Primärarztsystem

Marburger Bund: Wir haben zu viele ungesteuerte Arztkontakte

MB-Vorsitzende Susanne Johna fordert eine Informationskampagne, die ein mögliches Primärarztsystem richtig vermittelt. Die Patienten dürften nicht das Gefühl bekommen, in ihrer Arztwahl beschnitten zu werden.

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Susanne Johna

Susanne Johna kritisiert die Vielzahl der Arztkontakte.

© Frank Rumpenhorst

Berlin. Die Vorsitzende des Marburger Bund, Susanne Johna, kritisiert eine Vielzahl unnötiger Arztkontakte in Deutschland. Sie fordert eine Informationskampagne zur möglichen Einführung eines Primärarztsystems.

„Die Patienten dürfen nicht das Gefühl bekommen, in ihrer freien Arztwahl oder Versorgung beschnitten zu werden“, sagte sie dem Nachrichtenportal Web.de News (Mittwoch).

Deswegen müsse die Politik ihnen vermitteln: „Wenn die Zahl der unnötigen Arztkontakte verringert wird, bleibt insgesamt mehr Zeit für die Versorgung der Patientinnen und Patienten. Davon profitieren alle.“

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Zugang zu Fachärzten stärker steuern

Die Arbeitsgruppe Gesundheit in den Koalitionsverhandlungen von CDU, CSU und SPD erwägt die Einführung eines Primärarztsystems. So soll der Zugang zu Fachärztinnen und Fachärzten stärker gesteuert werden.

Die Vermittlung von Facharztterminen soll demnach über die Haus- und Kinderärzte oder telefonisch über die Kassenärztliche Vereinigung unter der Nummer 116-117 erfolgen.

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Johna sprach sich prinzipiell für eine bessere Lenkung der Patienten aus. „Im Moment wählen Patientinnen und Patienten oft den falschen Versorgungsbereich und nehmen zum Teil mehrere Ärzte in Anspruch. Das können wir uns nicht mehr leisten“, sagte sie.

Für den Fall, dass die Pläne von Union und SPD wirklich umgesetzt werden, hält Johna aber eine bessere personelle und strukturelle Ausstattung des Patientenservice unter 116-117 für nötig. Dieser müsse zu Stoßzeiten besser besetzt sein. „Innerhalb von fünf Minuten sollten Patienten einen Kontakt bekommen und nicht eine halbe Stunde in der Warteschleife hängen.“

Telefonisch kaum erreichbar

Der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, ist skeptisch, ob das System funktionieren würde. Er warnt vor einer Mehrbelastung für die Hausärztinnen und -ärzte, wenn diese in Zukunft für die Vermittlung von Facharztterminen zuständig sind.

Schon heute seien „niedergelassene Medizinerinnen und Mediziner telefonisch kaum erreichbar und rar gesäte Termine meist nur online buchbar“, kritisiert Brysch.

„Es besteht die Gefahr, dass der dadurch massiv erhöhte Terminbedarf zu Lasten alter, pflegebedürftiger und mehrfach erkrankter Menschen geht.“ (KNA)

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