FDP will mehr Alkoholscreenings in Hausarztpraxen

Die FDP-Fraktion in NRW setzt sich dafür ein, Patienten in Hausarztpraxen stärker auf Alkoholmissbrauch zu screenen.

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Der Arzt und FDP-Abgeordnete Dr. Stefan Romberg fordert "wohnortnahe multiprofessionelle Behandlungszentren für alkoholbedingte Störungen".

Der Arzt und FDP-Abgeordnete Dr. Stefan Romberg fordert "wohnortnahe multiprofessionelle Behandlungszentren für alkoholbedingte Störungen".

© FDP

DÜSSELDORF (akr). Die FDP-Fraktion im Düsseldorfer Landtag setzt sich für standardmäßige Screenings auf Alkoholsucht bei der Anamnese in Hausarztpraxen und Kliniken ein. In einem Antrag an den nordrhein-westfälischen Landtag fordern die Liberalen von der Landesregierung, mehr Maßnahmen für die Prävention und Früherkennung der Alkoholkrankheit zu ergreifen. Die neue rot-grüne Landesregierung soll sich unter anderem für eine Verbesserung der suchtmedizinischen Qualifikation für Allgemeinmediziner und Internisten einsetzen.

Pro Jahr seien in den Kliniken des Landes 75 500 Behandlungen infolge von Alkoholkonsum erfolgt, heißt es in dem Antrag der FDP-Fraktion. Damit lägen die alkoholbedingten Erkrankungen nur knapp hinter der Behandlung wegen Herzinsuffizienz, der mit 75 900 Fällen der Spitzenplatz im bevölkerungsreichsten Bundesland zukommt. Bei der Prävention und Früherkennung haben Hausärzte nach Auffassung der FDP eine zentrale Bedeutung.

Die Früherkennung in Praxen und Allgemeinkrankenhäusern müsse verbessert werden, heißt es in dem Antrag: "Entsprechende Screenings sollten zum Standard bei der Anamnese in der Hausarztpraxis sowie bei Einweisungen ins Krankenhaus gehören." Gerade weil die Mehrheit der betroffenen Patienten keine Hilfe in Anspruch nehme, sei ein niedrigschwelliges Angebot wichtig. "Vor allem Allgemeinpraxen und Allgemeinkrankenhäuser bieten gute Zugangswege für die Betroffenen."

Außerdem halten die Liberalen den Ausbau tagesklinischer Angebote für notwendig. "So sind im lebensnahen Umfeld der Betroffenen Entzugsbehandlungen möglich", sagt der FDP-Abgeordnete Dr. Stefan Romberg. Der Parlamentarier ist ärztlicher Psychotherapeut und Facharzt für Nervenheilkunde. Er fordert, die Gesundheitsministerin solle "einen neuen Krankenhausplan aufstellen und dabei wohnortnahe multiprofessionelle Behandlungszentren für alkoholbedingte Störungen errichten".

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 20.08.201018:56 Uhr

Die FDP hat tatsächlich ein Alkoholproblem!

Na ist ja Bombe, Herr Kollege Romberg! Hat sie etwa Ihr FDP-Parteikollege, Bundeswirtschaftsminister Dr. Rainer Brüderle auf die Alkoholproblematik gestoßen (Antrittsrede vor den Mitarbeitern/ -innen des (BWM) Bundeswirtschaftsministeriums: "Besondere Probleme können wir ja auch bei einer Flasche Rotwein ausdiskutieren!")? Und das Screening auf Alkoholmissbrauch in den Hausarztpraxen wollen Sie und Herr Kollege Philipp Rösler sicherlich noch mal eben ins Regelleistungsvolumen packen, weil wir in der KV-Westfalen-Lippe (KVWL) bei unter 25 Euro U m s a t z pro Patient und Quartal liegen, und so eine läppische Zusatzleistung da bestimmt noch "drin" ist.

Apropos läppisch, ist es nicht köstlich, dass dieselbe FDP, die die Alkoholsteuer sprudeln lässt, um gleichzeitig Spitzensteuersenkungen an Wohlhabende und Steuergeschenke an Hotelbetreiber zu verteilen, ausgerechnet Sie vorschickt, um "Allgemeinkrankenhäuser und Allgemeinpraxen" zu sensibilisieren. Wie elegant und wie "allgemein" Sie das ausgedrückt haben, was auch immer Sie damit bezeichnen wollten?
Tatsache ist doch, dass die massiven Gesundheitsschäden, Krankheitsfolgen und Belastungen unseres Sozialwesens durch Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit ein massives Problem unserer Sozialkassen sind. Und die Alkoholsteuer, ebenso wie die Tabaksteuer, zu einem hohen Anteil zweckgebunden in die Gesetzliche Kranken- und Rentenversicherung zurückfließen müssten.

Mit freundlichen, kollegialen und psychotherapeutischen Grüßen!
Thomas G. Schätzler FAfAM Dortmund

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