Blick ins Ausland

Großbritannien nah dran an Corona-Herdenimmunität

Die Briten behalten das hohe Impftempo gegen COVID-19 bei: Angesichts einer 7-Tage-Inzidenz von 24 könnte das Land im Juni den Lockdown beenden. Die NHS-Ärzte ächzen derweil unter ihrer Belastung,

Arndt StrieglerVon Arndt Striegler Veröffentlicht:
Die 90-jährige Margaret Keenan war am 8. Dezember 2020 die erste Britin, die gegen Corona geimpft wurde. Mittlerweile sind auf der Insel mehr als 50 Millionen Erst- und Zweitimpfungen verabreicht worden.

Die 90-jährige Margaret Keenan war am 8. Dezember 2020 die erste Britin, die gegen Corona geimpft wurde. Mittlerweile sind auf der Insel mehr als 50 Millionen Erst- und Zweitimpfungen verabreicht worden.

© dpa

London. Knapp 70 Prozent der Bürger in Großbritannien haben inzwischen Antikörper gegen SARS-CoV-2. Ärzte und Gesundheitspolitiker in Großbritannien reagierten erleichtert auf die Zahlen. Auch die Lage auf den Intensivstationen in Großbritannien hat sich deutlich beruhigt. Dort wurden – Stand 26. April – noch 227 Patienten mit COVID-19 auf Intensivstationen behandelt. Die 7-Tage-Inzidenz liegt auf der Insel am Freitag bei rund 24 (Deutschland: 153). Nur die Hausarztpraxen und Impfzentren im Königreich haben nach wie vor Hochbetrieb.

Wie das Office for National Statistics (ONS) mitteilte, sei das Land mit „knapp 70 Prozent Antikörper bei Erwachsenen“ dicht an der Herdenimmunität. Einer der Hauptgründe für diese positive Entwicklung sei „der große Erfolg der Impfkampagne“. Angaben des Londoner Gesundheitsministeriums zufolge wurden bislang mehr als 50 Millionen Erst- und Zweitdosen verimpft.

Hausarztpraxen impfen bereits seit Februar

In den Hausarztpraxen des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) können sich Patienten bereits seit Ende Februar gegen das Coronavirus impfen lassen. Das Impfangebot erfreut sich bei Patienten großer Beliebtheit, da es unter anderem den Vorteil relativ kurzer Anfahrtswege hat.

„Einer der wenigen Nachteile, sich in der Hausarztpraxis statt im Impfzentrum impfen zu lassen, ist die Tatsache, dass wir Patienten nicht schon bei der Erstimpfung den genauen Termin für die Zweitimpfung mitteilen können“, so die Londoner Hausärztin Dr. Sarah Cross. Grund dafür sei, dass die Praxen oftmals kurzfristig neuen Impfstoff-Nachschub geliefert bekämen. Das erschwere die Planung in den Praxen. Im Vergleich dazu erhalten Patienten in Kliniken und Impfzentren bereits bei der Buchung ihres ersten Impftermins ein Datum für die zweite Impfung.

Impfungen rund 16 Stunden am Tag

Während sich die Lage im stationären Sektor nicht zuletzt wegen der drastisch gesunkenen Infektions- und Erkrankungszahlen von Tag zu Tag mehr entspannt, berichten viele NHS-Hausärzte über Arbeitszeiten von 16 Stunden oder mehr. „Wir halten unsere Praxis sechs Tage pro Woche von 7 Uhr morgens bis 22 Uhr abends geöffnet, um so viele Patienten wie möglich so schnell wie möglich impfen zu können“, so Hausärztin Cross.

Nach Angaben von Premierminister Boris Johnson hat Großbritannien außerdem 60 Millionen neue Dosen des Impfstoffs von BioNTech-Pfizer für den Herbst bestellt, „um auf eine mögliche vierte Welle besser vorbereitet zu sein“. Das Land sei auf gutem Weg, damit am 21. Juni „alle“ Lockdown-Maßnahmen aufgehoben werden könnten, so der Regierungschef.

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