Klinikhygiene
Kampf gegen Keime hat viele Facetten
Werden in einer Klinik gefährliche Keime gefunden, drohen erhebliche wirtschaftliche Folgen.
Veröffentlicht:OFFENBACH. Der Kampf gegen Keime hat eine enorme Dimension. Für jede einzelne Klinik, aber auch in der nationalen und internationalen Politik. Das hat sich kürzlich beim "Zukunftskongress Krankenhaus" in Offenbach gezeigt.
"Die Schließung einzelner Stationen wegen Keimbelastungen hat erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen auf das ganze Haus", ist die Erfahrung von Professor Wolfgang Holzgreve. "Das ganze Krankenhaus hängt daran, dass es im Klinikbereich gut läuft", berichtete der Vorstandsvorsitzende der Uniklinik Bonn beim Kongressforum "Strategien zum Hygienemanagement".
Holzgreve weiß, wovon er spricht: Im Sommer 2013 musste die Intensivstation der Bonner Uniklinik geschlossen werden, weil bei Routineuntersuchungen der besonders gefährliche Keim Acinetobacter baumanii entdeckt worden war.
Zur Verbesserung der Klinikhygiene müssten vor allem die Patienten stärker eingebunden werden, fordert Professor Axel Kramer, Direktor des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin an der Universität Greifswald. Diese fürchteten sich zu viel und oft vor den falschen Aspekten, stellt er immer wieder fest. Ein Basiswissen über Klinikhygiene bekämen Patienten weder in der Schule noch aus den Medien. Wichtig sei es deshalb, sie über Verbreitungswege und geeignete Präventionsmaßnahmen in einer Sprache aufzuklären, die sie verstehen und die sich ihnen zuwende. "Patienten müssen eingebunden und als kooperative Partner gewonnen werden", so Kramer.
Er präsentierte in Offenbach eine Reihe von Möglichkeiten, wie das geschehen kann: einen leicht verständlichen Aufklärungsfilm, Patientenbroschüren, Checklisten, die Ausgabe von Antibiotikapässen. Auf dem Pass ist die Gabe von Antibiotika mit der Diagnose verzeichnet, eventuell aufgetretene Nebenwirkungen, Risikofaktoren für eine MRE-Trägerschaft, Ergebnisse von Screening-Untersuchungen und Nachweise von Erregern mit besonderer Resistenz. "Damit dient der Pass zur Unterstützung von Diagnostik- und Therapieentscheidungen", so Kramer.
Bei der Verbesserung der Klinikhygiene dürfe man aber nicht bei nationalen Strategien stehen bleiben, forderte Dr. Regina Klakow-Franck, Unparteiisches Mitglied des Gemeinsamen Bundesausschusses. Konzertierte Aktionen und eine globale Vernetzung seien bei diesem Thema besonders wichtig. (chb)