Versorgungskonzept

Bei Borderline ist ein interprofessionelles Team gefragt

Im Rheinland soll ein sektorenübergreifendes Projekt die Versorgung von Borderline-Patienten verbessern.

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KÖLN. Die Klinik Köln des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) will verstärkt den Kontakt zu Hausärzten und nicht-psychiatrischen Fachärzten der Region suchen, um sie über die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung zu informieren.

"Die Praxis zeigt, dass viele Betroffene zu lange in der Regelversorgung bleiben und nicht den Schritt in die störungsspezifische Versorgung machen", berichtete Reka Markus, Oberärztin an der LVR-Klinik Köln, anlässlich einer Fachtagung.

Nur eine speziell auf die Erkrankung ausgerichtete Therapie wie die dialektisch behaviorale Therapie (DBT) biete den Patienten die Chance, ihr oft immenses Leiden zu mildern und das Leben wieder in den Griff zu bekommen, sagte Markus. "Wir versuchen, über alle Kanäle bekannt zu machen, dass wir die entsprechenden Angebote haben." Die Klinik bietet Fortbildungen an und hat in der Region ein Netzwerk aufgebaut.

"Die Behandlung der Boderline-Persönlichkeitsstörung bedarf immer eines gut ausgebildeten, kundigen, multiprofessionellen Teams, einer theoretischen Basis und eines guten Netzwerks", betonte Martina Wenzel-Jankowski, LVR-Dezernentin für den Klinikverbund.

Hilfe besser geworden

Mit einer Inzidenz von zwei bis fünf Prozent der Bevölkerung ist die Borderline-Persönlichkeitsstörung relativ häufig, sagte Professor Euphrosyne Gouzoulis-Mayfrank, die Ärztliche Direktorin der Klinik. Zwar sei die Versorgung der Patienten in den vergangenen Jahren besser geworden. "Aber immer noch wird die Krankheit bei vielen Menschen zu spät diagnostiziert, und sie bekommen zu spät kompetente Hilfe", betonte sie.

Ein Grund sei, dass Borderline-Patienten als schwer behandelbar gelten. In einer Befragung hatten 30 Prozent der Ärzte und Psychotherapeuten eine Behandlung abgelehnt, 60 Prozent wollen höchstens zwei bis drei Patienten betreuen. Dabei sei die Behandlung umso erfolgreicher, je besser sich die Therapeuten mit dem Krankheitsbild auskennen, sagte Gouzoulis-Mayfrank.

Die Patienten erleben sich nach Angaben von Wenzel-Jankowski als Opfer ihrer heftigen Stimmungen und neigen zu selbstschädigendem, emotional übertriebenen, manchmal auch fremdaggressivem Verhalten. "Sie wirken sehr launisch und reagieren sensibel auf Zurückweisung." Mehr als die Hälfte unternehme mehr als einen Suizidversuch, sagte sie.

"Man muss die Sprache der Patienten lernen", charakterisierte Oberärztin Markus den wesentlichen Ansatzpunkt für die auf den jeweiligen Patienten ausgerichtete Therapie. Ziel sei die "Umschulung vom Überleben zum Leben mit Lebensqualität". Die störungsspezifischen Methoden verlangten den Patienten viel ab, sie müssten wieder lernen, selbst die Verantwortung zu übernehmen und sie nicht beim Therapeuten abzuladen. Die Therapie sei für die Patienten sehr anstrengend, sie wüssten aber, dass sich die Anstrengung lohnt, betonte die Ärztin. "Aussichtslos war gestern."

Für die Patienten sei es besser, gar nicht behandelt zu werden als durch Ärzte und Psychologen, die mit dem Krankheitsbild Borderline nicht richtig umgehen können, berichtete eine Patientin, die erst nach vielen Jahren der Erkrankung die richtige Diagnose bekommen hatte. "Es ist grausam, wie lange ich leiden musste", sagte sie.

Durch die Behandlung in der LVR-Klinik habe sie erstmals das Gefühl, dass ihr wirklich geholfen wird. Durch die DBT lerne sie bestimmte Fertigkeiten, etwa Stresssituationen auszuhalten, und entwickele wieder ein Selbstwertgefühl, berichtete die Patientin. "Man wird hier sehr achtsam und mit Respekt behandelt."

Die LVR-Klinik in Köln-Merheim versorgt mit einem tagesklinischen Angebot 18 bis 20 Patienten. Sie bleiben im Schnitt zwölf Wochen, maximal 14 Wochen. Die Abbruchrate ist nach Angaben von Markus sehr niedrig. Zudem bietet das Haus eine Borderline-Ambulanz und eine Telefonhotline für Patienten, Angehörige und behandelnde Ärzte an. (iss)

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