Kommentar – Cyber-Attacke
Die Quittung für den Geiz
Das einzig überraschende an dem Hackerangriff auf das britische Gesundheitswesen ist, dass er nicht schon viel früher kam. Wenn Verwaltungen, Kliniken und Arztpraxen nach wie vor das aus dem Jahre 2001 stammende Windows XP benutzen, welches bekanntermaßen anfällig ist für genau diese Art von Hackerangriff, dann ist das, was jetzt im Vereinigten Königreich geschah, die Quittung für jahrelange Schludrigkeit. Britische Gesundheitspolitiker sind in Krisenfällen stets schnell dabei, Schuldige zu finden. In diesem Fall "die Ärzte", die laut Innenministerin Rudd nicht gewissenhaft ihre Praxiscomputer softwaretechnisch up to date gehalten hätten.
Aber derzeit läuft in Großbritannien der Wahlkampf für die Unterhauswahlen am 8. Juni. Da wollen sich Politiker keine eigenen Versäumnisse vorwerfen lassen. Was kurios ist, denn wenn hier die Schuldfrage gestellt werden muß, dann ist es voranging die drastische Sparpolitik der Regierung May und ihrer Vorgänger. Wenn Ärzte ihre Patienten mangels Betten und anderer Ressourcen auf den Fluren behandeln müssen – kein Wunder, dass dann auch an der IT-Sicherheit gespart wird. Es bleibt zu hoffen, dass aus dem spektakulären Hackerangriff gelernt wird und dass Investitionen in bessere, sichere NHS-Software nun Priorität erhalten.
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