Notfallversorgung

Henke warnt vor zu viel Theorie

Der Sachverständigenrat hat gesprochen. Klinikärzte zeigen sich jedoch skeptisch.

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BERLIN. Der Vorsitzende des Marburger Bundes (MB), Rudolf Henke, hat vor zu viel Theorielastigkeit bei einer Neuordnung der Notfallversorgung gewarnt. "Theorie und Praxis sind nicht dasselbe: Deshalb muss bei jeder Neukonzeption auch zwingend mit berücksichtigt werden, wie neue Strukturen mit Leben gefüllt werden können", hat Henke die Empfehlungen des Sachverständigenrats Gesundheit vom Donnerstag kommentiert.

Henke: Personalbedarf beachten!

Zentrale Anlaufstellen und ein koordiniertes Vorgehen der Beteiligten können die Notaufnahmen der Krankenhäuser entlasten, sagte Henke. Die von den Sachverständigen vorgeschlagene Rund-um-die-Uhr-Versorgung in Integrierten Notfallzentren (INZ) werfe allerdings die Frage nach den personellen Ressourcen auf.

Der Sachverständigenrat hatte in der vergangenen Woche erste Einblicke in ein Gutachten gewährt, das auch die Notfallversorgung zum Thema hat (die "Ärzte Zeitung" berichtete). Er empfiehlt eine nahtlose Verzahnung von ärztlichem Bereitschaftsdienst, Notfallambulanzen und ärztlichen Bereitschaftsdiensten. An den Krankenhäusern sollten die Portalpraxen zu INZ als organisatorisch-wirtschaftlich eigenständigen Einheiten weiterentwickelt werden. Träger könnten Kassenärztliche Vereinigungen und Kliniken gemeinsam sein. Betrieben werden sollten die INZ jedoch in der Regie der KVen, um Anreize für die stationäre Aufnahme zu vermeiden.

Kliniken sollen Kröten schlucken

Eine von KVen dominierte Struktur in den Krankenhäusern, die zudem über einen separaten, aus ambulanten und stationären Budgets bereinigten Finanzierungstopf verfügen könnte, stößt auf der Krankenhausseite nicht auf begeisterte Zustimmung. Eine Triage durch die Klinik alleine führe zu einem Interessenkonflikt, sagte der Sachverständige Professor Jonas Schreyögg. KBV-Chef Dr. Andreas Gassen betonte hingegen, dass in den INZ Behandlungsbedarfe medizinisch geklärt werden sollten und nicht nach Trägerschaft.

Das Konzept des Sachverständigenrats sieht zudem vor, die Zahl der Notfallambulanzen in den Kliniken abzuschmelzen. Es wird erwartet, dass die Vorschläge des SVR nach den Wahlen zügig Thema in den Koalitionsverhandlungen – gleich in welcher Farbenkombination – werden dürften. (af)

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Kommentare
Dr. Jürgen Schmidt 11.09.201706:20 Uhr

Alles nicht so einfach

Bei der angedachten Konzeption wird vermutlich ein niedergelassener Arzt " gemeinsam" mit einem Klinikarzt über Aufnahme oder ambulante Versorgung entscheiden. Dies führt zu vielfachen berufsrechtlichen und Haftunsproblemen, wenn keine eindeutigen Regln geschaffen werden. Soll der niedergelasen Arzt etwa als "gatekeeper" vor dem Krankehaus installiert werden ? Wer überstimmt ggfls wen ?
Das Konzept einer sozusagen inegrierten Notfallambulanz klingt gut, zieht aber wegen seiner mehrfach sensiblen Funktion einen Ratenschwanz von Probleme mit sich.
Im Übrigen glaubt doch wohl keiner, dass sich die Kliniken eine Einnahmequelle nehmen lassen, ohne Umgehungsstrategien auszudenken.

Die Nchdenklichkeit des MB-Präsidenten Henke ist berechtigt.

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