Zulassungserweiterung bei Corona-Impfstoff

EMA empfiehlt sechste Dosis für Comirnaty®

Seit Freitag ist es amtlich: Ärzte dürfen aus einer Durchstechflasche des BioNTech-Impfstoffs Comirnaty® sechs Dosen entnehmen. Aber es gibt wichtige Bedingungen dafür.

Denis NößlerVon Denis Nößler Veröffentlicht:
Fläschchen der Hoffnung: Comirnaty. Jetzt dürfen offiziell sechs Impfdosen entnommen werden – mit dem korrekten Impfbesteck.

Fläschchen der Hoffnung: Comirnaty. Jetzt dürfen offiziell sechs Impfdosen entnommen werden – mit dem korrekten Impfbesteck.

© Nicolas Roses/ABACAPRESS.COM / picture alliance

Amsterdam/Brüssel. Ärzte und Impfteams können ab sofort offiziell sechs statt wie bisher fünf Dosen aus einer Durchstechflasche des Pfizer-BioNTech-Impfstoffs Comirnaty® (Tozinameran, bzw. BNT162b2) entnehmen. Eine entsprechende Empfehlung hat am Freitag der Humanarzneimittelausschuss CHMP der Europäischen Arzneimittelagentur EMA gefasst, wie die Behörde in Amsterdam mitteilte.

Damit könnten mit den vorhanden Impfstoffmengen 20 Prozent mehr Menschen geimpft werden. Bislang sah die europäische Zulassung lediglich die Entnahme von fünf Impfdosen vor.

Rein rechnerisch enthält eine Durchstechflasche mit 0,45 ml mRNA-Lipidnanopartikelkonzentrat nach der Verdünnung mit 1,8 ml 0,9%iger Kochsalzlösung 7,5 Impfdosen. Auch die enthaltene mRNA-Menge reicht dafür aus. Je nach verwendetem Impfbesteck kann aber ein erheblicher Teil davon im Totvolumen der Spritzen und Nadeln untergehen.

Die EMA fordert daher die Verwendung von Impfbesteck mit einem möglichst niedrigen Totvolumen, das in der Kombination von Spritze und Nadel 35 µl nicht übersteigt. Das könnten beispielsweise Heparin- oder Tuberkulinspritzen sein.

Cave: Niemals mischen!

In ihrer Zulassungserweiterung appelliert die EMA eindringlich an die Impfärzte, die sechste Dosis nur dann zu applizieren, wenn sie exakt 0,3 ml beträgt. Sofern das Volumen geringer ist, muss der restliche Impfstoff verworfen werden. Außerdem fordert die Behörde

  • niemals Reste aus mehreren Durchstechflaschen zu mischen und
  • restlichen Impfstoff sechs Stunden nach der Verdünnung zu verwerfen.

Zudem gilt unverändert:

  • Den Impfstoff niemals schütteln.

Die EMA bestätigt damit Empfehlungen vom Ende vergangenen Jahres. Nachdem zuerst Apothekern die Diskrepanz von Impfstoffmenge und Zulassungsempfehlung aufgefallen war, hatte das Bundesgesundheitsministerium nach Weihnachten bestätigt, dass die Entnahme von sechs Impfdosen möglich ist.

EU bestellt Millionen zusätzliche Impfdosen

Auch das in Deutschland für Impfstoffe zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) bestätigte seinerzeit der „Ärzte Zeitung“, dass Ärzte unter den jetzt auch von der EMA genannten Bedingungen eine sechste Impfdosis entnehmen können. Zum Jahresende hatte der Comirnaty®-Hersteller BioNTech bereits der „Ärzte Zeitung“ mitgeteilt, in Gesprächen über eine Zulassungserweiterung zu sein.

Lesen sie auch

Derweil teilte ebenfalls am Freitag die EU-Kommission mit, einen Vertrag über zusätzliche Impfstoffdosen des Mainzer Unternehmens geschlossen zu haben. Danach wollen Pfizer und BioNTech bis zu 300 Millionen weitere Impfdosen liefern, 75 Millionen Dosen davon bereits im zweiten Quartal 2021, wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Freitag in Brüssel sagte.

Bereits im November hatte die EU-Kommission für alle 27 Staaten bis zu 300 Millionen Impfstoffdosen von BioNTech und Pfizer bestellt – eine feste Bestellung von 200 Millionen Dosen und eine Option auf 100 Millionen weitere, die kürzlich gezogen wurde. Sowohl BioNTech als auch die EU-Kommission hatten zuletzt bestätigt, dass über weitere Lieferungen verhandelt werde.

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Jürgen Zante 11.01.202107:50 Uhr

Totvolumen von 35 Litern? Das sind 3,5 Wischeimer. Damit könnte man eine ganze Großstadt impfen ;-)

Jürgen Zante antwortete am 11.01.202111:41 Uhr

Danke für die schnelle Korrektur.

Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

© Springer Medizin Verlag GmbH

Impfungen – ob Influenza oder Reisezeit

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

© HL

Herbstsymposium der Paul-Martini-Stiftung

Krisenkommunikation war Schwachpunkt in der Pandemie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025