Berliner Corona-Ampel schaltet um
Corona: Infektionsquelle bei 94 Prozent nicht mehr nachvollziehbar
Die Berliner Gesundheitsämter können Corona-Infektionen kaum noch nachverfolgen. Vor allem Fälle im privaten Umfeld bereiten Probleme.
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Auf einem Berliner Gehweg ist eine Bodenmarkierung gesprüht, die darauf hinweist eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen.
© Kira Hofmann/dpa
Berlin. Laut Lagebericht des Gesundheitssenats sind zwei Warn-Leuchten der Corona-Ampel im kritischen Bereich: Die 7-Tage-Inzidenz steht bei 189,2 und leuchtet damit Rot, der Wert der Betten auf den Intensivstationen (ITS-Betten) steht bei 20,3 Prozent und ist damit Gelb geschaltet, ab einem Wert von 25 Prozent würde auch diese Ampel Rot aufleuchten. Ursache für die vielen Corona-Neuinfektionen ist auch die Tatsache, dass die Gesundheitsämter nicht mehr in der Lage sind, die Infektionen zurückzuverfolgen.
„Nur sechs Prozent der Infektionen sind aktuell auf Ausbrüche zurückzuführen. Längst ist aber bei über 90 Prozent der Infektionen unklar, wo sie herkommen“, berichtete Staatssekretär Martin Matz am Montag im Abgeordnetenhaus. Auf Nachfrage des „RBB“ erklärte der Gesundheitssenat, dass die Gesundheitsämter insgesamt 94 Prozent der Infektionen nicht zurückverfolgen können. Aktuell würden den Gesundheitsämtern viele Fälle im privaten Umfeld gemeldet. Deshalb schränkt der aktuelle Lockdown auch private Treffen ein“, so Matz weiter.
Zwölf Millionen Corona-Schnelltests
In der vergangenen Woche hatte das Abgeordnetenhaus mehr als 70 Millionen Euro für mehr als zwölf Millionen Antigen-Schnelltests zur Verfügung gestellt. Rund die Hälfte davon soll noch in diesem Jahr beschafft werden.
Die ersten 260.000 Tests sind laut Gesundheitssenat bereits an stationäre Pflegeeinrichtungen und die Obdachlosenhilfe verteilt worden. „Priorität hat für uns der Schutz von Risikogruppen. Ausgedehnte Testmöglichkeiten ermöglichen eine effektive Eindämmung und erweitern auch die Besuchsmöglichkeiten verschiedener Einrichtungen“, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD).
Durchschnittliche Behandlungskosten 5600 Euro
Rund 11,4 Tage blieben bei der AOK Nordost versicherte Corona-Patienten, die nicht beatmet werden mussten, im Schnitt in der Klinik, wie der „Berliner Kurier“ meldet. Ein COVID-19-Patient, der stationär behandelt werden musste, kostet demnach durchschnittlich 5600 Euro. Am längsten habe eine stationäre Behandlung ohne Beatmung mit insgesamt 103 Tagen Klinik-Aufenthalt gedauert. Die Kosten dafür beliefen sich auf rund 53.000 Euro.
Anders verhielt es sich, wenn die Corona-Patienten zusätzlich beatmet werden mussten. 25,1 Tage dauerte dann eine Behandlung im Krankenhaus. Im Durchschnitt wurden die AOK-Versicherten dabei zirka 340 Stunden lang, was ungefähr zwei Wochen entspricht, beatmet. Ein Corona-Patient kostete in diesem Fall mehr als 44.300 Euro. 257.900 Euro kostete die teuerste Krankenhaus-Behandlung eines COVID-19-Patienten, der 93 Tage beatmet wurde und insgesamt 130 Tage in einer Klinik blieb.