Baden-Württembergischer Hausärztetag

"Die HzV ist die Zukunftsidee"

Die Zukunftsidee für den "Hausarzt 21" ist schon gefunden, hieß es beim baden-württembergischen Hausärztetag: Strukturierte Versorgung durch die HzV.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:

STUTTGART. Die hausarztzentrierte Versorgung (HzV) ist aus Sicht des baden-württembergischen Hausärzteverbands die "Zukunftsidee" für die Versorgung von morgen. Beim Hausärztetag in Stuttgart wurde am Samstag nach den Konturen für den – so der Titel - "Hausarzt 21" gesucht.

Eingeladen hatten die Veranstalter die Versorgungsforscherin Dr. Heidrun Sturm von der Universität Tübingen. Sie referierte den internationalen Stand der Forschung: Die Versorgung dürfe sich nicht allein nach vorhandenen Strukturen richten, sondern müsse populationsorientiert sein sie. Weitere Stichworte für eine zukunftsfähige Versorgung: Koordination der Behandlung als zentrale Aufgabe sowie die interprofessionelle Versorgung vor allem multimorbider Patienten durch ein Team. Wie so etwas funktionieren kann, zeigte die Ärztin am Beispiel von Community Health Centers in Kanada.

Die Reaktionen auf den Impulsvortrag fielen auf dem Podium verhalten aus. Eine sektorübergreifende Versorgung "nützt nichts, wenn der Patient hingehen kann, wo er will", befand Baden-Württembergs KV-Chef Dr. Norbert Metke. Jährlich 80 Millionen Behandlungsscheine im Südwesten sind für ihn Ausdruck von Ressourcenverschwendung. Nötig sei daher eine durch Hausärzte koordinierte Versorgung. Allerdings werde keine Partei die Forderung nach einer Patientensteuerung in ihr politisches Programm schreiben, sagte Medi-Chef Dr. Werner Baumgärtner.

Auch das Plädoyer für interprofessionelle und teamorientierte Versorgungsstrukturen stieß beim Podium auf Vorbehalte. "Wir lösen 80 Prozent der Patientenprobleme in den Praxen", sagte Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Hausärzteverbands. Von daher sei es gar nicht nötig, durch eine Akademisierung der Heilberufe "Konkurrenzangebote" zu schaffen. Ziel müsse es sein, dass der Arzt im Mittelpunkt der Versorgung bleibe, pflichtete Baumgärtner bei.

Professor Joachim Szecsenyi, Direktor der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung an der Universität Heidelberg, ermunterte seine Kollegen zu einer positiven Außendarstellung des Fachs. Wenn ein Medizinstudent vor Ort sein Blockpraktikum macht "und in der Praxis wird gejammert, dann schreckt das ab". HzV, Facharztverträge und die Qualifizierung des Praxispersonals, etwa durch die Versorgungsassistentin VERAH, kämen beim Nachwuchs gut an, sagte Szecsenyi: "Machen Sie Ihre Praxen fit, dann haben Sie auch Chancen, junge Kollegen zu gewinnen!"

Eberhard Mehl, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hausärzteverbands, appellierte an das Selbstbewusstsein im Saal: Allgemeinmedizin sei die "Königsdisziplin". Die Hausärzte könnten aber nur dann ihre Stärken ausspielen, wenn sie in einem gut strukturierten Netz arbeiten – wie es die hausarztzentrierte Versorgung bereitstellt. Auf die beachtlichen finanziellen Vorteile der HzV wies Medi-Chef Baumgärtner hin: Der KV-Fallwert liege bei rund 50 Euro, in der HzV dagegen bei 80 Euro. Baden-Württemberg dürfe mit seinem starken Netz an Selektivverträgen keine Insel bleiben, mahnte Baumgärtner. "Sonst wird das hier irgendwann wieder eingestampft."

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