Kommentar zur Pandemie-Bewertung

Eine Zahl macht noch keine Krankheit

Die Bundesregierung will die Corona-Pandemie nicht mehr nur alleine nach Inzidenzwerten bewerten. Endlich.

Denis NößlerVon Denis Nößler Veröffentlicht:

Mit Mathematik beschreiben wir das Universum. Mit Formeln erklären wir die naturwissenschaftlichen Bedingungen unseres Daseins. Mathematik lügt nicht, ist berechenbar und transparent. Deswegen ist es verständlich, wenn wir mittels Zahlen und Formeln die Komplexitäten einer Pandemie zu verstehen suchen.

Doch trügerisch ist der Schein. Denn schlichte Zahlen, seien sie absolut oder relativ, suggerieren Gewissheiten, wo Wissen begrenzt ist. So ist es auch mit Inzidenzwerten. Zuerst war es der R-Wert, dann die Sieben-Tages-Inzidenz, die zu einer Art epidemiologischer „Feinstrukturkonstante“ geworden sind. Physiker wissen, dass selbst geringfügige Änderungen daran gravierende Auswirkungen auf das Gleichgewicht des Universums hätten.

Lesen sie auch

Auch seit 16 Monaten grübeln wir beim allmorgendlichen Blick auf die neuesten Infektionszahlen über die möglichen Konsequenzen: Lockdown ja oder nein? Schulen auf, Kitas zu? Restaurantbesuch mit oder ohne Schnelltest?

Ein lernendes System

Schlicht, der eindimensionale Blick auf eine Zahl genügt nicht, die Morbidität einer Gesellschaft zu erfassen. Ein Laborwert macht noch keine Krankheit. Das gilt insbesondere, wenn eine Bevölkerung schrittweise ihre Naivität einem neuen Erreger gegenüber verliert – ganz besonders durch Impfungen.

Diese einfachen Weisheiten als Basis medizinischen Handelns kehren nun offenbar in unser Verständnis zurück, wenn künftig auch Hospitalisierungsraten wegen COVID-19 noch stärker zur Bewertung der Pandemie herangezogen werden sollen.

Und so zeigt sich erneut, dass der politische Umgang mit Corona ein lernendes System ist. Vielleicht lernt es hie und da etwas zu langsam. Aber immerhin, es lernt.

Schreiben Sie dem Autor: denis.noessler@springer.com

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

© Viacheslav Yakobchuk / AdobeStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

Springer Pflege

Umgang mit Multimorbidität in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
COVID-19 in der Langzeitpflege

© Kzenon / stock.adobe.com

Springer Pflege

COVID-19 in der Langzeitpflege

Anzeige | Pfizer Pharma GmbH
Kommentare
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!