren knapp, sondern zeitweise auch überlebenswichtige Medikamente zur Brustkrebstherapie und Allergiemedikamente. Deshalb muss jetzt endlich gehandelt werden.“

Apotheker in Nordrhein: „Die Lage ist schlimm“

Alleine die Volksrepublik China sei für rund 40 Prozent der weltweiten Antibiotikaexporte verantwortlich, betonte Holetschek. „Dass die gesamte EU so am Tropf Chinas hängt, ist nicht akzeptabel. Vielmehr müssen versorgungsrelevante Wirkstoffe wieder in Europa selbst hergestellt werden. Denn sonst laufen wir in ein gesamtgesellschaftliches Gesundheitsrisiko.“

Es brauche dringend eine Förderung der EU-Produktion, auch der Pharmastandort Deutschland müsse weiter gestärkt werden. „Deshalb muss die Bundesregierung rasch eine vernünftige Förderung auflegen.“

Hintergrund für die Forderungen dürften anhalten Lieferengpässe von Arzneimitteln sein. So beklagten am Wochenende Nordrhein-Westfalens Apotheken anhaltende Engpässe. Die Probleme hätten in den vergangenen Monaten zugenommen, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbandes Nordrhein, Thomas Preis, in Düsseldorf. „Die Lage ist schlimm.“

BfArM kennt rund 300 Engpässe

Mit Blick auf 2023 sagt er: „Wir erwarten eine Steigerung der Lieferdefizite.“ Ein Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sprach von einer „großen Herausforderung“, die man angesichts der Engpässe habe, und die auf absehbare Zeit bestehen bleiben werde.

Der Apothekerverband Westfalen-Lippe teilte mit, dass derzeit auch bei Hustenmitteln mit Codein, Antieleptika, mehreren Antibiotika und starken Schmerzmitteln Lieferengpässe bestehen.

Dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind derzeit Lieferengpässe bei etwa 300 Fertigarzneimitteln bekannt. Zum Vergleich: In Deutschland sind rund 100.000 Arzneimittel zugelassen. Die Behörde weist aber darauf hin, dass ein Lieferengpass nicht gleichzeitig ein Versorgungsengpass sein müsse. (dpa)

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