Kommentar zu Corona-Regeln
Die Politik geht durch die Abschaffung der Quarantänepflicht ins Risiko
Die Regierung muss Corona-Einschränkungen aufheben. Solange das Gesundheitssystem nicht überlastet ist, hat sie wenig Spielraum. Das ist ein Risiko, das sie eingehen muss, obwohl die Folgen nicht absehbar sind.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Die Abschaffung der Quarantäne für die Allgemeinheit sowie die Verkürzung der Quarantäne für das Gesundheits- und Pflegepersonal passen ins Bild. Die meisten Alltagseinschränkungen sind weggefallen. Eine allgemeine Impfpflicht für alle Volljährigen will der Bundestag wohl nicht beschließen. Laufen lassen, scheint die Devise zu sein. Die Politik geht ins Risiko. Und das, weil sie muss. Der aktuelle Pandemieverlauf begründet immer weniger Einschränkungen.
Die Grundformel der Corona-Politik war von Anfang an, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden. Konkret gemeint waren in erster Linie die Krankenhäuser mit dem in der Intensivmedizin angesiedelten Flaschenhals der Intensivversorgung und in zweiter Linie die Arztpraxen.
So betrachtet, folgt auch die am Montag von Bund und Ländern vereinbarte Verkürzung der Quarantänepflicht für das Gesundheitspersonal von sieben auf fünf Tage diesem Ziel: Weniger Quarantäne schafft mehr einsatzbereite Arbeitskraft. Und die wird an den Betten und in den Praxen dringend gebraucht. Tatsache ist, dass das Virus die Fakten schafft, nicht die Politik.
Neue Regeln ab Mai
Corona-Quarantäne gilt nur noch in Gesundheits- und Pflegeberufen
Viele Infektionen verlaufen asymptomatisch bis milde. Die tatsächlich festgestellten Ansteckungen bilden nur noch einen Teil des tatsächlichen Infektionsgeschehens ab. In dieser Entwicklung stecken nicht wirklich bis zum Grund auszulotende Risiken.
Das ist allen Beteiligten klar. Nur: Der Hinweis auf fortbestehende Gefahren allein reicht ganz offenbar nicht mehr aus, per Verordnung in den Alltag der Menschen hineinzuregieren. Da das Gesundheitssystem standhält, kann die Regierung bis hin zum ewig warnenden Gesundheitsminister nicht anders, als die Beschränkung persönlicher Freiheiten aufzuheben.
Normalerweise dauert es sehr lange, bis diese Freiheiten angefasst werden. Trotz erwiesener Krebsrisiken gibt es nach wie vor öffentliche Werbung für Nikotinprodukte. Niemand würde Extremsportlern ihr Freizeitvergnügen oder Übergewichtigen das Essen verbieten.
In der Gesundheitspolitik kennt man sich mit den Folgen riskanter Lebensführung gut aus.
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