Flüchtlinge

Hohe Hürden auf dem Arbeitsmarkt

Kliniken und Pflegeheime suchen dringend Mitarbeiter. Gerne würden sie qualifizierte Flüchtlinge einstellen. Doch die berufliche Qualifikation wird nicht registriert.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:

KIEL. Die Integration von Flüchtlingen in den Gesundheits-Arbeitsmarkt gelingt nur schleppend. Schnelle Lösungen sind nicht in Sicht. Als Hürden haben Arbeitgeber im Gesundheitswesen neben der Sprache die Registrierung der beruflichen Qualifikation ausgemacht.

"Der Staat ignoriert die Registrierung der beruflichen Qualifizierung", sagte Dr. Yazid Shammout auf dem Kongress Vernetzte Gesundheit in Kiel. Der Geschäftsführer der Dana-Senioreneinrichtungen musste zwei Stationen schließen, weil ihm das Pflegepersonal fehlt. Sein Ziel, kurzfristig 25 Flüchtlinge einzustellen, scheiterte, weil die beruflichen Qualifizierungen nicht erhoben werden. Shammout sieht darin ein bedeutendes Hemmnis für die Integration: "Die gelingt nicht im Flüchtlingslager", sagte Shammout in Kiel.

Das gleiche Manko bestätigte Dr. Franz Bartmann. Der Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein vermisst einen Überblick über die Zahl der nach Deutschland flüchtenden Ärzte. Ohne Kenntnis der beruflichen Qualifikation können die Kammern diese auch nicht prüfen und anerkennen.

Bartmann berichtete in Kiel aber von persönlichen Initiativen von Ärzten, die Kollegen in Flüchtlingslagern helfen und sie zur Ärztekammer vermitteln. "So ist ein Netzwerk entstanden. Formal ist aber nichts passiert", sagte Bartmann.

Für Arbeitgeber bedeutet die Integration von Flüchtlingen einen deutlichen Mehraufwand. Nach Erfahrungen von Ameos-Chef Michael Dieckmann steht fest: "Man muss sich um jeden Fall individuell kümmern, sonst gelingt die Integration nicht."

Umfangreiche Erfahrungen mit der Integration ausländischer Beschäftigter hat das Universitätskrankenhaus Schleswig-Holstein (UKSH). Von den 13 000 Mitarbeitern kommen 1100 aus anderen, insgesamt 112 Staaten. Vorstandschef Professor Jens Scholz berichtete, dass sich viele von ihnen schon Jahre vor der Einreise und Aufnahme der Arbeit in Deutschland sprachlich qualifizieren.

Die Erwartung, dass Flüchtlinge die erforderlichen Sprachkenntnisse in einem Crashkurs innerhalb von drei Monaten erwerben könnten, hält er für unrealistisch. Zusätzliches Problem bei den Flüchtlingen sind die oftmals fehlenden Papiere. Bei manchen seien das Alter, die Schreibweise des Namens und die Qualifizierung unbekannt. "Das zu erheben ist nicht Aufgabe der Kliniken, sondern des Staates", sagte Scholz.

Einig waren sich die Arbeitgeber mit Schleswig-Holsteins Wirtschafts-Staatssekretär Dr. Frank Nägele, dass Behörden und Arbeitgeber besser kooperieren könnten. Nägele hält einen Mehraufwand für die Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt insbesondere für große Unternehmen für vertretbar: "Sie führen so große Unternehmen, dass Sie sich Personalentwicklung leisten können", sagte er an die Adresse der Klinikchefs.

Kleine Betriebe könnten diesen Aufwand nicht betreiben.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Integration und Qualifikation

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