Kommentar zu Corona-Regeln

Die Politik geht durch die Abschaffung der Quarantänepflicht ins Risiko

Die Regierung muss Corona-Einschränkungen aufheben. Solange das Gesundheitssystem nicht überlastet ist, hat sie wenig Spielraum. Das ist ein Risiko, das sie eingehen muss, obwohl die Folgen nicht absehbar sind.

Anno FrickeEin Kommentar von Anno Fricke Veröffentlicht:

Die Abschaffung der Quarantäne für die Allgemeinheit sowie die Verkürzung der Quarantäne für das Gesundheits- und Pflegepersonal passen ins Bild. Die meisten Alltagseinschränkungen sind weggefallen. Eine allgemeine Impfpflicht für alle Volljährigen will der Bundestag wohl nicht beschließen. Laufen lassen, scheint die Devise zu sein. Die Politik geht ins Risiko. Und das, weil sie muss. Der aktuelle Pandemieverlauf begründet immer weniger Einschränkungen.

Die Grundformel der Corona-Politik war von Anfang an, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Konkret gemeint waren in erster Linie die Krankenhäuser mit dem in der Intensivmedizin angesiedelten Flaschenhals der Intensivversorgung und in zweiter Linie die Arztpraxen.

So betrachtet, folgt auch die am Montag von Bund und Ländern vereinbarte Verkürzung der Quarantänepflicht für das Gesundheitspersonal von sieben auf fünf Tage diesem Ziel: Weniger Quarantäne schafft mehr einsatzbereite Arbeitskraft. Und die wird an den Betten und in den Praxen dringend gebraucht. Tatsache ist, dass das Virus die Fakten schafft, nicht die Politik.

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Viele Infektionen verlaufen asymptomatisch bis milde. Die tatsächlich festgestellten Ansteckungen bilden nur noch einen Teil des tatsächlichen Infektionsgeschehens ab. In dieser Entwicklung stecken nicht wirklich bis zum Grund auszulotende Risiken.

Das ist allen Beteiligten klar. Nur: Der Hinweis auf fortbestehende Gefahren allein reicht ganz offenbar nicht mehr aus, per Verordnung in den Alltag der Menschen hineinzuregieren. Da das Gesundheitssystem standhält, kann die Regierung bis hin zum ewig warnenden Gesundheitsminister nicht anders, als die Beschränkung persönlicher Freiheiten aufzuheben.

Normalerweise dauert es sehr lange, bis diese Freiheiten angefasst werden. Trotz erwiesener Krebsrisiken gibt es nach wie vor öffentliche Werbung für Nikotinprodukte. Niemand würde Extremsportlern ihr Freizeitvergnügen oder Übergewichtigen das Essen verbieten.

In der Gesundheitspolitik kennt man sich mit den Folgen riskanter Lebensführung gut aus.

Schreiben Sie dem Autor: anno.fricke@springer.com

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 06.04.202214:43 Uhr

Lauterbach'sche Kehrtwendung

Gipfel der Widersprüchlichkeit: Erkrankte und Infizierte müssen lt. Lauterbach ab 1. Mai nun doch gesundheitsamtlich kontrolliert in Isolation bis zur Freitestung nach frühestens 5 Tagen, obwohl die GesundheitsministerInnen-Konferenz Gegenteiliges beschlossen hatte. Das verkündete der gute Mann aber nicht im Parlament, sondern als offensichtlicher Dauerkartenbesitzer für nächtliche Talkshows.

Gleichzeitig sollen aber alle direkten Kontaktpersonen von Infizierten ab dem 1. Mai 2022 keinesfalls in Quarantäne oder sich irgendwo melden. Sie dürfen in aller Seelenruhe ggf. Sars-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Erkrankungen weitertragen und Dritte anstecken, ohne dass Gesundheitsämter jemals davon erfahren.

Das versteh eine(r)?

Dr. Thomas Georg Schätzler 06.04.202208:44 Uhr

Infektions- und Krankheitspolitik im Blindflug

Ab dem 01.05.2022 sollen Quarantäne-Kontakt- und Isolierungs-Erkrankungs-Regeln bzw. Melde-, Registrier-, Überwachungs- und Kontrollpflichten nur noch Makulatur sein. Eigentlich unlogische Ausnahme: Beschäftigte in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen. Ihre Isolation werde nach wie vor vom Gesundheitsamt (?) angeordnet. Ab dem fünften Tag könnten sie sich freitesten, so Gesundheitsminister Professor Karl Lauterbach (SPD). Darauf haben sich die i.d.R. infektiologie- und medizinbildungsfernen Gesundheits-MinisterInnen von Bund und Ländern (GMK) am 04.04.2022 geeinigt.

Doch was bedeuten infektionsepidemiologisch Quarantäne und Isolation bei SARS-CoV-2-Infektionen/COVID-19-Erkrankungen nur noch über 5 statt 7 Tage und nur noch für Gesundheits-/Pflege-Berufe?

Weder Gesundheitsämter, RKI, Politik, Wissenschaft, Medien noch Öffentlichkeit haben jetzt schon irgendeinen realistischen Überblick über Impf-/Ungeimpften-Status, Neu-/Reinfektionsraten, Varianten (VOC/VOI), Mutationen, Long-COVID, Antikörperstatus usw.

Auf dem "Radar" unserer Institutionen nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) klappern und scheppern immer noch die alten Faxgeräte. Niemand hält sich mehr an irgendwelche Regeln. Das ganze Informations- und Meldewesen ist schon längst wegen Überlastung/Überforderung zusammengebrochen.

Wenn für die Mehrheit der nicht in Gesundheitsberufen tätigen Menschen die Quarantäne/Isolierung ab 1.Mai nicht mehr vorgeschrieben ist, Infizierten aber dringend empfohlen sei, sich freiwillig zu isolieren, wie soll das funktionieren?

Außer dass es eine massenhafte, unerkannt-unkontrollierbare Pandemiewelle mit Sars-CoV-2-Infektionen und COVID-19-Erkrankungen von ganz jung bis ganz alt geben wird, ob asymptomatisch oder symptomatisch bis zu klinisch hochdramatischen, teilweise letalen Verläufen, kann ich mir derzeit nur alternativlos vorstellen.

Das muss unser schwer krankes "Gesundheits"-System ausbaden!

Mf+kG, Ihr Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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