BKK-Report

Beschäftigte in Betrieben fehlen immer länger

Das siebte Jahr in Folge sind die krankheitsbedingten Fehlzeiten von Mitgliedern der BKK gestiegen, wie der aktuelle Gesundheitsreport zeigt. Wie lange Beschäftigte fehlen, variiert je nach Region und Landkreis sehr stark.

Von Martina Merten Veröffentlicht:
Die Fehlzeiten steigen laut aktuellem BKK-Report immer weiter an.

Die Fehlzeiten steigen laut aktuellem BKK-Report immer weiter an.

© Gerhard Seybert / fotolia.com

BERLIN. 17,6 Tage fehlten pflichtversicherte Beschäftigte der Betriebskrankenkassen (BKK) im Durchschnitt in 2013. 2006 waren es lediglich 12,4 Tage.

Arm und krank

Je älter die Versicherten sind, desto häufiger sind sie krank

42 Prozent höher als in Baden-Württemberg liegen die Fehlzeiten von BKK-Pflichtmitgliedern in Brandenburg.

Arbeitslose sind mit Abstand am häufigsten krank, insbesondere Menschen ohne Arbeit aus Thüringen, Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern

"Damit ist der Krankenstand im siebten Jahr in Folge gestiegen", berichtete der Vorstand des BKK-Dachverbandes, Franz Knieps, bei der Vorstellung des BKK Gesundheitsreports in Berlin.

Ursächlich für den seit Jahren kontinuierlichen Anstieg sind Knieps zufolge insbesondere die mit dem demografischen Wandel einhergehende Zunahme langfristiger chronischer Erkrankungen. Auch Stress durch Arbeitsverdichtung könne ein Grund sein, sagte Knieps.

Das Gros der Krankentage - 25 Prozent - geht auf Muskel-Erkrankungen, insbesondere Rückenleiden, zurück. 16 Prozent der BKK-Pflichtversicherten fehlten wegen Atemwegserkrankungen, weitere 15 Prozent waren aufgrund von psychischen Störungen arbeitsunfähig.

Fehlzeiten wegen psychischer Störung um das Fünffache gestiegen

Bei den psychischen Störungen sind die Fehlzeiten dem Report zufolge innerhalb nur einer Generation um das Fünffache angestiegen: Lagen sie 1976 bei knapp einem halben Tag , waren es 2013 bereits 2,6 Fehltage.

Mit mehr als 40 Arbeitsunfähigkeitstagen (AU-Tagen) fielen Versicherte, die unter psychischen Störungen leiden, in 2013 etwa doppelt so lange aus wie Versicherte mit Muskel- oder Skeletterkrankungen und sogar länger als Versicherte mit Tumorerkrankungen (35 AU-Tage).

Ältere Versicherte fehlten in der Regel länger als Jüngere, so der BKK-Bericht.

Gravierende Unterschiede bei den AU-Tagen zeigen sich auch zwischen den Bundesländern: Am seltensten fehlten Versicherte aus Baden-Württemberg und Bayern, am häufigsten Versicherte aus Brandenburg und Sachsen-Anhalt (siehe Grafik).

Auch innerhalb einzelner Bundesländer gibt es Variationen: In Ballungszentren von Nordrhein-Westfalen (NRW) schrieben Ärzte überdurchschnittlich viele BKK-Versicherte krank, in ländlich geprägten Kreisen in NRW lagen die AU-Tage dagegen unter dem Durchschnitt.

Ähnliche Gefälle gibt es in nord- und südbayerischen Landkreisen, innerhalb Niedersachsens und Schleswig-Holsteins.

Versorgungsmanagement soll helfen

Nach Ansicht des Kölner Medizinsoziologen Professor Holger Pfaff könnte ein evidenzbasiertes Versorgungsmanagement helfen, die Fehlzeiten zu reduzieren.

Denkbar sind Pfaff zufolge eine bessere Zusammenarbeit von Kliniken und Unternehmen, psychotherapeutische Sprechzeiten im Betrieb oder Kooperationen von Haus- und Betriebsärzten, um Negativspiralen bei Erkrankungen abzufedern.

Gleichzeitig müssten Ärzte stärker nach Leitlinien arbeiten und Patienten diese auch befolgen.

Die Analysen im BKK-Bericht gehen auf Daten von 9,3 Millionen Pflichtversicherten zurück.

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