Kommentar

Digitalisierung: Fluch und Segen zugleich

Jeder zweite Deutsche braucht Nachhilfe bei digitaler Gesundheitskompetenz. DiGAs könnten sonst zum Rohrkrepierer werden – und die ePA ein Buch mit sieben Siegeln.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:

Digitalisierung ist Segen und Fluch zugleich. Auch im Gesundheitswesen. Segen, weil sich dadurch mehr Informationen schneller und leichter auffinden lassen. Fluch, weil manches davon einfach nur Fake ist und Ängste generiert, die der analoge Arzt anschließend wieder mühsam einfangen muss.

Was hilft, ist (mehr) digitale Gesundheitskompetenz. Doch um die, das zeigt eine von der AOK beauftragte Umfrage, steht es alles andere als gut in Deutschland. Dass mehr als jeder zweite Bundesbürger Probleme hat im Umgang mit gesundheitsbezogenen digitalen Anwendungen und Informationen, kann Anbieter und Kassen, aber auch die Politik nicht kalt lassen – frei nach dem Motto: Selber schuld, wer nicht richtig surfen kann!

Ehrgeizige Projekte wie die elektronische Patientenakte oder die Apps auf Rezept blieben für viele Menschen ein Buch mit sieben Siegeln, würde nicht gegengesteuert. Das Ergebnis wäre eine Vertiefung der digitalen Zweiklassen-Gesellschaft.

Digitalisierung ist kein Selbstzweck

Problematisch ist nämlich, dass Chroniker – vor allem ältere – schon jetzt Defizite in Sachen digitaler Gesundheitskompetenz haben. Dabei sind gerade sie auf Gesundheitswissen angewiesen. Zahlreiche digitale Anwendungen sind zudem an chronisch kranke Menschen adressiert. Werden die Apps von ihren Anwendern nicht richtig verstanden oder lassen sie sich technisch nicht gut handhaben, dann laufen die Angebote ins Leere.

Hier bewahrheitet sich einmal mehr, worauf Ärzte seit langem schon hinweisen: Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein. Sie muss Nutzen generieren. Ansonsten ist sie für die Tonne.

Schreiben Sie dem Autor: thomas.hommel@springer.com

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