Vernachlässigte Tropenkrankheiten
Booster für den globalen Kampf gegen Elefantiasis und Andere
Corona sorgt für wesentliche Dämpfer bei der Bekämpfung von 20 vernachlässigten Tropenkrankheiten. Deren globale Eindämmung und Ausrottung soll mit der Kigali Declaration neue Strahlkraft entfalten.
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In Bangladesh versprüht ein städtischer Mitarbeiter in Slums Pestizide zur Ausrottung der Denguemücke. Dengue gehört zu 20 vernachlässigten Tropenkrankheiten, die die WHO möglichst bald eradiziert sehen will.
© Md Rafayat Haque Khan/ZUMAPRESS.com/picture alliance
Genf/London/Kigali. 1,7 Milliarden Menschen weltweit bedürfen einer medikamentösen Behandlung im Zusammenhang mit mindestens einer vernachlässigten Tropenkrankheit (NTD/Neglected Tropical Disease). Die 2020 einsetzende Corona-Pandemie hat aber dafür gesorgt, dass nur rund 757 Millionen Betroffene Zugang zur Therapie bekommen haben. Diese Zahlen nennt die Weltgesundheitsorganisation WHO im Vorfeld des am Sonntag, den 30. Januar, erstmals zu begehenden internationalen NTD-Tages.
Um mehr Aufmerksamkeit auf die NTD zu lenken, hat die virtuelle 74. Weltgesundheitsversammlung (WHA) in Genf im vergangenen Jahr auf Initiative der Vereinigten Arabischen Emirate, Brasiliens und Omans den 30. Januar zum Welt-NTD-Tag auserkoren. Wie die WHO hinweist, hätten es bereits 43 Länder weltweit geschafft, in der jüngeren Vergangenheit mindestens eine NTD auf ihrem Staatsterritorium auszurotten.
Um den internationalen Kampf gegen Elefantiasis & Co zu forcieren, hat die WHA 2021 die neue NTD-Strategie der WHO für diese Dekade verabschiedet – sie steht unter dem Namen „Ending the neglect to attain the Sustainable Development Goals: a road map for neglected tropical diseases 2021-2030“.
Kigali-Gipfel wegen Corona immer wieder verschoben
Als wesentlicher Treiber – und auch Garant – für Bekämpfung von NTD galt bis dato, die London Declaration. In der britischen Hauptstadt hatte sich am 30. Januar 2012 ein Bündnis aus forschenden Pharmaunternehmen, Hilfsorganisationen, mehreren Staatsregierungen sowie der Weltbank unter dem Dach der Uniting to Combat Neglected Tropical Diseases Coalition (UTC) der Eindämmung und Ausrottung von zunächst zehn NTD verpflichtet – unter anderem mittels umfangreicher Arzneimittelspenden aus den Reihen der beteiligten Industriepartner.
Die London Declaration fokussierte die afrikanische Trypanosomiasis (Schlafkrankheit), die Chagas-Krankheit (südamerikanische Trypanosomiasis), die viszerale Leishmaniose, Lepra, die Bilharziose (Schistosomiasis), die chronische Infektion mit bodenübertragenen Helminthen, das Trachom, die Onchozerkose, die lymphatische Filariose und Onchozerkose (Guineawurmbefall) sowie die Elefantiasis.
Flankiert werden soll die neue WHO-NTD-Strategie durch die Kigali Declaration, die ursprünglich bereits 2020 im Zuge des Treffens der Regierungschefs des Commonwealth in Ruandas Hauptstadt ausgerufen werden sollte – coronabedingt wurde der Gipfel nun erneut auf einen unbekannten Zeitpunkt verschoben.
Erweiterter Kreis der Zielkrankheiten
Dafür stellt Ruandas Premier Édouard Ngirente die Kigali Declaration am Freitag im Rahmen einer virtuellen UTC-Schalte vor. Sie adressiert auf Seiten der Akteure im Vergleich zur Vorgängerin einen erweiterten Kreis an Zielgruppen. Gemeinsam werden Regierungen, Parlamentarier, Bürgermeister, lokale Führungspersönlichkeiten, Partner aus dem Privatsektor, Geber, Forschungseinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und die Jugend dazu aufrufen, sich zu 100 Prozent für die NTD-Bekämpfung einzusetzen. Unter anderem sollen nationale Regierungen das Potenzial ausschöpfen, das die Digitalisierung zur Eindämmung der NTD bietet.
Zugleich adressiert sie im Sinne der aktuellen WHO-Strategie außer der Elefantiasis die bereits im Zuge der London Declaration erwähnten Krankheiten sowie Buruli-Ulkus, Dengue und Chikungunya, Drakunkulose, Echinokokkose, nahrungsassoziierte Trematoden, Myzetom, Chromoblastomykose und andere tiefe Mykosen, Tollwut, Skabies und andere Ektoparasitosen, Vergiftungen durch Schlangenbisse, Taeniasis und Zystizerkose sowie Frambösie.