BÄK-Präsident fordert

Gesunde Lebensweise in Schule lehren!

Gesundheit sollte ein eigenständiges Lehrfach an Schulen werden, fordert BÄK-Chef Dr. Klaus Reinhardt. Für seinen Vorschlag erntet er Lob und Kritik.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Über eine gesunde Ernährung sollten nach Ansicht von BÄK-Präsident Reinhardt schon kleine Kinder aufgeklärt werden.

Über eine gesunde Ernährung sollten nach Ansicht von BÄK-Präsident Reinhardt schon kleine Kinder aufgeklärt werden.

© Anna Om / stock.adobe.com

BERLIN. Der neue Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Dr. Klaus Reinhardt, hat gefordert, Kinder schon in der Schule systematisch über eine gesunde Lebensweise aufzuklären.

„Gesundheitsförderung sollte zu einem Schulfach werden – und zwar schon in der Grundschule“, sagte Reinhardt der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montag). Er rief die Länder zu einer konzertierten Aktion auf, um gesundheitliche Prävention auf die Lehrpläne der Schulen zu setzen.

Sein Vorschlag stieß bei Wissenschaftlern auf Zustimmung. „In den Lehrplänen der Schulen gibt es mehrere große Lücken, und eine davon ist die fachkundige Auseinandersetzung mit Gesundheit und Krankheit“, sagte der Berliner Soziologe und Mitinitiator des „Nationalen Aktionsplans Gesundheitskompetenz“, Professor Klaus Hurrelmann, am Montag der „Ärzte Zeitung“.

Studien zeigten, dass Kinder und Jugendliche „erschreckend“ wenig Wissen von Gesundheit und Krankheit hätten und auch nicht die Kompetenz besäßen, sich die nötigen Informationen im richtigen Moment zu besorgen und auf ihre Situation anzuwenden.

„Nach unseren Analysen wünschen sich fast 80 Prozent der jungen Leute ein Schulfach Gesundheit, weil sie sich dieser Defizite bewusst sind“, so Hurrelmann.

Analysen zufolge wünschen sich fast 80 Prozent der jungen Leute ein Schulfach Gesundheit.

Professor Klaus Hurrelmann Soziologe und Mitinitiator des Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz

Auf Widerspruch stieß die Forderung nach Gesundheit als eigenem Schulfach dagegen beim Verband Bildung und Erziehung (VBE). „Ich halte nichts davon, dass wir für jedes Problem gleich ein neues Schulfach einführen“, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann der „Ärzte Zeitung“. Die Schule sei kein Reparaturbetrieb für gesellschaftliche Fehlentwicklungen.

Gesundheitsförderung sei im Übrigen schon Thema an Schulen – etwa im Biologieunterricht, so Beckmann. Letztlich handele es sich aber um „eine wichtige Querschnittsaufgabe, die nicht nur einem Fach zugeordnet werden kann“. Ähnlich argumentiert auch die Kultusministerkonferenz der Länder.

Vorschlag: Schulgesundheitsfachkräfte etablieren

Alternativ schlägt der VBE die Etablierung sogenannter Schulgesundheitsfachkräfte vor. „Diese Fachkräfte reichen Medikamente, helfen bei kleinen Unfällen auf dem Schulhof und beraten auch Kinder und Eltern in Gesundheitsfragen“, erläuterte Beckmann. Modellprojekte zeigten, dass Schulgesundheitsfachkräfte Faktor für gesunde Schülerinnen und Schüler seien.

Die Forderung nach einer frühen Förderung gesundheitlicher Kompetenzen ist nicht neu. So hatten sich bereits die Delegierten beim Deutschen Ärztetag 2017 in Freiburg dafür ausgesprochen, gesundheitsrelevante Themen verstärkt in die Ausbildung von Lehrern und Erziehern sowie in schulische Lehrpläne aufzunehmen.

An allen Schulen sollte das Fach „Gesundheit und Prävention“ ab der ersten Jahrgangsstufe bis zum Schulabschluss eingeführt werden.

Wir haben den Beitrag aktualisiert am 01.07.2019 um 14:40 Uhr.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Mathe, Deutsch, Gesundheit

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Kommentare
PD Dr. Elmar-Marc Brede 02.07.201909:04 Uhr

Prävention ist essenziell

Sehr geehrter Herr Dr. Reinhardt,
nachdem Gesundheit das zentrale Thema für jeden Menschen darstellt, sollten Präventionsprogramme möglichst früh beginnen, so dass ich den Vorschlag von Ihnen sehr unterstütze.
Kinder sollten frühzeitig über gesunde Lebensweise (u.a. Ernährung, Bewegung, Achtsamkeit, Entspannung) informiert werden. Als Schmerztherapeut sehe ich täglich die Konsequenzen eines ungesunden Lebensstils, die durch Prävention so wahrscheinlich nicht aufgetreten wären.
Mit freundlichen Grüßen PD Dr. Brede

Dr. Ellis E. Huber 01.07.201916:16 Uhr

Es gibt Schulpräventologinnen und Schulpräventologen

Lieber Herr Reinhardt,
es gibt bereits die ärztlichen und pädagogischen Fachleute für Gesunde Schulen: https://www.praeventologe.de/studium/schulpraeventologen
Und dort wo an den Schulen gekocht wird, gibt es auch die Kompetenzvermittlung. Hier zeigt das die Mittelschule Mömbris mit ihrem Schulbistro in Unterfranken beispielhaft:https://www.primavera24.tv/mediathek/video/moembris-hat-die-beste-mensa-deutschlands
Und dann sollte die Politik dafür sorgen, dass das Schulessen als Lehr- und Lernfeld entwickelt wird wie beispielhaft in Finnland. Bei der heutigen Situation der Schulverpflegung ist nämlich jede Unterrichtseinheit über gesundheitsförderliches Ess- und Ernährungsverhalten wenig glaubwürdig. Wenn das Vorbild nichts taugt, ist das Bildungsangebot fragwürdig. Ich danke aber für die Initiative, da Ärztinnen und Ärzte nach der Berufsordnung auch der Gesundheit der Bevölkerung dienen sollen.
Mit herzlichen Grüßen
Ellis Huber

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