10.000 Schwerkranke

Bereitschaft zur Organspende rückläufig

Organspenden kann Leben retten - doch in Deutschland sinkt die Bereitschaft weiter.

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Trotz Appellen, trotz Kampagnen: Die Bereitschaft der Deutschen zur Organspende sinkt.

Trotz Appellen, trotz Kampagnen: Die Bereitschaft der Deutschen zur Organspende sinkt.

© Julian Stratenschulte / dpa

BERLIN. Seit etwa 50 Jahren können Organe transplantiert werden. Die Erfolgsraten stiegen mit Fortschritten in der Medizin immer weiter an. Doch mehrere Skandale haben das Vertrauen der Deutschen in die Transplantationsmedizin erschüttert und die Bereitschaft zur Organspende zurückgehen lassen. Der Bedarf aber ist unverändert groß. Fragen und Antworten:

Warum ist die Lage so ernst?

Mehr als 10 000 schwerkranke Menschen warten hierzulande auf ein Spenderorgan, die meisten auf eine neue Niere. Für viele von ihnen ist eine Transplantation die einzige Chance, um zu überleben. Statistisch gesehen sterben täglich drei Patienten, weil ein passendes Organ nicht rechtzeitig verfügbar ist.

Wie stehen die Deutschen zur Organspende?

Einer repräsentativen Befragung von 2016 zufolge sind mit 81 Prozent die meisten für das Thema aufgeschlossen und wären grundsätzlich bereit, anderen nach dem Tod mit einer Spende zu helfen. Doch nur ein gutes Drittel trägt auch einen Spendeausweis bei sich. Deshalb werden im Fall einer möglichen Organspende die Angehörigen nach dem mutmaßlichen Willen des Verstorbenen befragt. Für sie ist eine Entscheidung in dieser Situation oft eine Überforderung.

Wie viele Spender pro Jahr gibt es denn in Deutschland?

857 Menschen waren es im vorigen Jahr, denen nach dem Tod meist mehrere Organe entnommen wurden. Doch die Zahlen gehen immer weiter zurück: 2011 waren es noch 1200 Spender. Im Durchschnitt schenkt ein Organspender drei schwerkranken Menschen die Chance auf ein neues Leben.

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Warum gibt es in anderen europäischen Ländern mehr Organspender?

Das liegt vor allem an gesetzlichen Regelungen. In Deutschland gilt die Zustimmungslösung. Wer für eine Organspende nach seinem Tod ist, muss das durch einen Ausweis belegen. In Spanien oder Österreich gilt dagegen die Widerspruchslösung. Menschen müssen hier dokumentieren, dass sie gegen eine Organentnahme nach ihrem Tod sind, sonst gilt sie als normal. Die Zahl der Organspender ist bei dieser Lösung höher.

Welche Organe werden am dringendsten benötigt?

Ende 2016 warteten hierzulande 7876 Menschen auf eine neue Niere. Es folgten: Leber (1157), Herz (725), Lunge (390), Bauchspeicheldrüse (270) und Dünndarm (9).

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Und unter welchen Voraussetzungen darf transplantiert werden?

Das Transplantationsgesetz schreibt den von zwei Ärzten festgestellten Hirntod als Voraussetzung für die Entnahme von Organen vor. Sie ist in der Regel nur möglich, wenn der Hirntod in einer Klinik eintritt. Der Verstorbene muss eingewilligt haben, sonst können Angehörige nach seinem mutmaßlichen Willen entscheiden. Ob ein Spender infrage kommt, hängt nicht so sehr von seinem Alter ab, sondern vom Zustand seiner Organe und seinem allgemeinen Gesundheitszustand. In manchen Fällen spenden unter bestimmten Bedingungen auch lebende Organe - eine Niere oder einen Teil der Leber. Dazu zählen zum Beispiel Ehepartner oder enge Verwandte. Dass diese Lösung gewählt wird, liegt oft auch an dem Mangel an Spenderorganen.

Wie wird eine Organspende organisiert?

Für die Vermittlung der Organe ist die Stiftung Eurotransplant mit Sitz in den Niederlanden zuständig. Voraussetzung ist, dass der Patient auf der Warteliste eines Transplantationszentrums steht. Dabei kommt es vor allem auf Erfolgsaussicht und Dringlichkeit der Verpflanzung an. Eurotransplant ist für die Vermittlung aller Organe zuständig, die in Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Slowenien, Kroatien und Ungarn entnommen werden. Ein Organ eines Deutschen kann dabei auch bespielsweise einem Slowenen zugute kommen. In den acht Ländern leben rund 134 Millionen Menschen. In Deutschland wurden 2016 mehr als 3700 Organe übertragen.

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Kommentare
Karlheinz Bayer 29.05.201719:16 Uhr

nichts hat sich geändert, warum sollte es mehr Spender geben?


Immer noch geht die Organspende von dem wissenschaftlich nicht begründbaren "Hirntod" aus. Solange der Gesetzgeber nicht bereit ist, anzuerkennen, daß es sich bei den Spendern nicht um Tote, sondern um Sterbende handelt, wird die Bereitschaft fallen.

Die nZahl der Lebendspender ist inzwischen höher als die Zahl der angeblich Toten, denen die Organe entnommen werden. Das liegt nicht am Mangel an Hirntoten, sondern an der Einsicht der Spender.

Immer noch werden Fälle bekannt, in denen Organschiebereien vorliegen. Die Transplantationszentren arbeiten ohne staatliche Aufsicht.
Immer noch steht stellvertretend für die Organspende die Stiftung Organspende, eine Stiftung, der es schwerfällt zu vertrauen.

Eine Abhilfe wäre problemlos möglich.
Es würde die Zahl der Spender sicher zunehmen,

- wenn die Stiftung aufgelöst würde,
- wenn eine seriöse Institution, wie z.B. das PEI die Kontrolle übernehmen würde und
- wenn schließlich der Gesetzgeber dafür sorgen würde, daß jeder Spender als Lebendspender angesehen würde, mit all der medizinischen Sorgfalt und all dem juristischen Schutz, den Lebende haben, als hirntot erklärte aber nicht mehr.

Es tut geradezu weh, wenn Menschen, die auf ein Spenderorgan warten als quasi lebende Schutzschilde vor die mangelnde Bereitschaft gestellt werden, endlich die Mißstände zu beseitigen.

Dr.Karlheinz Bayer

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