„Viel zu präsent im öffentlichen Raum“
Drogenbeauftragter fordert „engere Leitplanken“ für Tabakwerbung
Schluss mit dem Bier-Spot beim Fußball, keine Reklame mehr für E-Zigaretten an Kiosken: Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Blienert, mahnt an, Werbung für Alkohol, Tabak und Glücksspiel stärker zu regulieren.
Veröffentlicht:
„Alkohol, Tabak und Glücksspiel sind keine Produkte wie ein Lippenstift oder das neueste Smartphone“: Drogenbeauftragter Burkhard Blienert (SPD).
© Malte Ossowski/SvenSimon/picture alliance
Berlin. Der Sucht- und Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, hat sich für eine deutlich stärkere Regulierung von Werbung für Alkohol, Tabak und Glücksspiel ausgesprochen.
Die „Überpräsenz“ großflächiger Reklame für Alkohol, Tabak oder E-Zigaretten an Kiosken und Tankstellen sowie für Glücksspiel im Fernsehen sei eine „Großbaustelle der deutschen Jugend- und Gesundheitspolitik“, sagte der SPD-Politiker nach einem Treffen mit Vertretern aus Wissenschaft, Werbung und Industrie am Montag in Berlin.
Zehn-Jahres-Vergleich
Immer mehr Berufstätige haben Alkoholproblem
Argument vom „freien Bürger“ zieht nicht
Die genannten Produkte seien viel zu präsent im öffentlichen Raum, so Blienert. „Daran muss sich etwas ändern.“ Das Gros der Bundesbürger wolle keine Alkoholwerbung mehr und fordere überdies den Stopp jedweden Sponsorings für Tabakprodukte oder durch Sportwetten-Anbieter beim Fußball. Diese Stimmung dürfe die Politik nicht länger ignorieren.
Der Verweis auf den „mündigen Bürger“, der frei sei, auf Werbung zu reagieren oder eben nicht, überzeuge ihn nicht, betonte Blienert. „Alkohol, Tabak und Glücksspiel sind ja gerade keine Produkte wie ein Lippenstift oder das neueste Smartphone. Sie bergen immer das Risiko, die Kontrolle zu verlieren, abhängig zu werden.“ Insbesondere da, wo Werbung für Alkohol, Tabak und Glücksspiel Jugendliche adressiere, seien „ganz enge Grenzen“ zu setzen.
Bundesbürger für stärkere Beschränkungen
Laut einer vom Sucht- und Drogenbeauftragten initiierten Studie von Dezember 2022 sprechen sich unter anderem zwei Drittel der Befragten für ein Sponsoring-Verbot von Sportwetten und Alkohol beim Fußball aus.
Drei Viertel fordern demnach ein komplettes Werbeverbot für Tabakprodukte. 75 Prozent der Befragten sehen in den bereits geltenden Regelungen zu Warnhinweisen auf Tabakprodukten ein Vorbild für die Alkoholpolitik. (hom)