Organspende

Ein Skandal erreicht die Politik

Reichlich wurde geschummelt bei Lebertransplantationen - in Göttingen und Regensburg werden Dutzende Verdachtsfälle geprüft. In der Politik beginnt die Suche nach Lösungen.

Veröffentlicht:
Luftballons für die Organspende: Sinkt das Vertrauen der Bürger?

Luftballons für die Organspende: Sinkt das Vertrauen der Bürger?

© Matthias Hiekel / dpa

NEU-ISENBURG (nös). Löst der Transplantationsskandal von Göttingen und Regensburg eine Vertrauenskrise der Bürger in die Organspende aus? Das zumindest vermutet die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) in Frankfurt am Main.

In fünf Fällen hätten Angehörige in den vergangenen zwei Wochen in Deutschland eine Transplantation ausdrücklich mit dem Hinweis auf diesen Skandal abgelehnt, sagte die DSO-Sprecherin Birgit Blome am Freitag der Nachrichtenagentur dpa in Frankfurt.

Allerdings könne noch keine Rede davon sein, dass die Bereitschaft in die Organspende generell abnehme. Dennoch: "Aus Unsicherheit, die falsche Entscheidung zu treffen, kommt es hier in vier von zehn Fällen zu einer Ablehnung der Organspende."

Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat sich derweil "zutiefst erschüttert" über den Skandal gezeigt. "Wir dürfen nicht zulassen, dass durch die Vorfälle an den Transplantationszentren in Göttingen und Regensburg das Vertrauen in die Organspende Schaden nimmt", sagte er am Freitag in Berlin.

Der geschäftsführende Vorstand der Patientenschutzorganisation Deutsche Hospiz Stiftung, Eugen Brysch, forderte von Bahr, das Thema zur Chefsache zu machen. "Das bisherige Hick-hack ist unerträglich, sagte er am Freitag der Nachrichtenagentur dpa.

Brysch kritisierte zugleich die bestehende Struktur in der Transplantationsmedizin: "Im Organspende-Skandal wird deutlich, dass Förderalismus der Länder und die Beteiligung von privaten Akteuren verantwortlich sind für die Vertrauenskrise im Transplantationssystem."

Für den 27. August hat Gesundheitsminister Bahr Vertretern der Organspende, Ärzteschaft, Kliniken und Kassen zu einem runden Tisch geladen. Bahr: "Ich erwarte Vorschläge, wie künftig Manipulationen und andere Verstöße besser zu verhindern sind."

In Nordrhein-Westfalen sollen unterdessen alle neun Transplantationszentren ebenfalls durchleuchtet werden. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) hat die Kliniken gebeten, bis zum Monatsende mitzuteilen, wie sie Manipulationen vorbeugen wollen.

In Verdachten stehen die Kliniken jedoch nicht: "Für Unregelmäßigkeiten gibt es hier keinerlei Anzeichen", sagte Steffens am Freitag in Düsseldorf.

Mit Material von dpa

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025