Yeti statt Maybot

Boris Johnson wird neuer Regierungschef der Briten

Der Brexit-Wortführer Boris Johnson ist am Ziel seiner Träume: Er wird der neue Regierungschef Großbritanniens. Entschieden haben darüber die rund 160.000 Mitglieder der Tory-Partei in einer Urwahl.

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Boris Johnson, neuer Premierminister von Großbritannien, geht an einem Demonstranten auf dem Weg in sein Büro vorbei (hier noch kurz vor der Wahl). Der ehemalige britische Außenminister anschließend hat das Rennen um die Nachfolge von Premierministerin Theresa May für sich entschieden. Er ist damit Chef der Konservativen Partei und wird am Mittwoch auch das Amt des Regierungschefs übernehmen.

Boris Johnson, neuer Premierminister von Großbritannien, geht an einem Demonstranten auf dem Weg in sein Büro vorbei (hier noch kurz vor der Wahl). Der ehemalige britische Außenminister anschließend hat das Rennen um die Nachfolge von Premierministerin Theresa May für sich entschieden. Er ist damit Chef der Konservativen Partei und wird am Mittwoch auch das Amt des Regierungschefs übernehmen.

© Yui Mok/PA/dpa

LONDON. Am Dienstagmorgen haben die britischen Konservativen („Tories“) darüber entschieden, wer ab morgen Theresa May im Amt des Premierministers von Großbritannien nachfolgen soll. Nach der Auszählung von 159.320 abgegebenen Stimmen erhielt Boris Johnson 92.153 Stimmen, Jeremy Hunt 46.656 Stimmen. Die beiden Kandidaten haben das Ergebnis selbst erst Minuten vor der Verkündung erfahren.

Boris Johnson hatte es schon lange auf das Amt des Premierministers abgesehen: Der britische Ex-Außenminister und frühere Londoner Bürgermeister hat zuletzt tatkräftig mitgeholfen, Theresa May zu Fall zu bringen.

Sie selbst hatte ihn 2016 nach dem knappen Votum der Briten für den EU-Austritt als Chefdiplomaten in ihr Kabinett geholt. Später löste sich der heute 55-Jährige aus der Umklammerung. Er trat von seinem Kabinettsposten zurück und schrieb fortan in einer wöchentlichen „Telegraph“-Kolumne gegen Mays Brexit-Pläne an.

Nachdem May Anfang dieses Jahres drei Mal mit ihrem Brexit-Deal im Parlament in London gescheitert war und Nigel Farage mit seiner Brexit-Partei bei der Wahl zum Europaparlament zur stärksten Kraft in Großbritannien wurde, sah Johnson seine Chance gekommen. Zumal May ihren Rücktritt ankündigen musste.

Johnson trauen nun viele Briten zu, die enttäuschten Brexit-Wähler, die sich von den Konservativen wegen des bis Ende Oktober verschobenen EU-Austritts abgewendet haben, wieder einzufangen.

Den Brexit-Hardlinern in der Konservativen Partei verspricht er einen EU-Austritt zum 31. Oktober – mit Abkommen oder ohne. Gleichzeitig behauptet er aber, die Chancen eines No-Deal-Brexits seien eins zu einer Million.

Ob er tatsächlich einen detaillierten Plan hat, wie er das Brexit-Dilemma lösen will, darf bezweifelt werden. Regeln oder Details interessieren Johnson kaum. Er ist gewohnt, sich mit Witz und Charme darüber hinwegzusetzen.

Er gilt als Exzentriker, der es mit der Wahrheit oft nicht so genau nimmt. Seine Statur und die lange Zeit wilde Frisur sollen zu seinem Spitznamen „Yeti“ in Schulzeiten beigetragen haben.

Trotz seines Talents, den vermeintlich einfachen Mann anzusprechen, ist Johnson ein Mitglied der britischen Oberschicht. Er besuchte das Elite-Internat Eton, studierte in Oxford und war zeitweise Präsident des Debattierclubs Oxford Union sowie Mitglied der als dekadent verschrienen Studentenverbindung Bullingdon-Club. (dpa/run)

Lesen Sie dazu auch: Nach Johnson-Wahl: Britische Ärzte sind alarmiert Kommentar: Ein neuer Ton für Britannien

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