KBV-Vertreterversammlung

Die KBV will einen Steuerungstarif für Patienten

Die Gremien der KBV erarbeiten aktuell ein neues Grundsatzprogramm, das das Programm „KBV 2020“ ablöst. Ein Fokus dabei: eine bessere Patientensteuerung via Steuerungstarif.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
KBV Vorstandschef Dr. Andreas Gassen (m.) mit seinen Vorstandskollegen Dr. Stephan Hofmeister (l.) und Dr. Thomas Kriedel (r.). Das Trio nahm auf der Vertreterversammlung Stellung zu den Themen Patientensteuerung, Notfallversorgung und Elektronische Patientenakten.

KBV Vorstandschef Dr. Andreas Gassen (m.) mit seinen Vorstandskollegen Dr. Stephan Hofmeister (l.) und Dr. Thomas Kriedel (r.). Das Trio nahm auf der Vertreterversammlung Stellung zu den Themen Patientensteuerung, Notfallversorgung und Elektronische Patientenakten.

© Georg J. Lopata

BERLIN. Die Gremien der Kassenärztlichen Bundesvereinigung arbeiten an einem neuen Grundsatzprogramm. Es soll das Programm „KBV 2020“ ablösen, hat KBV-Chef Dr. Andreas Gassen am Freitagvormittag angekündigt.

Auch „der nächste Aufschlag“ soll wieder Vorschläge zur Patientensteuerung enthalten, sagte Gassen. Dazu zähle auch ein Steuerungstarif gegen „Ärzte-Hopping“in der gesetzlichen Krankenversicherung. Die freie Arztwahl soll damit allerdings nicht beschädigt werden.

Die Gesetzliche Krankenversicherung könne günstigere Zusatzoptionen für Primärarztsysteme anbieten, „von mir aus auch für Homöopathie“, erläuterte Gassen. Wenn die Vertreter der hausarztzentrierten Versorgung im Süden der Republik in Anspruch nähmen, Versorgungssteuerung und -Qualität zusammenzubringen, könne eine solche Steuerung im Kollektivvertrag auch nicht falsch sein.

Bereits vor einer Woche hatte Gassen in einem Interview seine Sicht zur „Flatrate-Mentalität“ von Patienten geäußert und damit für heftige Reaktionen gesorgt. Dazu stellte die KBV auf Nachfrage der „Ärzte Zeitung“ allerdings klar, dass es nicht um Strafzahlungen gehe.

„Es gibt nur ambulante oder echte Notfälle“

Vor einem Dritten Sektor in der Notfallversorgung warnte auf der Vertreterversammlung KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister. Es gebe auch keinen dritten Patienten, sondern nur ambulante oder echte Notfälle.

Der „Elefant im Raum“ sei die Wahl der Standorte für Integrierte Notfallzentren. „Nicht alle 1600 heute an der Notfallversorgung teilnehmenden Krankenhäuser können mitmachen, nicht einmal die Hälfte“, sagte Hofmeister. Dafür fehlten die Ärzte, und wer den Bürgern etwas anderes erzähle, leide schlicht unter Realitätsverlust.

Zwischenlösungen bei der Digitalisierung geißelte wiederum KBV-Vorstand Dr. Thomas Kriedel. Er bezog sich auf Pläne, zum Beispiel AU-Bescheide sowohl digital als auch auf Papier anbieten zu müssen. „Entweder ganz oder gar nicht“, mahnte Kriedel. Er kündigte weitere technische Aufrüstung für die Praxen an. Für das Befüllen der Elektronischen Patientenakten ab 2021 werde ein zusätzliches Upgrade für den Konnektor nötig werden, der dadurch zum EPA-Konnektor werde. „Es wird nicht langweilig“, so Kriedel.

Kriedel bestätigte zudem Meldungen unter anderem der „Ärzte Zeitung“, dass in der gematik darüber nachgedacht werde, in dreieinhalb bis vier Jahren von Hardware-Konnektoren auf Software-Konnektoren umzustellen. Dann laufe die BSI-Zertifizierung aus. Er halte es jedoch mit Sicherheitsexperten, die die Hardware-Konnektoren für die sicherere Lösung hielten.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Wettbewerb der Systeme

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