Reform des Notfalldienstes

KVWL reduziert Zahl der Fahrdienste

In Westfalen-Lippe müssen die Niedergelassenen künftig weniger Fahrdienste übernehmen. Zudem setzt die KV Westfalen-Lippe auf eine Optimierung der 116 117 und die Verknüpfung mit der 112.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Entlastung bei den Diensten für Niedergelassene: KVWL-Vorsitzender Dr. Dirk Spelmeyer berichtete den KV-Vetretern am Samstag über die Pläne der KV für die Versorgung im Notfalldienst.

Entlastung bei den Diensten für Niedergelassene: KVWL-Vorsitzender Dr. Dirk Spelmeyer berichtete den KV-Vetretern am Samstag über die Pläne der KV für die Versorgung im Notfalldienst.

© Fabian Strauch / dpa / picture alliance

Dortmund. Die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) organisiert den Notfalldienst um. Sie hat den Fahrdienst neu ausgeschrieben und die Zahl der Dienste deutlich reduziert. Zudem setzt sie auf eine Verknüpfung der Patientenservice-Hotline 116 117 mit der 112 der Rettungsleitstellen.

Durch die Neuausschreibung der Fahrdienste spart die KVWL rund 15 Millionen Euro ein, berichtete der Vorstandsvorsitzende Dr. Dirk Spelmeyer am Samstag auf der Vertreterversammlung. Die drei Regionen, in denen bislang der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) den Fahrservice übernommen hat, werden künftig von drei Unternehmen bedient: ASB RV OWL, Hagelstein Rettungsdienst und WISAG WeCare.

Spelmeyer musste die Hoffnungen mancher Niedergelassener enttäuschen, dass die monatliche Notdienstpauschale von 200 Euro jetzt sinkt. Den Einsparungen stünden Kostensteigerungen gegenüber. „Wir können den Betrag nicht absenken, aber wir brauchen ihn auch nicht anzuheben“, sagte er.

Motivation für den Nachwuchs, sich niederzulassen

Die gute Nachricht: „Die Kolleginnen und Kollegen müssen fast 10.000 Fahrdienste weniger machen als bisher.“ Die Zahl der Sitzdienste in den Praxen der Kinderärzte sinke um 1.000.

„Ich denke, dass das junge Kolleginnen und Kollegen motiviert, sich in Westfalen-Lippe niederzulassen“, betonte der KVWL-Chef. Es gebe künftig vier bis sechs Dienst im Jahr und die Möglichkeit, sie an Poolärzte abzugeben. Zudem sei der Kostenrahmen nach wie vor moderat.

Die KVWL befindet sich nach seinen Angaben in sehr guten Gesprächen mit dem nordrhein-westfälischen Gesundheitsministerium über eine Kooperation der 116 117 und der 112. Diese Zusammenarbeit der beiden Anlaufstellen bei Notfällen werde sowohl von der Politik in Land und Bund als auch von den Bürgerinnen und Bürger erwartet.

„Wir haben eine enge telefonische Anbindung zwischen vielen Leitstellen und uns erzielt“, berichtete er. Durch gegenseitige Besuche habe man sich kennengelernt. Das sei wichtig, um Vertrauen zu schaffen und den kurzen Dienstweg beschreiten zu können.

Die 116 117 wird digitalisiert

Zudem wird nach seinen Angaben die 116 117 optimiert. Durch eine neue Ansage würden Tausende von Anrufen vermieden, bei denen sich die Menschen bislang nach Dingen erkundigt hätten, für die die KVWL gar nicht zuständig sei, etwa Anfragen zu Apotheken und Zahnärzten.

„Wir haben einen neuen Online-Terminbuchungsservice geschaffen“, sagte Spelmeyer. Auch gibt es online über 116117.de einen „Patienten-Navi“ zur Selbsteinschätzung. Kurz vor dem Abschluss steht eine App für die Ärztinnen und Ärzte im Fahrdienst, über die ihnen Informationen von der Hotline direkt aufs Handy gespielt werden. Das alles sei erst der Beginn der Digitalisierung der 116 117, den die KVWL noch deutlich vorantreiben wolle, betonte er.

Die Akutversorgung über die 116 117 soll stärker mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst verknüpft werden. Sowohl während der Praxisöffnungszeiten als auch außerhalb sollen die Patientinnen und Patienten nach der medizinischen Ersteinschätzung in die jeweils richtige Versorgungsebene gesteuert werden: die Vertragsarztpraxis, eine Videosprechstunde, die Notfalldienstpraxis, den Fahrdienst im ärztlichen Bereitschaftsdienst oder die Notfallambulanz im Krankenhaus.

An das System MediRIG (Medizinische Ressourcen im Informationssystem Gefahrenabwehr Nordrhein-Westfalen), über das Rettungswagen in die jeweils richtigen Krankenhäuser geleitet werden, soll künftig auch die ambulante Versorgung angedockt werden, berichtete Spelmeyer. Ziel sei es, Patienten in die richtige Notfallpraxis oder in Partnerpraxen zu leiten.

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