Syrien, Türkei, Ukraine
Gewalt gegen Ärzte in politischen Krisen
Syrien, Türkei, Ukraine: Ärzte sind in Krisengebieten immer öfter unter Waffenbeschuss.
FRANKFURT/MAIN. Mediziner sehen sich weltweit immer öfter massiv körperlich bedroht. "Internationale Zeichen wie das Rote Kreuz oder der Rote Halbmond werden in Krisengebieten oft nicht mehr respektiert", sagte Dr. Otmar Kloiber, neuer Generalsekretär des Weltärztebundes in Frankfurt beim Ärztetag.
Vor allem bei den Konflikten in Syrien, in der Ukraine, aber auch in der Türkei sind Ärzte und medizinisches Personal zwischen die Fronten geraten. Neben körperlichen Angriffen missbrauchen Regierungen auch ihre staatliche Gewalt und setzten die Mediziner massiv unter Druck.
So mussten sich Ärzte, die bei den Protesten in der Türkei Verletzte versorgt haben, später vor Gerichten für diese Hilfe verantworten, berichtete Kloiber. Aber auch in Deutschland wurde vergangenes Jahr eine Notärztin im Einsatz erschossen.
Von Gewalt und staatlicher Unterdrückung gegen Ärzte und medizinisches Personal berichtete Dr. Oleg Musii, der als Arzt auf dem Maidan in Kiew die ärztliche Notversorgung der Demonstranten organisierte.
Musii baut ärztliche Selbstverwaltungsstrukturen in Ukraine auf
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Die "offizielle Medizin", wie er sie bei einem Gespräch in Frankfurt im Rahmen des Ärztetages nannte, stand in den ersten Wochen auf der Seite der ehemaligen Regierung und kümmerte sich nicht um verletzte Demonstranten.
"So haben wir rund 1000 Leute gerettet. Viele, die wir nicht retten konnten, hatten Schusswunden am Kopf oder in der Herzregion", so Musii.
Nach dem Umsturz in der Ukraine war Musii im ersten Kabinett von Ministerpräsident Jazenjuk Gesundheitsminister. Von dem Amt trat er im Dezember 2014 zurück, ist nun Parlamentsabgeordneter und stellvertretender Vorsitzender des Gesundheitsausschusses.
Wie bereits vor den Unruhen in der Ukraine, ist Musii wieder der Präsident des ukrainischen Ärzteverbandes. Ärzte in der Ukraine bekommen nach seinen Angaben ein staatliches Gehalt von 100 Euro. Viele Ärzte müssen 50 Prozent der Behandlungskosten von Patienten verlangen.
Derzeit bemüht sich Musii, Selbstverwaltungsstrukturen in der Ukraine aufzubauen, wie er im exklusiven Video-Interview mit der "Ärzte Zeitung" berichtete.
Vorbild sei auch die BÄK, die sich dort seit 2007 am Aufbau von Strukturen und der Integration der Verbände beteiligt. (bee)