Leitartikel zur Bedarfsplanung
Das Berliner Novum muss sich noch beweisen
Bedarfsplanung nach sozialen Merkmalen der Bevölkerung - das wird in Berlin ab sofort erprobt. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass sozial Schwache mehr Versorgungsbedarf haben. Klingt sinnvoll, doch das Konzept muss sich noch beweisen.
Veröffentlicht:Es ist ein bundesweites Novum. Berlin berücksichtigt bei der ambulanten Bedarfsplanung für Haus- und Kinderärzte ab sofort die Sozialstruktur der Bewohner in den Bezirken. Darauf hat sich Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) mit Krankenkassen und der Kassenärztlichen Vereinigung im Landesgremium geeinigt.
Berlin ist damit das erste Bundesland, das seinen neuen regionalen Gestaltungsspielraum bei der zum Jahresbeginn geänderten Bedarfsplanung nutzt.
In die Berechnung des Versorgungsgrades fließen nun Sozialindikatoren aus dem Berliner Sozialstrukturatlas ein. Das ist nicht nur gerechtfertigt, sondern auch sinnvoll, denn der Zusammenhang zwischen Morbidität und Sozialstatus ist vielfach belegt.
Einen weiteren Beleg hat nun der Abgleich von Daten aus dem Sozialstrukturatlas mit Abrechnungsdaten der KV Berlin geliefert.
Die KV hat der Senatsgesundheitsverwaltung dazu die wichtigsten Diagnosegruppen übermittelt. Diese wurden gewichtet nach dem Leistungsbedarf in EBM-Punkten und regional abgeglichen mit Sozialindikatoren wie Einkommen, Erwerbslosigkeit und Bildungsstand.
Das eindeutige Ergebnis überraschte auch die Planer: "Das Ergebnis macht deutlich, dass es eine enorme Korrelation zwischen Morbidität und Sozialstruktur gibt. Die Erkrankungshäufigkeit ist umso höher, je schlechter die Sozialstruktur ist", sagte Czaja.
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