Schleswig-Holstein
Beraten, testen, in Therapie bringen: In Schleswig-Holstein geht es jetzt per Bus zu den Risikogruppen
HCV, HIV oder andere sexuell übetragbare Erkrankungen: Wer hierfür besonders gefährdet ist oder sich schon angesteckt hat, gehört zur Zielgruppe eines bundesweit einmaligen Projektes.
Veröffentlicht:Kiel. In Schleswig-Holstein rollt ab heute ein Test- und Beratungsbus durchs Land, der Betroffene mit Hepatitis C und HIV und Risikogruppen anspricht. Ziel ist es, die Menschen in ihren Lebenswelten zu erreichen - auch wenn es sich um Obdachlose handelt. Das Projekt ist nach Angaben der Initiatoren bundesweit einmalig.
Mit dem Bus soll ein Angebot für Beratung, Testung und Aufklärung über Transmissionswege und Behandlungen geschaffen werden. Besetzt ist der Bus mit einer Psychologin, eine Stelle für eine Krankenschwester soll noch ausgeschrieben werden.
Obdachlose und Süchtige gehören zur Zielgruppe
Ihre Aufgabe wird es sein, vor Ort in erster Linie mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und den Weg in mögliche Therapien zu ebnen. Rund 6700 Menschen in Schleswig-Holstein sollen nach Schätzungen unerkannt mit Hepatitis C leben. Sie sind eine der Zielgruppen des Projektes. Insbesondere unter Menschen ohne Obdach und unter Drogenabhängigen wird eine hohe Zahl Betroffener vermutet.
Vielen ist zum Beispiel nicht bekannt, dass Hepatitis C nebenwirkungsfrei therapiert werden und die Krankheit ausheilen kann. Auch über die Übertragungswege bestehen Wissenslücken.
Vulnerable Gruppen schützen
Drogenabhängige und Obdachlose gezielt auf Hepatitis ansprechen!
"Deshalb benötigen wir Präventions- und Infektionsschutzangebote wie den mobilen Test- und Beratungsbus. Gerade in der Behandlung von HCV brauchen wir solche neuen Strukturen, die im Bereich der HIV-Therapie bereits gut etabliert sind und gut funktionieren", sagte Ute Krackow von der Aidshilfe Schleswig-Holstein, die die Idee für den Bus hatte.
Zusammenarbeit mit Drogenberatungsstellen
Unterstützung erhielt sie von Landesgesundheitsministerin Prof. Kerstin von der Decken (CDU). Sie übernahm die Schirmherrschaft und warb beim Startschuss für Unterstützung durch andere Hilfeangebote. "Um das nötige Vertrauen für dieses Angebot zu gewinnen, ist eine enge Zusammenarbeit mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Sucht- und Drogenhilfe unverzichtbar", sagte die Ministerin.
Das Land stellte für den Kauf des Fahrzeugs und für Personal- und Sachkosten mehr als 100000 Euro zur Verfügung. Weitere Unterstützung kommt von Pharmafirmen und der Deutschen Aidsstiftung. Die mobile Beratung soll nach Wunsch der Initiatoren und der Ministerin kein Projekt bleiben, sondern zur Dauereinrichtung werden.
Auch im Strafvollzug ist Unterstützung erforderlich
Der Bus könnte eine Lücke schließen, auf eine weitere machte Gastroenterologe Dr. Holger Hinrichsen die Ministerin zum Start des Busses aufmerksam: Betroffene im Strafvollzug benötigen ebenfalls Unterstützung. Da von der Decken für Justiz und Gesundheit zuständig ist, erhofft sich der im hepatologischen Zentrum Kiel niedergelassene Arzt - genauso wie die Aidshilfe - mehr Unterstützung für diese Gruppe. (di)