Krankschreibungen
Die vierte COVID-19-Welle treibt die AU-Statistik
Seit November entwickelt sich das Infektionsgeschehen mit neuer Dynamik. AOKen und Betriebskrankenkassen warnen vor neuen Höchstständen.
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Seit November geht die Zahl der Krankschreibungen deutlich nach oben.
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Berlin. Die Krankenkassen vermerken in den vergangenen Wochen einen deutlichen Anstieg der Krankschreibungen wegen COVID-19. Von den 13,4 Millionen bei den AOKen versicherten Erwerbstätigen sind im Verlauf der Pandemie knapp 700.000 wegen einer Infektion mit SARS-CoV-2 an ihren Arbeitsplätzen ausgefallen.
Besonders dynamisch entwickele sich das Krankheitsgeschehen seit November 2021, meldet das Wissenschaftliche Institut der Ortskrankenkassen (WIdO). Von den bislang an COVID erkrankten berufstätigen AOK-Mitgliedern sind knapp 143.000, mithin mehr als 20 Prozent, erst ab dann erkrankt. „Es ist zu erwarten, dass die Fehlzeiten im November nur einen vorläufigen Höchststand erreicht haben“, warnte der stellvertretende Geschäftsführer des WIdO Helmut Schröder am Mittwoch.
Gesundheitswesen stark betroffen
Die Betriebskrankenkassen stellen die Dauer der Arbeitsunfähigkeit in den Mittelpunkt ihrer Berechnungen. Je zehntausend Beschäftigte verzeichneten sie im November knapp 27 AU-Fälle und 256 AU-Tage im Zusammenhang mit COVID-Diagnosen. Im November ein Jahr zuvor waren es noch 17 AU-Fälle und knapp 159 AU-Tage gewesen. Insgesamt habe der Krankenstand aufgrund von Atemwegserkrankungen im November 2021 deutlich höher als der im Vergleichsmonat im Jahr zuvor gelegen.
Jüngere Menschen und Frauen sind inzwischen häufiger infiziert als noch ein Jahr zuvor, stellt der BKK-Dachverband fest. Frauen waren im November 2021 deutlich häufiger und länger krankgeschrieben als Männer. Dies bestätige den Trend, dass zunehmend Beschäftigte in systemrelevanten Berufen im Gesundheitswesen von COVID getroffen werden. Gleichzeitig lässt sich aus den BKK-Werten ablesen, dass die Höchstwerte an Corona-Infektionen in Bundesländern mit niedriger Impfquote liegen. Im November 2021 gab es unter den BKK-Versicherten in Sachsen knapp 60 AU-Fälle je 10.000 Versicherte, in Schleswig-Holstein 14.
Die neue Welle ist die höchste
Den wellenartigen Verlauf der Pandemie hat das WIdO herausgearbeitet. Im April 2020 erreichte das COVID-Infektionsgeschehen demnach mit 281 Krankschreibungen je 100.000 AOK-Mitgliedern einen ersten Höhepunkt. Die Spitze der zweiten Welle war im Dezember 2020 mit 486 Krankschreibungen je 100.000 Mitgliedern erreicht. Die dritte Welle im April 2021 fiel mit 467 Krankschreibungen je 100.000 Mitgliedern etwas flacher aus. Im November 2021 erreichten die Krankschreibungen wegen COVID dann ein Hoch von 918 je 100.000 AOK-Mitglieder.
„Die Befürchtungen, dass die Omikron-Variante auch Auswirkungen auf die COVID-bedingten Fehlzeiten bei Beschäftigten in der kritischen Infrastruktur haben wird, ist angesichts des zuletzt sehr deutlichen Anstiegs der Fehlzeiten in den relevanten Berufsgruppen durchaus berechtigt“, sagte Schröder. Konkret waren von März 2020 bis November 2021 demnach zum Beispiel rund 47 000 bei der AOK versicherte Altenpflegerinnen und -pfleger, 32 000 Medizinische Fachangestellte und 58 000 Krankenpflegekräfte, im Rettungsdienst und der Geburtshilfe Beschäftigte krankgeschrieben. Die Landwirtschaft verzeichnete dagegen in diesem Zeitraum lediglich 3100 Krankschreibungen. (af)