Quartalszahlen
Die Kassen-Welt teilt sich
Im ersten Quartal 2015 haben 67 Krankenkassen einen Überschuss erzielt, wiederum 57 ein Defizit. Grund zur Freude hat besonders die AOK.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Finanzlage der Krankenkassen driftet auseinander: Das AOK-System verzeichnete im ersten Quartal des Jahres einen Überschuss von 36 Millionen Euro.
Bei den drei anderen Kassenarten (BKK, IKK und Ersatzkassen) addierten sich die Defizite dagegen auf 223 Millionen Euro. Die Knappschaft verbuchte einen Überschuss von 17 Millionen Euro.
Das geht aus den GKV-Ergebnissen für das erste Quartal 2015 hervor, die das Bundesgesundheitsministerium am Dienstag veröffentlicht hat.
57 Kassen verbuchen ein Defizit
In Toto weist die GKV ein Defizit von 169 Millionen Euro aus: 67 Kassen schlossen das erste Quartal im Plus, 57 mit einem Minus ab.
Die Ersatzkassen verzeichnen ein Defizit von 101 Millionen Euro, bei den Betriebskassen fehlten 65 Millionen, bei den Innungskassen 57 Millionen Euro.
Die Finanzreserven der GKV betrugen Ende März 25,3 Milliarden Euro, Ende vergangenen Jahres waren es noch 28 Milliarden Euro gewesen.
Die Liquiditätsreserve des Gesundheitsfonds sank im gleichen Zeitraum von 12,5 auf 9,8 Milliarden Euro.
Dass sich die Finanzsituation einzelner Kassen verschärft, zeigt auch die Beitragssatzerhöhung bei der IKK Nord. Sie erhöht zum 1. Juli ihren Zusatzbeitrag um 0,4 Punkte auf 1,3 Prozent (insgesamt 15,9 Prozent). Die Leistungsausgaben seien im ersten Quartal um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gestiegen.
Ausgabenanstieg um 4,2 Prozent
IKK Nord zieht Zusatzbeitrag an
Die erste Krankenkasse kapituliert angesichts steigender Ausgaben und erhöht zum 1. Juli den Zusatzbeitrag um 0,4 Punkte: Die IKK Nord (rund 239.000 Versicherte) verlangt dann von ihren Mitgliedern einen Beitragssatz von 15,9 Prozent, sagte eine Sprecherin der "Ärzte Zeitung".
Die Leistungsausgaben seien im ersten Quartal um sieben Prozent gestiegen. Hingegen sieht Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe die GKV-Finanzen auf "solider Grundlage". (fst)
GKV-weit legten die Ausgaben von Januar bis März um 4,2 Prozent zu (5,0 Prozent im Vorjahresquartal). Leicht über dem Durchschnitt fiel der Anstieg bei den Arzneimittelausgaben aus (fünf Prozent).
Die Ausgaben für neue Hepatitis C-Medikamente beziffert das BMG im ersten Quartal auf 430 Millionen Euro. Laut IMS Health beliefen sich im gesamten Jahr 2014 die Ausgaben für die Präparategruppe auf 575 Millionen Euro.
Für die vertragsärztliche Versorgung gaben die Kassen im Schnitt vier Prozent mehr als im Vorjahresquartal aus. Allerdings variieren die Zuwächse stark: Im AOK-System betrug der Anstieg für Arzthonorare 3,1 Prozent, bei den Betriebskassen hingegen 5,9 Prozent.
Das Ausgabenplus für die stationäre Behandlung von 3,2 Prozent addiert sich allein in den ersten drei Monaten auf 700 Millionen Euro, die die Kliniken zusätzlich im Vergleich zum ersten Quartal 2014 erhalten haben.
Wiederum dynamisch haben sich mit einem Plus von 8,2 Prozent die Ausgaben für Krankengeld entwickelt. Sie betrugen im ersten Jahresviertel 2,93 Milliarden Euro, 240 Millionen Euro mehr als im Vorjahreszeitraum.Die Präventionsleistungen der Kassen sind vergleichbar kräftig um 6,9 Prozent gestiegen.
Die stärksten Zuwächse verzeichnen dabei Ausgaben für betriebliche Gesundheitsförderung (14,8 Prozent) und die Prävention in nicht betrieblichen Lebenswelten (19,4 Prozent).
Trotzdem moniert das BMG, das finanzielle Engagement der Kassen bleibe "weit hinter dem finanziellen Engagement zurück, das für die Stärkung der Gesundhetisförderung und Prävention erforderlich ist". (fst)