Fitness-Check
Einige Kassen übernehmen die Kosten
Die gesetzlichen Krankenkassen interessieren sich zunehmend für Sport als Prävention und bieten sportmedizinische Diagnostik als Satzungsleistung. Dadurch gewinnt auch die Zusatzbezeichnung "Sportmedizin" an Gewicht, wie das Beispiel der TK zeigt.
Veröffentlicht:NEU-ISENBURG. Auf der Suche nach Profilierung liegt die Zusatz-Weiterbildung "Sportmedizin" voll im Trend. Weil ein Großteil ihrer typischen Klientel vor allem unter Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und orthopädischen Problemen leiden, dürfte das präventive Potenzial gezielter Bewegung insbesondere Allgemeinmediziner interessieren.
Zudem wird deren Nutzen selbst bei schweren Alterserkrankungen wie Demenz oder Krebs immer häufiger diskutiert. Zu erwarten ist, dass damit auch die Nachfrage nach sportmedizinischen Check-ups zunimmt.
BKKen in der Vorreiterrolle
"Neulinge und Wiedereinsteiger müssen vor Aufnahme einer sportlichen Betätigung zur ärztlichen Untersuchung, um möglichen Vorerkrankungen und damit verbundene Risiken vorzubeugen", heißt es selbstbewusst auf der Website der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP). Eine Ansicht, die offenkundig auch von einigen gesetzlichen Krankenkassen geteilt wird.
So übernehmen schon seit längerem diverse Betriebskrankenkassen einen Großteil der Kosten für regelmäßige sportmedizinische Vorsorgeuntersuchungen. Zum Beispiel die BKK Mobil Oil, die ihren Mitgliedern alle zwei Jahre entsprechende Fitness-Checks einschließlich Laktat-Leistungsdiagnostik mit bis zu 130 Euro bezuschusst.
Die BKK RWE spendiert ihren Versicherten sogar einmal jährlich einen Sporteignungstest, von dem sie 90 Prozent oder maximal 140 Euro trägt. Voraussetzung ist lediglich, dass Leistungserbringer Mitglieder der DGSP sind, die zentraler Vertragspartner der Betriebskrankenkassen ist.
Unter den ganz großen, bundesweiten Kassen ist seit Ende vorigen Jahres die Techniker Krankenkasse bereit, eine Teilfinanzierung der Sportvorsorgeuntersuchung einschließlich Leistungsdiagnostik zu tragen (alle zwei Jahre, 80 Prozent). Deren Vertragspartner ist jedoch nicht die DGSP sondern deren jeweiliger Landesverband.
Weitere Besonderheit: Anders als die Betriebskrankenkassen übernimmt die TK die Kosten nur dann, wenn die Untersuchung auch von einem Arzt erbracht wird, der die Zusatzbezeichnung "Sportmedizin" erworben hat.
Patienten auf Angebote hinweisen
Im übrigen sind die Grenzen zwischen kassenfähiger Sportmedizin und IGeL strikt: "Erstattet wird nur, was der Behandlung einer Erkrankung dient", erläutert Dr. Wolfgang Grebe, Internist und Sportmediziner mit Privatpraxis im nordhessischen Frankenberg.
Also beispielsweise Kontrolluntersuchungen im Zusammenhang mit therapeutisch begründetem Koronar-, Lungen- oder Gefäßsport. Grebe: "Die bloße Feststellung der Gesundheit ist dagegen privat zu liquidieren."
Allerdings haben sich die sportmedizinischen Checks der gesetzlichen Kostenträger bei deren Mitgliedern bis dato noch kaum herum gesprochen. Ärzte sollten ihre Patienten viel aktiver auf solche Möglichkeiten hinweisen, rät Grebe.
"Da liegt noch viel im Argen", meint der eingefleischte Sportmediziner, der vor 15 Jahren seine Kassenzulassung zurückgegeben hat und seither vor allem Freizeit- und Leistungssportler betreut aber auch auf das therapeutische Potenzial gezielter Bewegung setzt. Für Konzepte wie Sport nach Krebs oder Koronarsport - beides hat Grebe schon vor Jahren in seiner Region etabliert - seien die Kassen heute sehr viel aufgeschlossener.
Nach Schätzungen Grebes, der auch Vorstandsmitglied des Sportärzteverbands Hessen ist, führen bundesweit zwischen zwei und dreitausend Mediziner die Zusatzbezeichnung "Sportmedizin".