Delegation: "Wir brauchen keine Vorschriften"

Nordrheins Kammer-Vorstand wirbt für Teamstrukturen bei der Kooperation von Ärzten mit anderen Gesundheitsberufen. Qualität, nicht Geld, muss im Fokus stehen.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:

DÜSSELDORF.An einer besseren Kooperation der Gesundheitsberufe und einer stärkeren Arbeitsteilung führt angesichts der begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen im Gesundheitswesen kein Weg vorbei.

Das neue Miteinander wird aber nur dann erfolgreich sein, wenn es von den einzelnen Berufsgruppen selbst gestaltet wird.

Davon geht Dr. Anja Maria Mitrenga-Theusinger aus, Vorstandsmitglied der Ärztekammer Nordrhein (ÄKNo). "Kooperation funktioniert nicht per Gesetz, Verordnung oder Katalog", sagte Mitrenga-Theusinger auf einer Fachtagung des Bundesverbands Managed Care Regional Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf.

"Diejenigen, die konkret am Patienten arbeiten, brauchen keine Vorschriften, sondern Freiräume", sagte sie.

Auch dürften Kosteneinsparung und Mangelverwaltung nicht der wesentliche Treiber für die Zusammenarbeit sein. "Im Vordergrund muss das Ziel besserer Versorgung und höherer Berufszufriedenheit stehen."

Willkommene Mitstreiter

Die Oberärztin am Klinikum Leverkusen ist Vorsitzende des Kammerausschusses "Kooperation mit den anderen Gesundheitsberufen". Die ÄKNo hat gemeinsam mit der Ärztekammer Westfalen-Lippe Thesen zu diesem Thema entwickelt.

Ärzte sehen danach in den Vertretern anderer Gesundheitsberufe willkommene Mitstreiter, wenn es darum geht, das Versorgungssystem leistungsfähig zu halten.

Dabei kommt den Medizinern nach Einschätzung der Kammern als "zentraler Profession" aber eine besondere Rolle zu.

"Gerade weil sich Ärzte in besonderer Verantwortung für die Patienten sehen, müssen sie sich als Motor der Kooperation verstehen", sagte Mitrenga-Theusinger.

Ziel der Zusammenarbeit müsse es sein, allen Berufsgruppen wieder die Konzentration auf die Kernkompetenzen zu ermöglichen.

Nachholbedarf sieht die ÄKNo bei der ärztlichen Aus-, Weiter- und Fortbildung. Sie müsse den steigenden Kooperationserfordernissen und der größeren Zahl von Handelnden im Gesundheitswesen Rechnung tragen, sagte Mitrenga-Theusinger.

Nach ihrer Einschätzung stehen bei der Diskussion über die Delegation oder Substitution ärztlicher Leistungen Randaspekte zu sehr im Mittelpunkt.

Doch Spielregeln gefordert

"Für Ärzte ist die Rückbesinnung auf die unmittelbare Zuwendung entscheidend. Hier dürfen wir uns nichts wegnehmen lassen."

Das künftige Zusammenspiel brauche Spielregeln. "Die intensive Kooperation der Gesundheitsberufe erfordert klare rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen", sagte sie.

So behielten die Patienten den Anspruch auf die Versorgung nach Facharztstandard. Wenn Ärzte Leistungen delegierten, bliebe die Verantwortung bei ihnen. "Viele Ärzte wünschen sich klare Kriterien, an denen sie die Delegationsentscheidung ausrichten können."

Allein mit Delegation oder Substitution von Aufgaben würden weder die Qualität verbessert noch Personalressourcen eingespart. Notwendig sei statt dessen die Herausbildung von Teamstrukturen.

Hier setzt die ÄKNo nach ihren Angaben einen Schwerpunkt. "Wir haben uns vorgenommen, für den Teamgedanken zu werben."

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