Coronavirus

Expertenrat: Vorrang für Kindeswohl in der COVID-Pandemie!

In seiner nunmehr siebten Stellungnahme widmet sich der Corona-Expertenrat der Situation junger Menschen in der Pandemie. Eine klare Ansage geht in Richtung der Länder.

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Vielen Kindernist die Pandemie ganz schön auf‘s Gemüt geschlagen. Ihre Interessen sollen bei allen Entscheidungen stärker berücksichtigt werden, fordert der Expertenrat.

Vielen Kindernist die Pandemie ganz schön auf‘s Gemüt geschlagen. Ihre Interessen sollen bei allen Entscheidungen stärker berücksichtigt werden, fordert der Expertenrat.

© famveldman / stock.adobe.com

Berlin. Der Expertenrat der Bundesregierung hat einen stärkeren Fokus auf die Situation von Kindern in der Corona-Pandemie angemahnt. Bei sämtlichen pandemiebedingten Maßnahmen, die Kinder und Jugendliche betreffen würden, sei „vorrangig das Kindeswohl zu berücksichtigen“, heißt es in der nunmehr siebten Stellungnahme des 19-köpfigen Gremiums. Ihm gehören auch Virologen und Ärzte an, darunter der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Köln, Professor Jörg Dötsch.

Kritik üben die Fachleute am Regelungs-Wirrwarr der 16 Bundesländer. Die aktuellen Regelungen für Kinder und Jugendliche unterschieden sich „drastisch und scheinbar willkürlich“. Die Regeln müssten dringend „einheitlich“ und „nach dem Prinzip der maximal möglichen Teilhabe“ ausgestaltet werden.

Interministerielle Arbeitsgruppe reaktivieren

Darüber hinaus empfehlen die Experten, die interministerielle Arbeitsgruppe zur Lage junger Menschen in der Pandemie wiedereinzusetzen. Dies habe unter Beteiligung von Vertretern der Belange von Kindern und Jugendlichen und dem Einbezug von Schülervertretungen zu geschehen. Deren Empfehlungen sollten dann in Regelungen auf der Bundes- und Länderebene einfließen.

Die seit nunmehr zwei Jahren andauernde Pandemie belaste Kinder und Jugendliche aus vielfältigen Gründen besonders stark, heißt es in der Stellungnahme. Dies schließe zum einen, wenn auch in geringerem Ausmaß als in anderen Altersgruppen, die primäre Krankheitslast durch die SARS-CoV-2-Infektion selbst ein.

„Besonders schwerwiegend“ sei allerdings die sekundäre Krankheitslast durch psychische und physische Erkrankungen der Kinder und Jugendlichen. Diese werde ausgelöst durch Lockdown-Maßnahmen, Belastungen in der Familie wie Angst, Krankheit, Tod oder Existenzverlust, Verlust an Teilhabe und Planungsunsicherheit.

Kinder aus benachteiligten Familien besonders betroffen

Besonders betroffen seien Kinder aus sozial schwächeren Familien. Die Experten ziehen daraus den Schluss, dass eine „sorgfältige und der jeweiligen Situation angepasste Verbindung von Infektionsschutz und sozialer Teilhabe“ dringend erforderlich sei.

Zuletzt hatten auch Kinder- und Jugendärzte darauf verwiesen, dass Corona-Infektionen bei einem Gros der Kinder zu milden Verläufen führten. Der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Thomas Fischbach, hatte in diesem Zusammenhang betont, dass Inzidenz nicht gleich Krankheit sei. Leider werde das in der Debatte vermischt und führe dann dazu, dass Schulen geschlossen würden oder – wie jüngst etwa in Berlin und Brandenburg geschehen – die Präsenzpflicht ausgesetzt werde.

Schulschließungen höchstens als „ultima ratio“

In der Stellungnahme des Expertenrats heißt es, um neue Infektionen bei Kindern und Jugendlichen so weit wie möglich zu verhindern, sei an Schulen insbesondere die S3-Leitlinie zur „Sicherstellung des Schulbetriebs unter Pandemiebedingungen“ umzusetzen. Dasselbe gelte für Kitas.

Eine Schließung der Einrichtungen dürfe allenfalls als ultima ratio in Betracht gezogen werden – also erst dann, wenn andere gesamtgesellschaftliche Maßnahmen der Kontaktbeschränkung nicht erfolgreich seien, raten die Fachleute. (hom)

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