Entdeckung der Langsamkeit
Das ist Bayerns neuer Corona-Fahrplan
Am Donnerstag hat das bayerische Kabinett seinen eigenen Corona-Fahrplan für die nächsten Wochen beschlossen. In den meisten Punkten geht dieser mit der in der Corona-Runde am Mittwoch vereinbarten Vorgehensweise konform. Nur beim Tempo gibt es Unterschiede – und im Ton.
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Eine Maskenpflicht könnte den Bayern noch drohen, kündigte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Kabinettssitzung am Donnerstag an.
© Sven Hoppe / dpa
München. Diesmal ist der Freistaat nicht an der Spitze. Schon im Vorfeld hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) angekündigt, dass Bayern die Lockerungen deutlich langsamer angehen werde als der Rest der Republik. Wegen seiner Nähe zu Österreich und Italien sei das Land stärker betroffen als die anderen Bundesländer.
Der bisherige Kurs habe sich bewährt, so Söder am Donnerstag. Inzwischen sei im Freistaat die Zahl der Neuinfektionen unter fünf Prozent, die Verdoppelungsquote bei 22 Tagen und es gebe doppelt so viele Genesene wie Neuinfektionen. „Die bayerische Staatsregierung hat sich dazu entschlossen, keine Experimente mit Corona und der Gesundheit zu machen“, begründete er die Entscheidung, die bisherige Strategie weiter zu verfolgen. Dies allerdings mit einigen vorsichtigen Lockerungen. Alle zwei bis drei Wochen könne man Nachjustierungen vornehmen, sagte er. Dabei müsse jedoch immer beobachtet werden, wie sich Maßnahmen auf die Statistik auswirkten. „Es ist wichtig, dass wir lernen, mit der Pandemie zu leben“, so Söder.
Eine Kontaktperson mehr ist erlaubt
Konkret bedeutet dies, dass die Ausgangsbeschränkungen in Bayern bis zum 4. Mai weiter gelten werden. Um soziale Härten abzumildern, ist diese Regelung jedoch etwas gelockert worden. Ab sofort ist jetzt zusätzlich zu den Familienmitgliedern oder den zum Haushalt zählenden Personen eine weitere Person als Kontakt erlaubt.
Diese Regelung sei insbesondere mit Blick auf alleinstehende Personen beschlossen worden, erklärte Söder. Bestehen bleiben dagegen die Besuchsverbote in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Bei der Sterbebegleitung dürfen die Besuchsregeln jedoch großzügiger gehandhabt werden.
Maskenpflicht ist nicht vom Tisch
Erleichterungen wird es wie in den meisten anderen Bundesländern ab dem 20. April auch in Bayern für den Handel geben. Beschlossen wurde auch das Tragen von Schutzmasken in Geschäften sowie im Öffentlichen Nahverkehr. Doch während sich die Teilnehmer des gestrigen Corona-Gipfels mit Bundeskanzlerin Angela Merkel darauf geeinigt hatten, dies als dringende Empfehlung an die Bundesbürger zu verstehen, schlägt Bayerns Ministerpräsident härtere Töne an. „Wenn das nicht umgesetzt wird, erwägen wir eine Maskenpflicht“, warnte er.
Während in manchen Bundesländern der Unterricht erst ab dem 4. Mai schrittweise wieder beginnt, wird Bayern ab dem 27. April Abschlussklassenr zurück in die Schulen holen. Allerdings sollen maximal 15 Schüler in einer Klasse unterrichtet werden.