Arzneimittelpreise
Kanzleramt sagt Hilfe für neuentwickelte Antibiotika zu
Das Kanzleramt signalisiert Unterstützung des Pharmadialogs – der neue vfa-Chef Steutel verteidigt die Preise. Sind Arzneimittel ihren Preis wert?
Veröffentlicht:
Neue Arzneimittel und ihre Preise: Ein scheinbar ewiges Diskussionsthema. Die Bundesregierung glaubt, dass das Mischpreissystem keine Zukunft habe.
© Boehringer Ingelheim
BERLIN. Das Bundeskanzleramt steht hinter den Ergebnissen des Pharma-Dialogs. Die Preisbildung bei Antibiotika sei nicht geeignet, Anreize zur Forschung an neuen Wirkstoffen auszulösen, sagte der Staatsminister im Kanzleramt, Dr. Helge Braun, bei einer Veranstaltung des Verbands forschender Pharmaunternehmen (vfa) am Donnerstagabend in Berlin.
Die Regierung werde sich auf EU-Ebene dafür einsetzen, die Patentlaufzeiten für neue Antibiotika zu verlängern. Die Förderzusage für die Grundlagenforschung stehe zudem. Die Bundeskanzlerin werde die Resistenzbildung zu einem der Themen der deutschen G20-Präsidentschaft im kommenden Jahr erheben, kündigte Braun an.
Staatsminister Braun: Keine Zukunft für Mischpreissystem
Dem aktuellen Mischpreissystem für Medikamente sprach Braun die Zukunftsfähigkeit ab. Ferner kritisierte er die Anwendung der Arzneien durch Ärzte, die neue Medikamente relativ breit bei gut und weniger gut dafür geeigneten Patienten einsetzten.
Für ein optimiertes Gesundheitswesen würden sehr individuelle Therapieansätze immer wichtiger. Das müsse sich im geplanten Arzt-Informationssystem abbilden. Es könne nicht sein, dass hohe Preise für Anwendungen bezahlt würden, die für Patienten nicht ideal seien. Darüber müsse bei der Fortsetzung des Pharmadialogs gesprochen werden.
vfa: Forschung wird nicht billiger werden
Auf einen Zusammenhang zwischen hohen Preisen für Arzneiinnovationen und therapeutischen Durchbrüchen in der Forschung wie bei den neuen Hepatitis-C-Präparaten und in der Immunonkologie wies der neue Vorstandsvorsitzende des vfa, Han Steutel, hin. Die Forschung werde in der Zukunft nicht billiger zu haben sein als bislang. Das wecke Emotionen, dürfe aber die Diskussion nicht totschlagen, sagte Steutel.
Arzneimittelpreise seien aktuell ein gesellschaftliches Problem, bemerkte Steutels Vorgänger im Amt des Vorsitzenden und Nachfolger im Amt des stellvertretenden Vorsitzenden, Dr. Hagen Pfundner. Es sei die Verpflichtung der Industrie, der Gesellschaft zu erklären, warum die Arzneien ihre Preise wert seien. (af)